Wie die Friedrich Hechelmann und Schloss Isny Kunst- und Kulturstiftung mitgeteilt hat, ist Friedrich Hechelmann am 27. August 2024 nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Ein Nachruf:
„Wir von der AVA international, seiner Literaturagentur, trauern um Friedrich Hechelmann, den begnadeten Künstler, der seine eigene poetische Welt erschaffen hat, den guten Freund, den wir seit über 40 Jahren die Ehre und Freude hatten zu begleiten, einen Menschen, mit einem riesengroßen Herz. Ohne ihn wird die Welt ärmer sein.
Friedrich Hechelmann, Maler des Phantastischen Realismus, Filmemacher, Buchillustrator und Buchautor, wurde am 28. Februar 1948 in Isny in eine stadtgeschätzte Kaufmannsfamilie hineingeboren. Schon als junger Mann steckte er voller Tatendrang und Fleiß. Dies zeigte sich an seinen Studienjahren: Von 1965 bis 1969 besuchte er die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Seine Ausbildung setzte er dann von 1969 bis 1972 an der Akademie der bildenden Künste Wien fort. Als Meisterschüler durfte er dort von Rudolf Hauser, einem bedeutenden Vertreter des Phantastischen Realismus, lernen. In seinem Abschlussjahr erhielt er den Preis der Wiener Akademie, und stellte seine Werke zum ersten Mal für die Öffentlichkeit aus. Dies war der Beginn einer Ära – mit seiner immensen künstlerischen Schaffenskraft ist er weit über die Grenzen seiner Heimat hinweg bekannt und geschätzt.
Herausstechende Charaktereigenschaften Hechelmanns waren mitunter seine Herzlichkeit, sein Selbstbewusstsein und seine Zielstrebigkeit. Als großer Geschichtenerzähler unserer Zeit war er ein Visionär. Mit seiner Kunst entführte er die Betrachter seiner Werke stets in magische Welten. Er war ein bekennender Liebhaber des Hellenismus und der Renaissance sowie der Vergangenheit und des Mythischen. Diese Präferenz spiegelt sich in seinem persönlichen Stil wider, der von einem poetisch-mythischen Schwarz-Grün-Blau geprägt war. Daraus entstanden seine beeindruckenden Darstellungen von Natur, Umwelt und Wasser, mit deren Hilfe er seine „Ehrfurcht vor der Schöpfung“ ausdrückte.
Doch Hechelmann schuf nicht nur großartige Gemälde und Zeichnungen, sondern drehte auch Filme. 1980 erhielt er – um ein Beispiel zu nennen – von August Everding den Auftrag, die Verfilmung der Oper Hänsel und Gretel auszustatten. Darauf folgte 1981 die Gestaltung des Ouvertüren Prospekts der Rheingold-Verfilmung für Herbert von Karajans. Einen großen Erfolg feierte Hechelmann zudem mit dem von ihm gestalteten und konzipierten Film Ein Weihnachtstraum. Dieser wurde in mehr als 50 Ländern ausgestrahlt, und 1985 mit dem Prix Jean D’Arcy ausgezeichnet.
Als Illustrator feierte er 1972 erste Erfolge mit dem Märchenbuch Zwerg Nase. Im Verlauf seiner Karriere bebilderte er weitere Werke der Weltliteratur, so auch Nils Holgersson von Selma Lagerlöf (2013) oder Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare (2014). Auch die Illustrationen in Cornelia Funkes Geisterritter (2011) stammen aus seiner Feder. 1984 traf Hechelmann in Genzano di Roma auf den Schriftsteller Michael Ende. Diese Begegnung war der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Das Ergebnis präsentierte sich in Ophelias Schattentheater (1989). 2009 wurde Hechelmann dann mit der Illustrierung von Michael Endes berühmten Momo beauftragt. Für seine Leistung würdigte ihn 2010 die Stadt Troisdorf mit den Bilderbuchpreis. Ein wahres Meisterwerk war seine Bibelillustration im Auftrag des Pattloch Verlags (2004). Mit dieser umfangreichen und anspruchsvollen Arbeit reihte sich Hechelmann in die Tradition der Künstlerbibel ein. 2015 erweiterte Hechelmann sein künstlerisches Portfolio und erschuf 15 Engel und mythische Wesen aus Bronze. Zwei Jahre später schrieb und gestaltete er sein erstes literarisches Werk – den Märchenroman Manolito (2017). Es folgten die Bände Livia (2018) und Panthea (2021).
Die Natur war Hechelmanns Muse. Der Künstler lebte 30 Jahre lang auf einem Bauernhof im idyllisch gelegenen Schiedelhof inmitten der Hügel zwischen Isny und Weitnau. Dort realisierte er 1998 seinen Landschaftsgarten. 1993 erwarb er dann ein ehemaliges Schlossereigebäude in Kleinweiler-Hofen, das er renovierte. Sein Galerist Joseph Baschnegger eröffnete dort die von Hechelmann gestaltete Kunsthalle Schwaben. Ab 1999 plante er den Ausbau des mittleren Flügels des Schloss Isny, in dessen Räumlichkeiten seine Kunsthalle noch im selben Jahr umzog. Als sein Lebensgefährte Joseph Baschnegger 2007 verstarb, übermannte Hechelmann die Trauer und Einsamkeit, doch das künstlerische Wirken stützte Hechelmann in dieser schwierigen Zeit und er fand einen neuen Zugang zur Produktivität und Kreativität.
Trotz seines Erfolgs blieb Hechelmann zeitlebens bodenständig und war ein engagierter Förderer der Kunst. So richtete er die Kunsthalle Schwaben in Weitnau im Allgäu ein, gab Anstoß für die Europa-Akademie der Künste als Ausbildungsstätte für bildende Künstler in Isny und trat als Kurator auf. In der Kunsthalle Schloss Isny ist auch sein jüngstes Werk, Arbeiten aus weißem Seidenpapier, Weiße Bilder. Aus Licht und Schatten geboren (2023), in einer Dauerausstellung untergebracht. Damit gelang es ihm erneut, sein künstlerisches Schaffen auf eine höhere Ebene zu stellen. Trotz seiner kräftezehrenden Krankheit konnte er bis kurz vor seinem Tod am 27. August 2024 in Isny an seiner geliebten Kunst arbeiten.“