Den Buchpreis 2019 der Stiftung Ravensburger Verlag erhält die 38-jährige Autorin Saskia Luka für ihren Familienroman Tag für Tag (Kein & Aber). Stiftungsvorstand Johannes Hauenstein übergibt den mit 12.000 Euro dotierten Preis am 25. November 2019 in Berlin. Saskia Luka wurde 1980 in Köln geboren, heute lebt sie mit ihrer Familie auf der dalmatinischen Insel Brač (Kroatien). Ihr Debütroman Tag für Tag erzählt von drei Frauen – Großmutter, Tochter, Enkelin –, deren Leben direkt und indirekt durch den Jugoslawienkrieg geprägt wurden. Lucia, die Großmutter, hat sich trotz des Krieges nicht aus ihrem von allen anderen Bewohnern verlassenen Dorf vertreiben lassen. Ihre Tochter Maria dagegen verließ das Land und baute sich in Deutschland ein neues Leben als Künstlerin, Ehefrau und Mutter auf. Anna, die Enkelin, wächst in München ohne Bezug zur Heimat ihrer Vorfahren auf. Sie lernt auch kein Kroatisch, denn ihre Mutter assimiliert sich gründlich und schüttelt ihre von Nationalismus und patriarchalischen Strukturen geprägte bäuerliche Herkunft vollständig ab. Nachdem Maria jedoch die mittlerweile hinfällige Großmutter zu sich nach Deutschland geholt hat, entwickelt sich ein vielschichtiger Konflikt zwischen den drei Frauen.
In der Begründung der Preisvergabe heißt es: „Saskia Luka beschreibt in diesem Roman die Bindekräfte einer Familie auf berührende Weise. Die Kunstfertigkeit, mit der die Autorin die Konflikte zwischen den drei Frauen entwickelt und in der Schwebe hält, ohne als Erzählerin Partei zu ergreifen, ist überzeugend. Es wird spürbar, dass die familiären Verbindungen stärker und wichtiger sind als die gegensätzlichen Meinungen. Darüber hinaus stellt die Geschichte ein modernes Beispiel für eine gelingende, durchaus individuell variierende Identitätsfindung im Lebenskontext von Migration und Integration dar.“
Der zum neunten Mal verliehene Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag soll jährlich den Autor oder die Autorin einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie) auszeichnen, die maximal zwei Jahre zuvor erschienen ist. Die Preissumme von 12.000 Euro erhält eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller, „der mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet“. In der Zielsetzung heißt es weiter:
„Ausgezeichnet wird ein Buch, das auf dem geistigen Niveau der Zeit die inneren Kräfte des Lebens-modells Familie und deren Dynamik anschaulich macht, was aktuelle Problemthemen einschließt. Die Bedeutung der Familie in der Gesellschaft steht im Mittelpunkt des Interesses der fiktionalen Hand-lung. Das Buch vermittelt erzählerisch Konfliktlösungen oder Lebensbeispiele, die einen Beitrag zur familiären Wertebildung leisten.“
Bei der Entscheidung für den Buchpreis lässt sich die Stiftung von verschiedenen Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2019 waren dies Dr. Uwe Wittstock (Autor und Literaturkritiker), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Ellen Pomikalko (BuchMarkt), Dr. Ulrich Weinzierl (Autor und Literaturkritiker), Michael und Margarete Riethmüller (Buchhandlung RavensBuch) und Andrea Reidt (Journalistin und Autorin). In den Vorjahren von 2011 bis 2018 waren die Schriftsteller(innen) Hannes Köhler, Annette Mingels, Benedict Wells, Vea Kaiser, Lena Gorelik, Doris Knecht, Sten Nadolny und Maja Haderlap mit dem Buchpreis Familienroman ausgezeichnet worden.
Die Preisverleihung findet am 25. November 2019 in der Berliner Landesvertretung Baden-Württemberg statt. Die Laudatio auf die Buchpreisträgerin hält der Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock. Bei dieser Gelegenheit wird auch die zweite Auszeichnung der Stiftung Ravensburger Verlag überreicht: der ebenfalls mit 12.000 Euro dotierte „Leuchtturm-Preis 2019 für vorbildliches Engagement im Sektor familiäre, institutionelle oder ehrenamtliche Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen“. Diesen erhält die Münchener Sozialunternehmerin Eva Rapaport für das von ihr initiierte interreligiöse und interkulturelle Jugendnetzwerk YouthNet. Den Hauptvortrag der Veranstaltung hält der Psychologe und Stress-Experte Louis Lewitan zum Thema „Wie kann Integration gelingen? Eine psychologische Betrachtung“.