Samstag: Sehr volle Messe, aber abends Whisky
Liebe Freunde,
das war eine sehr volle Messe, aber abends gab es wenigstens Whisky. Ich weiß nicht, ob das aus der kryptischen Überschrift deutlich wurde.
Willkommen zum Samstag, dem Höhepunkt aller Messetage. Am Höhepunkt aller Messetage erlebe ich paradoxerweise weniger als sonst, weil man kaum vorwärtskommt. Die Gänge waren heute dermaßen menschverstopft, dass man Samstags gut daran tut, einfach irgendwo sitzenzubleiben, bevor man angesprochen wird.
Hier gleisbegenete ich dem Verlag Literatur der Zukunft, wie sie mir gerade beim Kaffeeholen begegnen.
Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Spaß beim vorletzten Messetag.
Ab heute trage ich auch endlich meine Öhrchen.
Nun, für heute erwartet Sie neben meinem Menschenreigen eine Lobrede auf meinen Lieblingsverlag Droemer Knaur, ein verpasstes Interview mit einem Überraschungsstargast und mein geheimes Whiskytasting, das auf jeder Messe stattfindet.
Nur noch einen Tag.
Nur noch einen Tag.
Nur noch – oh Pardon, Sie sind ja noch da.
Droemer Knaur sind die besten.
Droemer Knaur ist der beste Verlag, den man auf dieser Messe in der ganzen Halle 4 im gesamten ersten Stock im totalen Gang F auf dem kompletten Platz Nummer 98 finden kann.
Ich finde dort immer Heimstatt und Frieden, man erfüllt dort jeden meiner Wünsche, die allergrößten Spiegelbestsellerlistenstars trinken auf Augenhöhe mit mir Kaffee, mir steht jedes Getränk frei, noch dazu haben die die allerbesten Kaffees auf der Messe – worauf ich in der Vergangenheit schon mehrfach hingewiesen habe! Kurz: Wenn es einen Verlag gibt, der mir in jeder denkbaren und dankbaren Weise jemals behilflich war, dann war das Droemer Knaur. Ob ich Pause brauchte oder Stärkung, Ruhe oder Kraft, Glamour oder einfach nur eine Umarmung – Droemer Knaur ist das Haus.
Obwohl ich dieser Tage zum Beispiel eine flapsige Bemerkung über Droemer-Cover fallen ließ, hat sich heute der früherer Geschäftsführer Dr. Übleis persönlich in eine Fitzekmenge gestürzt, um meiner Mutter eine Widmung auf einem Buch zu holen, das wir vorher am Stand gestohlen haben. Dr. Übleis selber. Für meine Mama. Was will ich denn noch?
Bitte verstehen Sie mich nicht miss, liebe andere mitlesende Verlage: Ihr seid immer alle sehr gut zum Messe-Mayer. Aber Herr Dr. Hans-Peter Übleis persönlich hat heute einen Finger und 40 % seines linken Augenlichtes verloren, nur um meiner Mutter ein Autogramm von Sebastian Fitzek zu holen.
Ich schwöre Ihnen: Wenn ich jetzt mein Handy nehme und bei Droemer Knaur eine Pizza bestelle, dann ist die in 20 Minuten da!
Apropos Fitzek: Ich habe heute versucht, das Ende der Fitzek-Signierschlange zu finden, und das war gruselig. Am Ende der Schlange stand nämlich dieses Schild:
Und an jedem dieser Enden stand eine Verlagsperson, die den Anschluss im Auge behielt. Verstehen Sie: Die Warteschlange für Sebastian Fitzek ist so groß, dass sie eine eigene Infrastruktur hat.
Die Warteschlange für Sebastian Fitzek beschäftigt mehr Personal als der KBV-Verlag.
Der Bund erwägt, eine eigene Postleitzahl für die Warteschlange von Sebastian Fitzek einzurichten. Weil Kinder in dieser Warteschlange gezeugt und geboren werden, bilden sich schon bald Grundschulen heraus, dann eine eigene Sprache, dann ein autarkes Ökosystem. Anthropologen aus aller Welt reisen an, um das Phänomen zu studieren, und stellen sich selber in der Schlange an. Manche von ihnen kehren nie wieder heim.
Inzwischen lässt Droemer Knaur Süßigkeiten verteilen, was zu einer Währungsreform innerhalb der Warteschlange führt. Aus Twix und €uro wird der Tweuro. Ein Tweuro sind 100 Fitzen.
2024 wird die Fitzeksignierschlange Gastland der Frankfurter Buchmesse sein.
Wussten Sie übrigens, dass das Verteilen von Süßigkeiten in Fitzekschlangen etwas ist, das Christian von Zittwitz vor drei Messen erfunden hat? Denn zufällig war ich dabei.
Auch Markus Heitz muss ich danken, dass er mir jenseits seiner Autogrammarbeitszeit dennoch zur Verfügung stand.
Zu wem ich sonst noch vordringen konnte
Entgegen meines eigenen Ratschlages, sich nicht vom Stand wegzubewegen, musste ich mich selber in die schier unglaublichen Massen zwängen, um heute doch noch eine andere Farbe als Orange zu sehen.
Halle 3.0 schien mir am schlimmsten zu sein, und das hörte ich von vielen Seiten heute.
Dennoch nehme ich den Weg jederzeit auf mich für z.B. die Neue Frankfurter Schule:
Und wer seinen Stand am Rand hat, so wie Heel, den besuche ich doppelt gerne.
Karl-May-Verleger Bernard Schmid hatte Dunja Raijter zu Gast!
Bei Lappan signierte Wolf-Rüdiger Marunde.
Hier habe ich ein echtes, autorisiertes und zertifiziertes Foto von Penguin-CEO Markus Dohle, wie er gerade keinen Kaffee in der Hand hat:
Und ich treffe Bodo Horn-Rumold, meinen früheren Verleger! Der hat im Laufe seiner ganzen Messe- und Medienjahre so viel Kontakte angesammelt, dass er dem Thema Filmrechte eine eigene Schublade in einem Schreibtisch in seinem eigenen Büro widmet.
Bei Bastei Lübbe hatte ich endlich Gelegenheit, Rebecca Gablé mal wieder zu treffen. Für ein Interview hat es nicht gereicht, weil die Fans warteten, aber so kam sie wenigstens um ein Autogramm nicht herum.
Als wir uns auf der berühmten Frankfurter Stauffenbergschule in der Buchhandelsklasse kennenlernten, hatten wir beide noch keine Lesebrillen:
Frau Kiauk-Ebeling taucht extra an dieser Stelle im Messe-Mayer auf, weil sie gleich mein Denis-Scheck-Interview retten wird. Aber das wissen wir beide zu dieser Sekunde noch nicht.
Mein Interview mit Denis Scheck
…fand leider nicht statt. Dummer, typischer Buchmesse-Fehler: Er wartete an meinem Stand; ich wartete an seinem Stand. Fast wie Warten auf Godot, nur ohne Godot!
Zum Glück konnten wir das aber wenigstens klären, weil die grandiose Daniela Kiauk-Ebeling Herrn Scheck zufällig warten sah und mich zufällig warten wusste und also eine Kommunikation herstellen konnte zwischen Wladimayer und Scheckstragon.
So bekamen wir zwar nicht mehr mein Wunschgespräch hin, aber wir haben aus zwölf Sekunden Eile, bitterem Flehen und zwei Mails alles herausgeholt, was möglich war.
Aber hey – ich hatte ein Interview mit Denis Scheck!
Schecks Kanon
Die einen sagen, Denis Scheck ist ein brillanter, sarkastischer, hochintelligenter Mann, der frischen Wind in die Literatur- und Bestsellerkritik bringt; die anderen mögen ihn nicht, weil Bücherschmeißen pfui ist. Ich versuche immer noch zu verstehen, was das eine mit dem anderen zu tun hat.
Bei Piper brachte er nun einen Kanon heraus – Schecks Kanon – die hundert wichtigsten Werke der Weltliteratur. Ich komme immerhin auf 20, die ich davon schon gelesen habe. Das ergibt für mich einen Scheck-Quotienten von 2,0 Scheck auf einer Skala von 1 bis 10!
Ich musste mich für die fünf essenziellsten, intimsten, wichtigsten Fragen entscheiden, die ich hatte.
Vielen Dank für die Mitarbeit am späten Abend!
Geheimes Whiskytasting
Und so bleibt mir nur noch, diesen Tag zu beschließen mit einem schönen Feierabendwhisky. Der Titel der Veranstaltung ist, wie alles aus meiner Richtung, pure Luft, denn weder ist es geheim noch ein echtes Tasting, aber es klingt doch besser als „geschlossener Whiskyvergleich“.
Zum Messesamstag setze ich mich also mit lieben Messefreunden hin, die dann ihrerseits liebe Messefreunde mitbringen, und lasse eine Whiskyflasche kreisen.
Und weil manche es nicht lassen können, eigene Flaschen mitzubringen, wird dann halt ein „Och, ich nehme dann doch noch mal ein Gläschen hiervon“ daraus, manchmal sogar ein „Und was war das jetzt nochmal für einer?“
Dann wird ein Platz verabredet, und der eine treibt Speisen auf, und der andere Stühle, eine dritte hat die Gläser oder weiß, wen sie anrufen muss. Und ähnlich wie bei Robin Hood nenne ich lieber keine Namen.
(Wie bitte? Bei Robin Hood wurden andauernd Namen genannt.)
Seit wieviel Jahren mache ich das schon? Und erst heute entdecke ich die Möglichkeiten des Satzes „Herr Seuring schickt mich“?
Die angebotenen Brände waren:
– ein 12jähriger Yamazaki (sehr brandy-esk)
– ein Säntis Malt aus der Schweiz (rauchige Bierfassreifung: Der war richtig lecker.)
– irgendwas von Glenfiddich (völlig trinkbar)
Danke an alle meine lieben Gäste und an alle, die mithalfen, damit das auch 2019 wieder geklappt hat.
Zum Geleit
Das war mein Samstag. Er hat mich etwas verunsichert hinsichtlich meines Sonntages, weil es so wahnsinnig voll war. Aber morgen habe ich zum Beispiel meine Stunde Standdienst und meinen kleinen Stapel CosPlay-Fotos anzubieten, so dass wir auch den Sonntag noch hinbekommen werden, selbst wenn mich die Messe verschlucken sollte wie eine graue Masse von Nanoteilchen
Einen schönen letzten Messetag; möge er gut organisiert, leichten Fußes und ohne Gedrängel sein!
Ihr und Euer
Matthias Mayer
Norwegens beste Edvards, Teil 5 von 6:
Nach diesem Interview wird mir der Herr Scheck doch etwas sympathischer!
Das war nun als allerletztes beabsichtigt.