„Präzise, faktenreich und voller sprachlichem Feinsinn“ Jenny Erpenbeck mit Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet

Gestern Abend erhielt die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Berlin den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis 2022 für ihren Roman Kairos (Penguin). Die Preisverleihung fand im Rahmen der diesjährigen Uwe-Johnson-Tage statt.

Sabine Rennefanz, Jenny Erpenbeck (r.)

Gedächtnis und Erinnerung seien zentrale Achsen des vielgestaltigen Werkes von Jenny Erpenbeck., heißt es in der Begründung der Jury. Davon sprach auch die Journalistin Sabine Rennefanz in ihrer Laudatio. Jenny Erpenbecks Bücher ließen uns zurückblicken, ohne zu vergessen, aus welcher Position wir schauen, sagte sie. „Jenny Erpenbeck trägt uns zurück, aber nie nostalgisch oder geschichtsvergessen, sondern präzise, faktenreich und voller sprachlichem Feinsinn. Sie bringt uns die düsteren Seiten des 20. Jahrhunderts auf eine Art und Weise nahe, wie das sonst beinahe niemand tut.“

Die Autorin erinnere nicht nur den Moment, sondern sie prüfe zugleich die eigene Erinnerung, so Rennefanz. „Man fühlt sich in das Ostberlin der später 1980er Jahre zurückversetzt und selbst wenn man es nicht kannte, kommt es einem vertraut vor. Jenny Erpenbeck setzt ganz geschickt Ortungsmarken, in Musikstücken, Büchertiteln, Gedichten, Losungen, Wandzeitungen. Wenn Erinnern nach Uwe Johnson die Suche nach Inhalt ist für die Leere, die einmal Wirklichkeit, Lebensgefühl, Handlung war, dann gelingt es Jenny Erpenbeck auf exzellente Weise, diese Wirklichkeit in Kairos wieder zu finden und mit Leben zu füllen.“

Der Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB, Berlin, im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Zuletzt wurden Benjamin Quaderer mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis 2021 und Irina Liebmann mit dem Uwe-Johnson-Preis 2020 gewürdigt.

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