Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein düsteres kleines Büchlein“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Was rasselt denn da?“: Es gehört zum Bild von Ärzten wie sonst nur noch der weiße Kittel: Anna Harris und Tom Rice schildern die Karriere des Stethoskops. „Indirekt wirft das Buch größere Fragen auf: Wollen wir eine Medizin des Menschen oder der Maschinen? Wie eng – im körperlichen wie im vertrauensvollen Sinne – muss die Beziehung zwischen Arzt und Patient sein?“
  • Anna Harris und Tom Rice, Stethoscope. The Making of a Medical Icon. (Reaktion Books)

„Das Leben einer Frau kann jederzeit zum Tatort werden“: Voller Wut, auch auf den eigenen Körper: Johanne Lykke Holms Roman Strega ist ein düsteres Traumspiel. „Ein düsteres kleines Büchlein. Johanne Lykke Holm, die mittlerweile Naderehvandi heißt, vermittelt mit ihm elegant das Gefühl, das sie mit heranwachsenden Frauen an der Schwelle zum Erwachsenenleben verbindet oder zumindest in ihrer Jugend selber verspürte.“

  • Johanne Lykke Holm, Strega. Roman. (aus dem Schwedischen von Hanna Granz; Aki Verlag)

„Zeigen oder nicht zeigen?“: Ulrich Trebbin rekonstruiert die Geschichte des Fallbeils, mit dem heute vor achtzig Jahren die Geschwister Scholl hingerichtet wurden. „Zum achtzigsten Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl – sie wurden am 22. Februar 1943 in Stadelheim enthauptet – hat Trebbin das Ergebnis seiner Beschäftigung mit der Fallschwertmaschine als Buch vorgelegt. Er zeichnet zunächst deren Weg durch die Geschichte nach, erklärt, warum man in Deutschland die Bezeichnung Guillotine mied, weil sie zu sehr an die Mutter aller Hinrichtungsorgien, die Französische Revolution, erinnerte.“

  • Ulrich Trebbin, Die unsichtbare Guillotine. Das Fallbeil der Weißen Rose und seine Geschichte. (Friedrich Pustet Verlag)

„Nehmt und lest“: Terry Eagleton wird achtzig Jahre alt. In seinem neuesten Buch porträtiert er fünf Autoren, die er als Pioniere einer kritischen, das heißt formal interessierten und sozial engagierten Literaturwissenschaft deutet. An erster Stelle steht T. S. Eliot. „Als U-Bahn-Lektüre etwa auf dem Weg hinaus nach Berlin-Dahlem ist das Buch des Jubilars unbedingt zu empfehlen, weil Terry Eagleton seine Lehrer ins Gespräch miteinander bringt, indem er ihnen mit kritischen Fragen zusetzt.“

  • Terry Eagleton, Critical Revolutionaries. Five Critics Who Changed the Way We Read (Yale University Press)

„Ach, du fette Maus“: Ein englischer Verlag hat Hunderte Änderungen in den Büchern von Roald Dahl vorgenommen, um Empfindsame zu schonen. Nicht nur Salman Rushdie fürchtet sich vor „absurder Zensur“.

„‚Seine Bücher sind vielleicht nicht mehr zeitgemäß'“: Kinderbuchautorin Margit Auer spricht über sprachliche Korrekturen im Werk Roald Dahls, den aktuellen Schulwahnsinn und darüber, wie man Kinder zum Lesen bewegt.

„Götter im Exil“: Eine staunenswerte Realität. „(…) getragen meist von langen Satzperioden, das Bizarre ironisch in die Romanform integrierend, das erhaben Überschießende reflexiv bindend, antiquiert und hochmodern, fromm in Teilen, neu-nazarenisch und frech obendrein, eine staunenswerte Rarität in der gegenwärtigen Literaturlandschaft.“

  • Emanuel Maeß, Alles in allem. Roman. (Rowohlt Berlin)

„Bitte nicht gleich unterhaken“: „Wo Gewalt war, soll Konflikt werden“: Wie der Philosoph Armen Avanessian Streit wieder produktiver machen will. „Und doch, Avanessian gelingt eine profunde Analyse der gegenwärtigen Unfähigkeit, produktiv in den Konflikt zu gehen. Also einen Konflikt, der an vielen Stellen fruchtbarer sein könnte als eitles Onlinegezänk oder richtungslose Aufrufe zum ‚Zusammenrücken und Unterhaken'“.

  • Armen Avanessian, Konflikt. Von der Dringlichkeit, Probleme von morgen schon heute zu lösen. (Ullstein Verlag)

„Heute liest doch keiner mehr“: Die große Uhr von Kenneth Fearing, ein origineller Noir von 1946, der vom Geschäft mit Journalismus erzählt. „Erstmals auf Deutsch herausgebracht hat Die große Uhr jetzt der kleine Elsinor Verlag, die Übersetzung von Jakob Vandenberg trifft den Ton einer vergangenen Zeit – und bewahrt eine Sprache, die stellenweise den Lyriker durchblitzen lässt in hochoriginellen Wendungen. Da ist Bosheit flüssig und ein Lächeln winterkalt.“

  • Kenneth Fearing, Die große Uhr. Roman. (a. d. Engl. von Jakob Vandenberg; Elsinor)
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