Der letzte Netzrückblick war eine Art Jahrestags-Ausgabe, zum Dreijährigen gab es eine exklusiv aus 36 Netzrückblicken zusammengestellte Blogroll. Jetzt ist schon wieder ein Monat vergangen und ich freue mich, ein paar Leseempfehlungen aus dem Monat August vorzustellen.
Im August ist einiges geschehen, vor allem aber wurde die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 präsentiert. Und die diesjährige Riege der Buchpreisblogger. Was neu dabei ist: Diesmal sind es 20 Blogs; jeder Blog kümmert sich um je einen der nominierten Titel. Die Bloggerin oder der Blogger stellt das Buch vor, liefert Hintergrundinformationen und diskutiert mit anderen darüber. Ein schönes neues Konzept und eine großartige Auswahl an beteiligten Blogs. Ich freue mich auf die Beiträge.
Am 6. August 2019 war der 50. Todestag von Theodor W. Adorno. Meine erste Suche dazu in der Blogwelt führte zu AISTHESIS und ich wurde nicht enttäuscht. Lars Hartmann hat eine ausführliche und sehr lesenswerte Würdigung des großen Denkers verfasst.
Von Adorno zu Herrmann Hesse: Im Blog Klappentexterin und Herr Klappentexter gibt es einen schönen Text über eine Hesse-Liebe, die das ganze Leben andauert. Und warum es ein großer Irrtum ist, dessen Texte als Literatur für Heranwachsende abzutun.
Nina Goldhammer schreibt in Ninas Buchblog über das Verringern ihrer Social-Media-Aktivitäten. Etwas, das ich zur Zeit bei etlichen Menschen in meiner Filterblase beobachte; immer mehr sind gestresst davon, wie viel Zeit sie mit Oberflächlichkeiten oder sinnlosen Diskussionen auf ihren Kanälen verbringen.
Auf buchrevier erzählt Tobias Nazemi davon, wie er die Liebe zum Hörbuch entdeckt hat – und dadurch die Menge der Bücher verdoppeln konnte, mit denen er sich im Laufe eines Jahres beschäftigt.
Der Verlag Voland & Quist ist einer der zahlreichen kleinen Verlage, die durch die KNV-Insolvenz bis ins Mark getroffen wurden. Drei Autoren taten sich zusammen und traten bei einer Benefizlesung für ihren Verlag gemeinsam auf: Marc-Uwe Kling, Julius Fischer und André Herrmann. Einen sehr lebendigen Veranstaltungbericht gibt es im Blog Studierenichtdeinleben.
#dichterdran war DER Hashtag im August. Darunter fanden sich zahllose Tweets über bekannte Autoren. Und zwar mit Formulierungen, die sonst nur für Autorinnen verwendet werden – denn bei Autoren geht es nie um Äußerlichkeiten. Diese Aktion entlarvt auf gelungene Weise den weit verbreiteten Sexismus in der Diskussion über Literatur. Daher ist es eine gute Gelegenheit, an dieser Stelle auf den Beitrag „Es ist was faul im deutschen Feuilleton“ von Nicole Seifert im Blog Nacht und Tag hinzuweisen, der zwar schon im Januar veröffentlicht wurde, aber perfekt zum Thema passt.
Da wir gerade bei der Literaturkritik sind: Im August erschien Karen Köhlers Roman „Miroloi“ und enftfachte im Feuilleton eine heftige Debatte darüber, was Literatur ausmacht – eine Frage, die immer wieder neu beantwortet werden muss. Auch in den Literaturblogs ging es um das Thema; zwei Beiträge möchte ich hier vorstellen: Auf 54Books schreibt Simon Sahner über das Dickicht des Literaturbegriffs und auf AISTHESIS beschäftigt sich Lars Hartmann mit dem Thema „Krise der Kritik? – Kritik der Krise“.
Im Blog Bouvard & Pécuchet wurde ein ausführlicher Beitrag über Hannah Arendt veröffentlicht, der zahlreiche Facetten des Werks dieser großen Denkerin darstellt. Unbedingte Lesempfehlung!
Von der Theorie zur Praxis: Im Blog Lebe lieber literarisch gibt Bloggerin Mareike Schumacher zehn handfeste SEO-Tipps für Literaturblogger. Und natürlich auch für alle anderen, die ihre Blogs und Webseiten für Suchmaschinen optimieren wollen, ohne dass die Lesbarkeit der Texte darunter leidet.
Tobias Zeising fragt auf Lesestunden: Wie ist das mit deinem Bücherregal? Und hat einen schönen Fragebogen zu Lese- und Buchsammelgewohnheiten zusammengestellt.
Und Sarah Reul stellt auf Pinkfisch ein feines Lese-, vielmehr Schreibprojekt vor: Zum Erscheinen von Doris Dörries Buch „Lesen – Schreiben – Atmen“ haben sich acht Bloggerinnen zusammengetan, um anhand der Anregungen aus diesem Buch zu schreiben. Und darüber zu berichten. Es sind bereits einige sehr lesenswerte Blogbeiträge zusammengekommen; als Einstieg ist der genannte Pinkfisch-Text optimal geeignet.
Das war es wieder einmal. Ich wünsche einen schönen Spätsommer und freue mich jetzt schon auf ein paar verregnete Herbsttage mit hoffentlich viel Lesezeit.
Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.