Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Die Wiederkehr des Rainald Goetz“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„In Qualen verbotener Liebe“: Reicht denn die Einsicht ins Gute, um ihm gemäß zu handeln: Agnese Grieco legt eine überaus gedankenreiche Studie zur tragischen Figur der Phädra vor. „Agnese Grieco hat einen klugen, ungemein gedankenanregenden und sehr lebendigen Essay geschrieben.“
  • Agnese Grieco, Phädras Ehre. (Matthes & Seitz Verlag)

„Mit Engeln allein wäre Gott nun einmal nicht gedient“: Auch ein Weg, die Erbsünde auf Distanz zu bringen: Peter Schäfer vergleicht Erzählungen von der Weltschöpfung und folgt ihren Wirkungsgeschichten. „Mithilfe ausgewählter Übersetzungen, die ausführlich zitiert werden, verknüpft der Autor die jeweiligen Schöpfungsgeschichten mit ihrer Rezeptionsgeschichte. So wird die Brücke zu den altorientalischen Texten, insbesondere den Sintflut-Erzählungen im Atrachasis- und Gilgamesch-Epos, auch durch die Erinnerung an den Babel-Bibel-Streit im Wilhelminischen Kaiserreich geschlagen.“

  • Peter Schäfer, Die Schlange war klug. Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens. (C. H. Beck Verlag)

„Die Wiederkehr des Rainald Goetz“: Der lange abgetauchte Schriftsteller stellt in Berlin ein Heft der „Zeitschrift für Ideengeschichte“ vor. „In konkreter Abgrenzung zu dem Boshaftigkeitskitsch von Maxim Biller plädiert Rainald Goetz dafür, dass bei aller Genauigkeit des Blicks auch Freundlichkeit und Wärme in der Beschreibung von Menschen, Institutionen, sozialen Zusammenhängen der Wahrheitsfindung dienstbar gemacht werden könnten. Ausgerechnet Rainald Goetz predigt und praktiziert neuerdings Verhaltenslehren der Wärme, dass selbst Betroffene im Saal große Augen machen.“

„Bitte ein Pfund Seeigel“: In ihrem Wimmel-Sachbuch schlendern Maria Bakhareva und Anna Desnitskaya neugierig über Märkte in aller Welt und wecken den Appetit auf fremde Speisen. „Je mehr Zeit man zur Verfügung hat, desto besser, weil man sich dann ziellos treiben lassen kann. Und wenn man ein andermal wiederkommt, wird man im dann Vertrauten immer auch noch etwas Neues entdecken. Und wahrscheinlich in vielen Fällen auch Appetit bekommen. Weshalb Rezepte Teil des Buches sind. Die jedoch so gehalten sind, dass es nicht um exaktes Nachkochen, sondern um neugieriges Experimentieren geht.“

  • Maria Bakhareva, Anna Desnitskaya, Märkte in aller Welt. (aus dem Russischen von Thomas Weiler; Gerstenberg Verlag)

„Held mit Borsalino“: Ein Terroranschlag zerreißt das Leben eines jüdisch-orthodoxen Jungen. „Isaac Blum verarbeitet den Anschlag auf einen Supermarkt in Jersey City im Jahr 2019. Vor allem meldet sich mit ihm und seinem Helden Hoodie Rosen eine eigenwillige Stimme zu Wort. Auf der Suche nach einer neuen Position, einem individuellen Lebensentwurf bricht sie, wenn nötig, Tabus, um die Vereinbarkeit vieler Gegensätze zu zeigen. Am Ende dieses beeindruckenden Romans ist das ein Anfang.“

  • Isaac Blum, Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen. (Beltz)

„Das Wildschwein grunzt den Bass“: Franz Hohler wird 80 und hat ein rührendes Bilderbuch geschrieben. „Die Kindergeschichten von Franz Hohler haben eine sehr besondere Qualität. Ihr Humor schrammt oft knapp am Surrealen vorbei, ist ein bisschen kindlich, auf jeden Fall absurd. Niemals geht es so weiter, wie man es als routinierter Leser erwarten würde. Wer sie liest, auch als Erwachsener, unterzieht sich einer – vielleicht sehr schweizerischen – Frischluftkur, wie sie kein Sanatorium schöner bieten könnte.“

  • Franz Hohler, Das kleine Wildschwein und die Krähen (Hanser)

„Freibeuter und Pioniere der Freiheit“: Ein Buch des Anthropologen David Graeber wirft neues Licht auf die Zeit der Piraten. „Graebers Buch ist nicht nur für Piratenfans oder Aktivisten und Aktivistinnen spannend, sondern für alle, die sich für die Zukunft der Gesellschaft und den Wandel von Machtstrukturen interessieren. Es bietet eine ungewöhnliche Perspektive auf die Geschichte. Zudem bereitet es große Leselust und ist eine faszinierende Analyse der Piratenbewegung und ihrer Bedeutung für heute. Es macht Spaß und regt an, auch wenn Graeber letztlich keine harten Beweise für seinen Ansatz liefern kann.“

  • David Graeber, Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit. (a. d. Engl. v. Werner Roller; Klett-Cotta)

„Huch, was ist denn da passiert?“: Alula ist ein Bilderbuch zum Wenden und eigentlich für Kinder. „„Alula“, das erste, wortlose Kinderbuch des Schweizer Zeichners Reto Crameri ist ein perfektes Wendebuch, entweder startet man im Dschungel oder im Garten, entweder rennen die beiden absolut winzigen Kinder zuerst der Katze hinterher oder dem Schmetterling. Aber die Spiegelung wird nicht stupide durchexerziert, alles bleibt verrückt und fantastisch – am wahrscheinlichsten ist ja eh, dass die Kinder sich das alles bloß einbilden, oder? Die vierfarbigen Bilder von Crameri sind aufgeräumt, glasklar, super verrätselt. Viel detailreicher, als man zuerst meint. Etwas kann außerdem ganz ruhig sein und trotzdem ständig in voller Fahrt.“

  • Reto Crameri, Alula. Garten / Urwald. (Kunstanstifter)
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