Herausgeberin der Literaturzeitschrift ist die Akademie der Künste Berlin: „Sinn und Form“ feierte 70-jähriges Jubiläum

Vor genau 70 Jahren, im Januar 1949, erschien das erste Heft von Sinn und Form. Unter der Überschrift „Das Abenteuer des Lesens“ wurde das Jubiläum der Literaturzeitschrift gestern Abend in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin gefeiert.

Unverwechselbares Profil: die Literaturzeitschrift „Sinn und Form“

Herausgegeben wird die durch Johannes R. Becher und Paul Wiegler im damaligen sowjetischen Sektor in Berlin gegründete Zeitschrift von der Akademie der Künste. Alle zwei Monate erscheint ein neues elfenbeinfarbenes Heft, jeweils mit einem verschiedenfarbig aufgedruckten Streifen. Man sehe Sinn und Form die Kontinuität nicht nur äußerlich an, betonte der Journalist und Autor Gustav Seibt in seiner Begrüßung. Auch inhaltlich werde das klare Profil beibehalten, betonte er und hob die Bedeutung der gedruckten Zeitschrift in einer sich verändernden Medienwelt hervor. Sinn und Form sei kein Debattenjournal, die Zeitschrift mache vielmehr Angebote zur Reflexion. Dabei spiele auch die Einbeziehung der Vergangenheit eine große Rolle. Matthias Weichelt, der vor fünf Jahren Sebastian Kleinschmidt als Chefredakteur ablöste, und seine Kollegen Elisa Primavera-Lévy und Gernot Krämer ließen in jeder Ausgabe viele verschiedene Stimmen zu Wort kommen und komponierten sie zu einem Konzert. „Sie sind sehr gut in dem, was sie tun“, lobte Seibt.

Rlisa Primavera-Lévy, Matthias Weichelt, Gernot Krämer

Lob gab es auch in der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von der Literaturkritikerin Katharina Teutsch. Sibylle Lewitscharoff freute sich beispielsweise über die „grandiose Aufmachung“, die sie zum Lesen verlockt, weil sie schlicht ist und nicht protzt. Die Lektüre habe etwas Beruhigendes. Georg Klein sprach von einer Zeitschrift, die in unserer schnelllebigen Zeit zu Beharrlichkeit aufruft. Und Cécile Wajsbrot, die in Paris und Berlin lebende französische Schriftstellerin, bestätigte, dass Sinn und Form auch international zu den renommiertesten literarischen Zeitschriften gehört.

Diese Art des Publizierens mute in einer digitalisierten Welt unzeitgemäß an, gab Matthias Weichelt zu. „Aber wir werden von den Lesern als Gegenentwurf zu schnellen, kostenfreien Informationen wahrgenommen ohne als altmodisch zu gelten“, sagte er. Und da das Prinzip der Zeitschrift auch bei der jungen Generation immer mehr Anklang findet, blickt Matthias Weichelt optimistisch in die Zukunft. Die Zahl der Abonnenten sei seit vielen Jahren stabil – mit positiver Tendenz, wobei ein Drittel der Auflage von 3.500 Exemplaren in den freien Verkauf beispielsweise in Buchhandlungen geht. Man werde an dem klassischen Format festhalten, aber die Möglichkeiten der neuen Medien als Chance nutzen. Da die öffentliche Wahrnehmung beispielsweise durch Zeitschriftenschauen immer weniger werde, sei es unerlässlich in sozialen Medien präsent zu sein um Aufmerksamkeit für jedes neue Heft zu generieren, so Weichelt. „Solche Kanäle bieten die Chance auch Leser zu erreichen, die den Namen Sinn und Form vielleicht noch nie gehört haben.“

Auf dem Podium: Georg Klein, Cécile Wajsbrot, Gustav Seibt, Katharina Teutsch, Matthias Weichelt, Sibylle Lewitscharoff

Abgerundet wurde der Abend mit Lesungen von Kornelia Koepsell und Dénes Krusovszky, die in der aktuellen Ausgabe mit Gedichten vertreten sind. Sie enthält außerdem Tagebucheintragungen von Imre Kertész zum Roman eines Schicksallosen, einen Essay von Daniel Kehlmann und Texte u.a. von Emmanuel Bove, Patrick Modiano, Georg Klein und Sibylle Lewitscharoff. Für alle, die sich selbst ein Bild machen wollen, lohnt sich ein Blick auf die Homepage von Sinn und Form.

ml

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