Gestern stellte das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main das Programm zur Jubiläumsausgabe von Open Books vor. Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, der in diesem Jahr wieder Festivalzentrum ist, freute sich über die langjährige Zusammenarbeit: „Wir haben schon viel mit Open Books auf die Beine gestellt und sind gemeinsam 2009 in diese Veranstaltungsreihe gestartet.“
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig zeigte sich „absolut begeistert von Georgien“, dem diesjährigen Ehrengast der Buchmesse. Außerdem stellte sie fest, dass es in Deutschland zwei Tendenzen gäbe: Zum einen sind Lesungen sehr beliebt, zum anderen geht die Zahl der Leser und Buchkäufer zurück. Auch Verlage leiden darunter: „Die Insolvenz des Frankfurter Bereichs des Stroemfeld Verlages ist ein großer Verlust“, sagte Hartwig. Umso mehr stelle sich die Frage, wie das Lesen gefördert werden könne. „Georgien ist ein Leseland geblieben, die Autoren werden geschätzt“, bemerkte die Dezernentin, die in diesem Land zu Gast war.
„Literatur ermöglicht den Austausch über die zurzeit viel diskutierten Grenzen hinweg.“ Deshalb seien auch Übersetzungen so wichtig – Deutschland belege auf diesem Gebiet weltweit einen der vorderen Plätze.
Open Books-Programmleiterin Sonja Vandenrath ordnete die Reihe ein: „Wir haben 2009 viel von Leipzig liest übernommen, konzentrieren uns jedoch mit unseren Veranstaltungen – in diesem Jahr an acht Orten – rund um den Römer im Herzen Frankfurts und sind in den vergangenen zehn Jahren professioneller geworden.“ Seit 2010 gibt es die Kooperation mit dem Blauen Sofa, dass auch 2018 wieder zur Eröffnung von Open Books dabei ist und am Dienstag, 9. Oktober, in der Deutschen Nationalbibliothek aufgestellt wird. Darauf werden der Träger des am Vortag gekürten Deutschen Buchpreises sowie Nino Haratischwili, Christian Berkel und Max Czollek Platz nehmen. Es moderieren René Aguigah, Luzia Braun, Daniel Fiedler und Eva Schmidt.
„In der zehnten Auflage von Open Books möchte ich das Augenmerk auf das Sachbuch richten“, sagte Vandenrath, „mir scheint, je ernster die Lage wird, desto besser werden die Sachbücher.“ Das Themenspektrum reicht von Integration über Kapitalismuskritik bis hin zum Erstarken rechter Kräfte. So gibt es beispielsweise am Messe-Mittwoch um 20 Uhr im Sonnemann-Saal des Historischen Museums die Veranstaltung Climate Change? Wie sieht die Buchkultur von morgen aus?, bei der Christoph Links (Christoph Links Verlag), Daniela Seel (kookbooks), Axel von Ernst (Lilienfeld Verlag) und Kyra Dreher (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) diskutieren. Manuela Reichart moderiert den von der Kurt Wolff Stiftung, dem Verein Hotlist und der Kunststiftung NRW initiierten Abend.
Am gleichen Ort geht es am Messe-Freitag ebenfalls um 20 Uhr um das Buch Das Netzwerk der Identitären. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten von Andreas Speit. Neben dem Autor ist Reiner Becker vom Beratungsnetzwerk Hessen dabei, die Veranstaltung von #verlagegegenrechts moderiert Christoph Links.
Prominente Namen finden sich im Programm von Open Books; so sind unter anderen Artur Becker, Frédéric Beigbeder, Renan Demirkan, Werner D’Inka, Aslı Erdoğan, Amelie Fried, Dunja Hayali, László Krasznahorkai, Michael Krüger, Frido Mann, Aka Morchiladze, David Sedaris und Tom Rachman zu Gast. Daneben gibt es wieder das Junge Doppel mit zwei jungen Autoren, die ihre Bücher im Gespräch vorstellen.
Die 1975 vom damaligen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann erfundene Veranstaltung Literatur im Römer wird am Messe-Mittwoch und am Messe-Donnerstag wieder zahlreiche Besucher in die Römerhallen locken. In diesem Jahr übernimmt Insa Wilke für die in den Ruhestand gegangene Sigrid Löffler die Moderation.
Im Programmheft ist außerdem zum zweiten Mal Open Books Kids aufgelistet; am Messe-Wochenende finden im Jungen Museum Frankfurt 16 etwa 45-minütige Veranstaltungen statt, bei denen die Kinder zum Teil auch selbst aktiv werden können. Aino Kelle informierte darüber.
Zum dritten Mal ist die Sparte Comic und Graphic Novel vertreten, die Jakob Hoffmann vorstellte. Die Reihe wird im Panorama-Saal der Evangelischen Akademie zu Gast sein. Am Messe-Samstag um 20 Uhr wird beispielsweise der niederländische Künstler Typex sein opulente Graphic Novel Andy Warhol vorstellen.
Ebenfalls Teil der Vorschau ist die Reihe Literaturbahnhof, veranstaltet vom Verein Kultur & Bahn. Sie findet in diesem Jahr erneut im Haus des Buches in der Braubachstraße statt und beginnt bereits am Sonntag, 7. Oktober, um 11 Uhr mit der LiteraturLounge im Haus am Dom. Martin Maria Schwarz diskutiert mit Lasha Bakradze, Leiter des Literaturmuseums Tiflis, über 1600 Jahre Literaturgeschichte Georgiens. Anschließend unterhält sich Lisa Straßberger mit Stephan Reich, Anna Kordsaia-Samadaschwili, Katja Petrowskaja und Abo Iaschaghaschwili. Wie gewohnt gibt es beim Literaturbahnhof von Mittwoch bis Samstag den Sparda Bank Autorenstammtisch und die Gastlandstunde Georgien. Die Reihe schließt mit einer weiteren LiteraturLounge am Sonntag, 14. Oktober, um 11 Uhr ab.
Wer sich zurückziehen möchte, hat dazu im Slow Reading Room im Frankfurter Kunstverein, zweite Etage, am Nachmittag und Abend Gelegenheit.
In der Katharinenkirche veranstaltet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch, Donnerstag und Freitag ab 18 Uhr Zwischen Zeilen – eine Stunde Schönheit.
„Vom 10. bis zum 14. Oktober gibt es 350 literarische Veranstaltungen und 100 Kulturevents, die sich mit der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart beschäftigen. Wir wollen den Menschen georgische Kultur in aller Vielfalt näher bringen“, erklärte Maia Danelia, Leiterin des Literaturprogramms des Ehrengastes. Neben den Ausstellungen gibt es Konzerte, Filme und Theateraufführungen.
Die Lyriknacht Teil der Bewegung findet zum siebten Mal am Messe-Samstag um 20 Uhr in den Römerhallen statt. Diese Veranstaltung und die Eröffnung mit dem Blauen Sofa kosten Eintritt, bei allen anderen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Das gesamte Programm ist unter openbooks-frankfurt nachlesbar.
JF