Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Torben Vagts?

Seit Nikolaustag fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2024 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet  Torben Vagts, Marketingleiter bei Libri, unseren „anderen“ Fragebogen.

Torben Vagts

Welcher Tag war Ihr schönster diesem Jahr?

Am 17.11. haben sich viele Mitarbeiter*innen von Libri beim bundesweiten Vorlesetag engagiert. Auch ich hatte mit 5 Kinderbüchern im Gepäck eine Kita in Hamburg besucht und für zwei Stunden verschiedenen Gruppen vorgelesen. Die Spannung, der Spaß, das Kribbeln im Kopf der Kinder beim Vorlesen ist nicht zu toppen. Dieser Tag gehörte definitiv zu den schöneren Tagen 2023.

Worüber haben Sie sich 2023 am meisten geärgert?

Mich macht die subjektive Wahrnehmung fuchsig, dass sozial- und umweltpolitisch mehr Krisen entstehen als gelöst werden. Klimaschädliche Wirtschafts- und Lebensmodelle, die aktuelle PISA-Studie, die Gleichstellung der Geschlechter, um einmal drei zu nennen. Praktikable Lösungsansätze liegen vermeintlich so nah und politisch offensichtlich doch so fern. Diese Ohnmacht ärgert mich bisweilen.

Was war 2023 Ihr schönster Erfolg?

Beruflich: natürlich mein Start bei Libri.

Und Ihr traurigster Misserfolg war?

Meine Tochter hatte mich gefragt, ob ich für sie einen Handstand machen kann. Ich bin gescheitert und bin froh, dass neben einem zerbrochenen Bilderrahmen nichts Schlimmeres passiert ist. Das war auf so vielen Ebenen ein ziemlich trauriger Misserfolg.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Der Besuch einer Buchhandlung macht glücklich. Somit gehe ich immer glücklicher aus einer Buchhandlung raus, als ich reingegangen bin. In diesem Jahr war aber mein persönliches Highlight die Reuffel-Buchhandlung in Koblenz, in der ich einen Tag hospitieren durfte – die Herzlichkeit des Teams und die Kompetenz und Leidenschaft, mit der Kund*innen beraten werden, zeigte mir wieder einmal, in was für einer außerordentlich tollen Branche wir arbeiten dürfen.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Davon, dass KI Arbeitsplätze gefährdet. Der technologische Fortschritt wird sich nicht aufhalten lassen und wir sind gut beraten, diese Entwicklung positiv zu begleiten und für uns aktiv mitzugestalten.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Ich würde mich freuen, wenn wir noch viel mehr Berichte über das Engagement rund um die Leseförderung lesen. Es gibt so viele wertvolle Initiativen in der Buchbranche, die noch bekannter gemacht werden sollten, um die Unterstützerzahl zu erhöhen. Ein Thema, welches mich persönlich beschäftigt, aber auch zu einem meiner Schwerpunkte bei Libri gehört.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Schnaps zum Käsefondue.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Schnaps zum Käsefondue.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Ich kann mich nicht entscheiden. Dafür waren die Bücher zu unterschiedlich und trotzdem jedes Einzelne wertvoll zu lesen. „4.000 Wochen“ von Oliver Burkeman (Piper) und „Die dunkle Seite des Mondes“ von Martin Suter (Diogenes) haben mich aber besonders beschäftigt. Im Grunde ist es aber immer das Buch, das ich aktuelle lese, was mir besonders viel Freude macht: jetzt „Fourth Wing“ von Rebecca Yarros (dtv).

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Wie jedes Jahr: Regeln für einen Ritter von Ethan Hawke (Kiepenheuer & Witsch). Ein Ritter schreibt in der Nacht vor einer Schlacht, aus Sorge, dass er seine 4 Kinder nicht mehr wiedersieht, einen langen Brief, um mit ihnen seine Werte fürs Leben zu teilen und worauf es im Leben wirklich ankommt.

Von wem würden Sie gern auch mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Sheldon Cooper.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie eigentlich gern beantwortet?

Haben Sie eine Geschenkidee zu Weihnachten?

Hier können Sie die auch beantworten:

Klar! Schüler*innen haben mir von einem Geschenketrend für Bücher erzählt: sie lesen ein Buch und suchen dann beim Lesen Momente, Dinge, Besonderes, die sie mit dem Buch zusammen verschenken können, um z. B. mehr Sinne bei den Leser*innen anzusprechen. Also wenn zum Beispiel auf Seite 245 etwas von einer Schokolade steht, notieren sie die Seitenzahl und besorgen eine Schokolade. Und so suchen die Schüler*innen 4-5 Stellen im Buch und verschenken das Buch dann als Package mit den Dingen, die der/die Beschenkte dann erst auf der entsprechenden Seite auspacken darf. Eine sehr schöne Geschenkidee zu Weihnachten, wie ich finde.

Gestern antwortete Philipp Keel, morgen fragen wir Thomas Montasser

 

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