Aktion #BuchBrauchtMensch Akteur:innen aus der Kinderbuchbranche wenden sich gegen den Einsatz von KI

Illustration: Marina Halak @marina_halak_illustration

Erste Postings waren in den vergangenen Tagen bereits auf Instagram zu sehen: Unter dem Hashtag #BuchbrauchtMensch haben sich rund 200 Akteur:innen aus der Kinderbuchbranche zusammengeschlossen, um sich gegen den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Kinder- und Jugendbuch zu positionieren. In einer gemeinsamen Social-Media-Aktion mit Start am bundesweiten Vorlesetag weisen lllustrator:innen, Autor:innen, Blogger:innen und Übersetzer:innen auf die Risiken und die Gefahren von KI-generierten Werken hin.

Insbesondere kritisieren die Akteur:innen, dass KI-Modelle wie etwa das populäre „Midjourney“ oder „ChatGPT“ mit Bildern oder Texten trainiert wurden, die privat oder urheberrechtlich geschützt sind. Diese unrechtmäßige Verwendung habe für die Kreativschaffenden existenzielle Folgen. „Nutzer:innen der KI-Modelle können […] nicht nur Inhalte, sondern auch Namen und Stile von Künstler:innen benutzen, deren Werke gegen ihren Willen zum KI-Training verwendet wurden“, erklärt die Illustratorin Iris Luckhaus in einem Argumentationspapier, das sie für die Akteur:innen erstellt hat. „So entstandene Werke werden kommerziell verwertet, z.T. in direkter Konkurrenz zu den Originalen, die für das Training benutzt wurden. Die Urheber:innen erhalten dafür keinen Cent.“

Auch zeige eine Studie der Unesco, dass KIs rassistische und homophobe Klischees und Geschlechterstereotype (re)produzierten. Zudem sei das Training von KI-Modellen ein energieintensiver Prozess. Der Energieverbrauch von Rechenzentren werde durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz noch deutlich ansteigen – von derzeit vier bis fünf Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf rund 30 Prozent, wie Forschende schätzen (vgl. Tagesschau vom 23.10.23).

Initiiert hat den Social-Media-Flashmob die Kinderbuchbloggerin Eliane Fischer (@mintundmalve): „Wir möchten die Arbeit von Illustrator:innen und anderen Buchschaffenden, ihre Kreativität, ihren Sachverstand, ihr Können und ihr Herzblut als unermesslich wertvollen und einzigartigen Beitrag zu Kunst und Kultur in den Fokus rücken. Wir hoffen, dass alle Beteiligten sich Gedanken über die Nutzung von KI in der Kinder- und Jugendliteratur und ihre Folgen – insbesondere für das Berufsfeld der Illustration – machen und möglichst darauf verzichten.“

Vorausgegangen war dem Flashmob massive Kritik an KI-generierten Werbebildern der Stiftung Lesen, die diese daraufhin zurückgezogen hatte, sowie ein KI-generiertes Cover beim Verlag Friedrich Oetinger. Das Hamburger Verlagshaus erklärte daraufhin, künftig auf die Nutzung generativer KI verzichten zu wollen. Weitere Verlage folgten inzwischen mit ähnlichen Positionierungen.
Auch Bestsellerautorin und Illustratorin Cornelia Funke hatte sich Ende Oktober zur Debatte geäußert und sich auf die Seite ihrer Kolleg:innen gestellt. „Ich bin alarmiert zu hören, dass mehr und mehr Verlage KI für die Buchgestaltung verwenden. So viele brillante, junge Illustrator:innen versuchen, sich durch die Kunst ihrer Hände einen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei all dem Gezeter über künstliche Intelligenz und ihre Gefahren wird sie nun selbst in Bereichen eingesetzt, die menschliche Kreativität und Ausdruckskraft feiern sollen? Was für ein Verrat an all dem, was Bücher bewirken sollen und können! Ganz abgesehen davon, dass KI menschliche Künstler:innen bestiehlt ohne jede rechtliche Regelung. Ich hoffe, viele Autor:innen und Verleger:innen sagen laut Nein!“, schrieb Funke auf ihrem Instagram-Account.