Mail an buchmarkt.de von dtv-Verleger Wolfgang Balk

Wolfgang Balk

Antwort von dtv-Verleger Wolfgang Balk auf die jüngste Presseerklärung der VdS-Bildungsmedien [mehr…]

Lieber BuchMarkt,

bei den von der Rechtschreibreform letztlich betroffenen Büchern machen die Schulbücher nun mal nur einen kleinen Prozentsatz aus. Auch wenn ein Teil der Schulbuchverlage offensichtlich nicht über den eigenen Tellerrand hinauszublicken vermag.

Statt untertänigst den Absurditäten der sog. Reformer sich sofort treudeutsch zu unterwerfen. hätten gerade die Schulbuchverlage von Anfang an gegen die unausgegorenen Inhalte der Reform protestieren können und müssen. Hätten die Schulbuchverlage die Ministerialbürokratie rechtzeitig vor dem durchaus vorhersehbaren Chaos gewarnt, wäre es nicht zur sich abzeichnenden permanenten Katastrophe gekommen. Ob nun ad infinitum nachgebessert wird, was einfach notwendig ist, ob zurückgenommen wird, was rational sinnvoll wäre, aber politisch zu einem Fehlereingeständnis führen würde, für die Schulbuchverlage wird es gleich teuer.

Wie teuer es nun eigentlich im einzelnen wird, darüber gibt eine undifferenziert hingeworfene Millionenzahl keine Auskunft. Da müßten wir schon die Kalkulation für das jeweilige Schulbuch zu sehen bekommen. Es würde sich herausstellen, daß wohl jedes Schulbuch aus diversen Gründen (hohe Auflagen, gesicherter Absatz, minimaler Buchhandelsrabatt etc.) gegenüber jedem literarischen Titel, der sich auf dem Markt bewähren muß, äußerst komfortabel kalkuliert ist.

Daß Schulbuchverlage Auflagen für mehrere Jahre drucken, sollte einmal betriebswirtschaftlich durchleuchtet werden. Wie kann das sein, wenn laufend Curricula geändert werden und ein achtjähriges Gymnasium vor der Tür steht. Auflagen für viele Jahre, hohe Absatzgarantien und nur 25% Rabatt. Da wird ein „inkompetenter“ Belletristikverleger tatsächlich neidisch.

„Sapere aude!“ liebe Schulbuchverleger, wehrt Euch gegen unausgegorene Verfügungen der Obrigkeit, Ihr habt die Kompetenz, den Unsinn der Reform zu decouvrieren, o.k. dekuvrieren, die Dichter und Denker, die für einen Teil Euerer Druckwerke unverzichtbar sind, stünden hinter Euch. Natürlich müßte es für alle eine Übergangsfrist geben, so daß keine Bücher makuliert werden müssen. Aber wir dürfen nicht riskieren, daß es ohne Not zwei Sprachen gibt, die der permanent verschlimmbesserten Schulbücher und die der Schriftsteller und der Bibliotheken.

(„Der Missstand ist wohl bekannt“ oder ist „Der Mißstand wohlbekannt“, Ketchup, nein Ketschup, äh Ketschap drauf und den Tee-nagern wird die Literatur im älterlichen Bücherschrank nicht mehr vergällt).

Mit inkompetenten, aber trotzdem herzlichen Grüßen
Wolfgang Balk

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