Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein ebenso virtuoses wie umstrittenes Beispiel der Autofiktion“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Fenster zum Hof“: Vom Lückenbüßer zum Möglichkeitsraum: Jan Herres folgt der Geschichte des Berliner Zimmers. „Zwar schöpft Jan Herres meist aus bekannten Quellen, vor allem aus der epochalen Stadtgeschichte von Jonas Geist und Klaus Kürvers über Das Berliner Mietshaus. Dennoch lässt sein Blick auf die Szenographie und Choreographie des Bauens und Wohnens im Kaiserreich die Architektur- wie Sozialgeschichte lebendig werden.“
Jan Herres, Das Berliner Zimmer. Geschichte, Typologie, Nutzungsaneignung (Jovis Verlag)

„Empathie einer gefrorenen Kartoffel“: Emmanuel Carrères Roman Yoga ist ein ebenso virtuoses wie umstrittenes Beispiel der Autofiktion. „Das Projekt eines Yoga-Buches wird durch die physische Gewalt islamistischer Attentate und die psychische eines depressiven Zusammenbruchs sabotiert. Am Ende ist alles brüchig: Stil, Buchprojekt und Psyche.“
Emmanuel Carrère, Yoga. Roman (aus dem Französischen von Claudia Hamm;  Verlag Matthes & Seitz)

„Warten auf das Ende“: Reinhard Kaiser-Mühlecker ist der große Solitär seiner Generation. Im Roman Wilderer perfektioniert er seine Ästhetik der Ausweglosigkeit. „Tiefschwarz ist Wilderer, ein Bericht aus einer devastierten Welt, die aus der Perspektive eines Menschen betrachtet wird, der sämtliche Anschlüsse verloren zu haben scheint. Oder, noch schlimmer, sie niemals gehabt hat.“
Reinhard Kaiser-Mühlecker, Wilderer (S. Fischer Verlag)

„Autor sein ist mühsam“: Albert Ostermaier stellt der Dunkelheit des Daseins trotzig hoffnungsvolle Gedichte entgegen. „In durchgehend kleingeschriebenen, punkt- und kommalosen Sätzen kreisen viele der Gedichte um die Dünnhäutigkeit der Liebe und den oft kläglichen Versuch, sich von einem eigentlich geliebten Menschen zu lösen.“
Albert Ostermaier, Teer. Gedichte (Suhrkamp Verlag)

 

„Vielleicht eine Wurst, vielleicht das Nichts“: Die Wende, bevor man sie erkennen kann: Katerina Poladjans Roman Zukunftsmusik führt ins Jahr 1985 in der Sowjetunion. „Hochdosiert, aber leichthändig ist Katerina Poladjans Roman Zukunftsmusik ausgerechnet einer Zeit des Umbruchs in der Sowjetunion gewidmet, so dass er auch aktuell brennend interessiert. Jedoch ist das kein Lehrstück, höchstens begreift man, dass der Mensch im Einzelnen zu klein ist, um die Übersicht zu bewahren. Dass er aber dennoch Hoffnung hat und ein Recht darauf.“
Katerina Poladjan, Zukunftsmusik. Roman (S. Fischer Verlag)

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