Wieder ist ein Monat vorbei und wieder ist Zeit für einen Netzrückblick. Auch im April 2018 gab es in den Literaturblogs eine Menge lesenswerter Beiträge. Hier einen Gesamtüberblick zu behalten, ist aufgrund der vielfältigen Blogszene kaum möglich, aber als kleine Auswahl stelle ich den ein oder anderen Text hier vor.
Zuerst geht es nach Norddeutschland. In Lübeck waren zum vierten Mal die BUCHMACHER zu Gast. Unabhängige Verlage präsentierten dort interessierten Lesern ihr Programm. Buchhändler und Blogger Hauke Harder berichtet in seinem Blog leseschatz darüber. Auch Sophie Weigand vom Blog Literaturen war vor Ort.
Bettina Schnerr nimmt uns mit ihrem Blog Bleisatz mit nach Tokyo. Genauer gesagt: In die Buchhandlung Morioka Shoten, in der immer nur ein Buchtitel pro Woche präsentiert und verkauft wird. Der Beitrag schaut hinter die Kulissen und stellt das faszinierende Konzept dieses Buchladens vor, der inzwischen weltberühmt ist.
Im Blog Bookster HRO geht es um das Future Library Projekt, ein Buchprojekt, das sich über mehrere Generationen hinzieht und erst 2114 abgeschlossen sein wird. Spannend.
Eine meiner Lieblingskolumnen in der Welt der Literaturblogs ist „Essen aus Büchern“ im Blog schiefgelesen.net. Bloggerin Marion Rave stellt darin Rezepte vor, die sie in literarischen Werken entdeckt und nachgekocht hat. Diesmal: Huhn nach Jägerart aus Jean-Paul Sartres „Der Ekel“. Wobei Buchtitel und Rezept in keinster Weise zusammenhängen.
Das Blogbuster-Projekt ist im April in die nächste Runde gegangen: Die Shortlist mit den Autoren Sebastian Guhr, Sabine Huttel und Miku Sophie Kühmel steht. Eines der drei Manuskripte wird bei Kein & Aber als Buch veröffentlicht, die Bekanntgabe des Siegertitels erfolgt auf der Frankfurter Buchmesse 2018. Da wir gerade bei Preisen sind: Nach dem Buchblog-Award der letztjährigen Frankfurter Buchmesse wurde auch auf der London Book Fair dieses Jahr zum ersten Mal ein Book Blog Award vergeben. Es gab mehrere Kategorien, Gewinnerin des Hauptpreises ist die australische Literaturbloggerin Lucy Pearson mit ihrem Blog The Literary Edit. Und noch ein Preis: Blogger Karl Ludger Menke stellt in seinem Blog Regalreise die Nominierungen in der Kategorie „Gay Fiction“ für den diesjährigen Lambda Literary Awards – kurz Lammys – vor.
Unter der Überschrift „Hilfe, zwischen meinen Buchdeckeln sind Algorithmen“ gibt es auf 54Books einen lesenswerten Beitrag zum Thema Literaturbranche in der digitalen Welt. Seit vielen Monaten wird über das Buch „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari diskutiert. Der Blog intellectures nimmt die Diskussion auf und stellt das Buch ausführlich vor. Und Bloggerin Marie Sophie Hingst schreibt auf ihrem wunderbaren Blog Read on my Dear, read on, was sie von gesponserten Beiträgen oder Werbung auf privaten Blogs hält.
Blogger Linus Giese hat auf Buzzaldrins Bücher eine Literaturliste zum Thema trans zusammengestellt und gibt Leseempfehlungen.
Im Blog Bouvard & Pécuchet gibt es die Rubrik „Grabungsfelder“. Hier werden ausgewählte Lektüren in thematische Zusammenhänge gestellt. Ein neuer Text in dieser Rubrik beschäfigt sich mit dem Baskenland und seiner Literatur. Das passt perfekt zum Blogbeitrag über baskische Literatur im Blog novellieren, den ich im letzten Netzrückblick vorgestellt habe.
Die Harry-Potter-Reihe hat in den letzten zwanzig Jahren die Welt des Kinder- und Jugendbuchs geprägt, wie kaum eine andere. Schriftsteller und Blogger Sören Heim untersucht, warum das – bei aller Kritik am Potter-Hype – eigentlich so ist.
Bloggerin Daniela Brösel hat für ihren Blog Brösels Bücherregal die Autorin und Kolumnistin Isabell Prophet interviewt. Herausgekommen ist ein sympathisches Gespräch über „Die Entdeckung des Glücks“, über das Schreiben, das Lesen und vieles mehr.
Was mich persönlich sehr freut: Nach einer längeren Blogpause geht es auf danares.mag seit einiger Zeit wieder weiter. Laut Selbstbeschreibung beschäftigt sich der Blog mit „Weltliteratur und Straßenpoesie“ und ist immer einen Besuch wert.
Und natürlich darf in einem April-Rückblick der Welttag des Buches nicht fehlen. Ein gutes Datum, um einen Verein ins Leben zu rufen, der die Sichbarkeit von Literatur in einer deutschen Großstadt fördern möchte: Auf Kaffeehaussitzer gibt es einen Bericht über die Gründung von Literaturszene Köln e.V. (der BuchMarkt berichtete).
Den mit Abstand schönsten Text zum Welttag habe ich im Blog Krähe und Kraken gefunden. Und mit einem Zitat daraus möchte ich diesen Netzrückblick beenden: „Ich liebe meine Bücher, und sie lieben mich. Leidenschaftlich. Sie hinterlassen Spuren in mir, und ich hinterlasse Spuren in ihnen, mal mehr, mal weniger sichtbar. Und das wird sich hoffentlich nie ändern.“
In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal.
Uwe Kalkowski ist seit 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.