DREI FRAGEN AN: Uwe Stoklossa zu seinem Seminar „Blicktricks“

buchmarkt-online: Ihr Buch „Blicktricks. Anleitung zur visuellen Verführung“ bild(l,3404)beschäftigt gerade die Feuilletons der großen Zeitungen und die Fachpresse. Haben Sie mit dem Thema absolutes Neuland betreten?
Uwe Stoklossa: Ja und nein. Mit der visuellen Wahrnehmung beschäftigen sich natürlich schon lange die unterschiedlichsten Disziplinen. Wahrnehmungspsychologie, Medizin, Biologie, Physik aber auch die Kunst versuchen aus ihrem jeweiligen Blickwinkel zu verstehen, was wir sehen und wie wir sehen. Im Bereich des Kommunikationsdesigns ist es allerdings so, dass der gelungene Umgang mit den Prinzipien des Sehens oft nur als kreatives Talent des Gestalters gesehen wird und weniger als ein geschicktes Umsetzen erlernbarer Tatsachen, die auf ganz konkreten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Natürlich muss man dabei nur bis zu einem gewissen Grad in die Tiefe gehen. Man braucht nicht zu wissen, welche chemischen Prozesse auf den Stäbchen und Zapfen unserer Netzhaut vor sich gehen, aber viele Ergebnisse der Wahrnehmungsforschung sind von großem Nutzen und können eins zu eins in den Alltag visuell arbeitender Menschen einfließen.

Diese visuell arbeitenden Menschen lesen allerdings erfahrungsgemäß nur äußerst ungern. So war die Frage, wie ein Buch aussehen muss, das mit vielen Beispielen dazu anleitet, die visuellen Grundmechanismen selbst zu erkennen, aus denen sich dann immer wieder neue Hingucker formen lassen. Und hier begann das Neuland. Denn es gab bisher keine Literatur für Werbetreibende, die auf eine vergleichbare Art und Weise die Regeln visueller Verführung näher bringt. Ganz besonders schön finde ich dabei, dass man sieht, welche ungeheure Kreativität und Genialität in guter Werbung stecken kann, wenn es möglich ist, damit ein wissenschaftliches Thema so unterhaltsam und verständlich zu erklären.

Sind die Strategien der „visuellen Verführung“ überhaupt auf die mit ihren Covern eher „kleinteilige“ Buchbranche übertragbar?
Das ist für mich keine Frage des Formates. Auch in der Werbung muss von riesigen bis hin zu kleinsten Anzeigenformaten gearbeitet werden. Und gerade dort ist es umso wichtiger ins Auge zu fallen. Ein Blow-Up, das eine ganze Häuserfront abdeckt, ist schwer zu übersehen, ganz unabhängig davon, was auf ihm abgebildet ist. Gerade bei den kleineren Anzeigen aber, die sich eventuell noch gegen mehrere Mitstreiter auf der gleichen Seite behaupten müssen, ist ein Griff in die Blicktrick-Kiste gefragt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich würde auch nicht bei dem Cover aufhören zu denken, sondern halte selbst den Buchrücken noch für einen zwar kleinen, aber umso wichtigeren Ort, der zwischen vielen, vielen anderen Büchern im Regal dazu animieren kann, sich dem Buch zu nähern, es in die Hand zu nehmen und ihm eine Chance zu geben.

Können Sie uns schon vor dem Seminar in Leipzig ein Beispiel aus Ihrer „Trickkiste“ geben?
Bei Buchrücken gibt es doch zum Beispiel immer die Frage, ob man von oben nach unten oder unten nach oben beschriftet. Da fällt mir spontan ein Beispiel aus England ein. Dort gibt es die Zeitschrift „Merry Down“. Jedes ihrer Titelbilder kann um 180 Grad gedreht werden kann und das Motiv ändert dabei seine Bedeutung. Ich könnte mir ohne weiteres eine Adaptierung dieser Technik auf Buchrücken vorstellen, die man dann auf beide Weisen in sein Regal stellen kann. Vielleicht für ein Buch mit dem Titel: „Die Kehrseite der Medaille“?

Uwe Stoklossa bestreitet am 17. März im Vorfeld der AWARD-Verleihung zur Leipziger Buchmesse das Seminar „Blicktricks. Anleitung zur visuellen Verführung“

Jetzt gleich hier anmelden: seminar@buchmarkt.de

BuchMarkt-Seminar Werber-Spezial: „Blicktricks. Anleitung zur visuellen Verführung“ zur Leipziger Buchmesse, 17. März, 10:00 bis 12:00 Uhr

Seminar im Congress Center Leipzig, Mehrzweckfläche 3

ad personam
Uwe Stoklossa (geb. 1975) ist freier Texter und Autor sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Thomas Rempen im Fach integriertes Kommunikationsdesign an der Universität Duisburg-Essen.

Nach – wie er heute sagt – glücklicherweise erfolglosen Bewerbungen an Filmhochschulen 1996 Beginn mit dem Kommunikationsdesign-Studium in Essen. Im April 2004 Abschluss des Studiums mit der Diplomarbeit „Ich sehe nichts was Du nicht siehst“, Kontakt mit dem Verlag Hermann Schmidt Mainz, gefolgt von 16 Monaten Arbeit, um aus der Diplomarbeit das Buch „Blicktricks“ werden zu lassen.

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