Gestern hat der Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in seiner 352. Sitzung darüber beraten, wie die Zukunft der BAG Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft gesichert und gestiegenen Kundenansprüchen entsprochen werden kann.
Insgesamt ist ein profitabler und kundenorientierter Betrieb zukünftig nur mit hohen Investitionen, großem Abrechnungsvolumen und Kompetenz im Finanzdienstleistungssektor möglich, heißt es nun in einer Pressemitteilung. Als Optionen für die Umsetzung kommen die Fortführung der BAG durch die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH in Frage, die hohe Investitionen voraussetzt, oder die Übertragung des elektronischen Abrechnungssystems auf einen strategischen Partner. Dieser müsste die Geschäfte im Sinne des Börsenvereins fortführen, insbesondere das Junktim beibehalten.
Der Hintergrund: Seit im Jahr 2007 die Hauptversammlung beschlossen hat, die BAG zu retten, haben sich die Verhältnisse stark gewandelt. Die fortschreitende Durchdringung der Buchbranche mit leistungsfähigen IT-Systemen hat die Wettbewerbssituation verändert. Die Ansprüche der Teilnehmer am BAG-Abrechnungsverfahren sind über die Basisleistung des Clearings hinaus deutlich gewachsen. Mittlerweile werden weitere Produkte und Dienstleistungen wie Factoring, Forderungsabsicherung, Finanzdienstleistungen, moderne Schnittstellen und stärkere Information nachgefragt.
Zudem wurde die Sondererlaubnis der BaFin aufgehoben, die der BAG bislang gestattet hat, das Clearinggeschäft ohne aufsichtsrechtliche Vorgaben zu betreiben. Sie fällt nunmehr unter das „KWG light“ und muss Anforderungen aus dem Kreditwesengesetz erfüllen, die erhebliche Investitionen und massive Umstrukturierungen nach sich ziehen würden. Der Aufbau notwendiger Zusatzprodukte und Dienstleistungen sind Teil des strategischen Geschäftsentwicklungsplans der BAG, doch Finanzdienstleistungen wie Factoring, Delkredere und Kreditvergabe müssen durch strategische Partner aus dem Bankbereich erbracht werden. Die BAG selbst verfügt nicht über die notwendigen Lizenzen.
Vor diesem Hintergrund und den mehrfachen Äußerungen in der Branche, dass ein defizitäres Abrechnungsgeschäft nicht tragbar sei, hatte der Aufsichtsrat der BBG die Geschäftsführung der BAG beauftragt, sämtliche Optionen zur Zukunftssicherung der BAG – einschließlich der Übertragung des elektronischen Abrechnungssystems auf einen strategischen Partner – zu prüfen:
1. Die Fortführung der BAG durch die MVB. Voraussetzung wäre die Bereitschaft von Gesellschaftern und Aufsichtsrat, hohe, risikobehaftete Investitionen zu tragen.
2. Die Auswahl eines strategischen Partners, der die Geschäfte der BAG im Sinne der Mitglieder des Börsenvereins fortführt (u.a. Neutralität, Beibehaltung des Junktims, günstige Preisgestaltung für Mitglieder, Mitspracherecht des Börsenvereins), solide und finanzkräftig ist, Kompetenz im Abrechnungsbereich mit großem Abrechnungsvolumen hat und die Anforderungen der BaFin erfüllt (Vollbanklizenz, Angebot zusätzlicher Finanzdienstleistungen).
Die Geschäftsführung der MVB führt seit Beginn des Jahres Gespräche mit möglichen strategischen Partnern. In seiner Sitzung am 12. Mai wird der Aufsichtsrat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft mbH (BBG) konkrete Schritte beschließen. Der Vorstand wird danach seine Empfehlung aussprechen und um ein Votum der 185. Hauptversammlung am 11. Juni 2010 zu den möglichen Varianten bitten. Soweit es der Verhandlungsstand zulässt, wird der Vorstand im Vorfeld der Hauptversammlung die Branche eingehend informieren.
Wir vermuten: Der Partner wird wohl die DZB Bank sein. Sie wollte schon 2007 die BKG kaufen, damals wg. der Lizenz. Das Konzept könnte einem bereits 2007 vorgeschlagenen Modell ziemlichh ähnlich sein…