Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Eine kaleidoskopische Darstellung des neunzehnten Jahrhunderts“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Auf der Slackline des Lebens“: Kann ihre Protagonistin die Gesellschaft der Singularitäten noch zusammenhalten? Heike Geißlers Bewusstseins-Roman Die Woche begegnet einer zerrissenen Welt mit einer zerrissenen Erzählung. „Liest sich wie ein entfesselter Essay. Ist eigentlich aber ein atemraubend nuancierter, seltsam überdrehter und wunderbar eigensinniger Lagebericht (…)“
Heike Geißler, Die Woche (Suhrkamp Verlag)

„Widersprüche wusste sie gut auszuhalten“: Alles unter dem Stern des Idealismus: Joachim Radkau beschreibt das Leben der Malwida von Meysenbug. „Trotz ihres stattlichen Umfangs bietet die Biographie anregende Lektüre. Zur ihrer Lesbarkeit trägt auch bei, dass Radkau nicht rein chronologisch vorgeht, sondern mit Vor- und Rückblenden arbeitet. So gelingt ihm tatsächlich eine kaleidoskopische Darstellung des neunzehnten Jahrhunderts, in deren Zentrum der Weg einer überaus interessanten Frau steht.“
Joachim Radkau, Malwida von Meysenbug. Revolutionärin, Dichterin, Freundin. Eine Frau im 19. Jahrhundert (Hanser Verlag)

„Mensch, hau ab!“: Einer ist an allem Schuld: der Mensch. Aber daraus kann man Literatur machen. Nikolai Vogels Anthropozän-Gedichte sind Beispiele engagierter Gegenwartslyrik. „Auch wenn nicht alle von Vogels Gedichten eine solche Poetik des Kippens ent­halten und so engagierte Wut-Wucht entfalten, bleibt der Band schon wegen dieses fordernden Gedicht­titels im Gedächtnis: Der Mensch muss handeln (‚Mensch, mach‘) – oder verschwinden: ‚(dass du wegkommst!)'“
Nikolai Vogel, Anthropoem. Gedichte (Black Ink Verlag)

„Dämliche Ehrfurcht“: Leïla Slimani hat sich nachts im Museum einsperren lassen und notiert, was dabei in ihr vorging. „Ihre Stärke lag schon immer mehr in der konkreten Personen- und Situationszeichnung als im breiten Ideen- und Handlungspanorama. Wenn ihr im Museum plötzlich das Bedürfnis zum Rauchen kommt, erinnert sie sich an all die Schnippchen, die sie in den Hotelzimmern rund um die Welt dem Rauchverbot schlug.“
Leïla Slimani, Der Duft der Blumen bei Nacht (aus dem Französischen von Amelie Thoma; Luchterhand)

„Was für ein Leben“: Anne Beaumanoir opferte dem Kampf gegen die Unterdrückung fast alles. Jetzt ist sie gestorben. Ein Nachruf von Anne Weber. „Am 4. März 2022 ist Anne Beaumanoir in Quimper gestorben. (…) Ihr Leben lang hat Anne Beaumanoir gegen Fremdherrschaft, gegen imperialistischen Eroberungsdrang aufbegehrt. Von dem Krieg, durch den sich derzeit Russland die Ukraine unterwerfen will, hat sie nichts mehr erfahren.“
Anne Weber ist Schriftstellerin. Für ihren Roman Annette, ein Heldinnenepos, der in freien Versen das Leben von Anne Beaumanoir erzählt, wurde sie mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

„Eine Art Normalität“: Die Lit.Cologne startet voll bestuhlt – trotz Inzidenz 2000. „Dass Corona, für den Moment, einer Art Normalität Platz macht, ist übrigens nicht zuletzt daran abzulesen, dass die allabendlichen, legendär geselligen Treffen der Teilnehmer im Kölner Schokoladenmuseum ebenfalls wieder steigen können.“

 

„Die Täter schützen“: Am roten Strand, Jan Costin Wagners zweiter Krimi um den pädophilen Ermittler Ben Neven. „Was aber auch Am roten Strand aus der Spannungsroman-Masse heraushebt, das ist die so nuancierte wie differenzierte Figurenzeichnung, die bei der des mit sich und seiner pädophilen Neigung kämpfenden Ben Neven noch lange nicht aufhört.“
Jan Costin Wagner, Am roten Strand (Galiani)

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