Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein großes, kluges Buch“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Wo Fähigkeiten sich verknüpfen“: Von den Chancen urbaner Lebensweisen: Greg Woolf legt eine weit zurückgreifende und recht grundsätzliche Geschichte der Stadt vor. „Woolfs Welt ist kontingenzgesättigt, stets wiegelt er ab, redimensioniert, redet wider Fortschrittsvertrauen und Triumphalismus in der Fluchtlinie monumentalischer Ge­schichtsschreibung. Doch anders als David Graeber und David Wengrow (F.A.Z. vom 29. Januar) oder James C. Scott (F.A.Z. vom 3. August 2019) entwickelt er seine offene Geschichte nicht, um im Rückblick auf die Anfänge zugleich mit der Moderne, dem ‚Westen‘, dem Kapitalismus oder dem Steuerstaat abzurechnen. Das macht sein großes, kluges Buch noch anziehender.“
    Greg Woolf, Metropolis. Aufstieg und Niedergang antiker Städte (aus dem Englischen von Susanne Held; Klett-Cotta)
  • „Macht muss sich immer bemänteln“: Geschichte des Völkerrechts: Martti Koskenniemis Studie zur Entwicklung juristischer Argumentation. „Das beeindruckende Buch, von vielen mit Spannung erwartet, behandelt rund sechs Jahrhunderte der internationalen Geschichte. Sein titelgebender Anknüpfungspunkt ließe sich als juristische Einbildungskraft oder rechtliche Vorstellungsgabe übersetzen. Koskenniemi untersucht jene normativen Ideen, die Juristen und Vertreter anderer Professionen entwickelten, um Beziehungen zu auswärtigen Mächten greifbar zu machen. Darin verbinden sich Elemente von Rechtsbewusstsein, Ideologie und Rechtskultur. Am Ende war immer Sprache das zentrale Produkt.“
    Martti Koskenniemi, To the Uttermost Parts of the Earth. Legal Imagination and International Power 1300–1870 (Cambridge University Press)
  • „Beeilt euch, Gutes zu tun!“: Der Germanist Dirk Kemper schreibt eine wissenschaftshistorische Biographie des „heiligen“ deutschen Arztes von Moskau Friedrich Joseph Haass. „Kempers profunde Abhandlung zeigt, in welchem Geflecht aus Tradition, Aufbruch und Reaktion Haass agierte, den Ideen der Aufklärung und der Menschenwürde ebenso beseelt haben dürften wie die theologischen Konzepte der europäischen Gefängnisschutzbewegung und die christliche Auffassung seines Heilberufs.“
    Dirk Kemper, Das außergewöhnliche Leben des Friedrich Joseph Haass. Biografie einer Legende (Herder)

  • Kinder- und Jugendliteratur
  • „Fische unter Bullaugen“: Gedicht-Bilderbuch mit gelben Keksegedanken. „Gerade einmal zwölf Gedichte umfasst das schön gestaltete Buch, doch die sind voller Klänge und Wiederholungen. Mal reiht Hammerschmid seine Ideen listenartig untereinander, mal versieht er sie mit Reimen und zeigt uns, dass ‚glänzen‘ und ’schwänzen‘ oder ‚dreck‘ und ‚weg‘ ganz nah beisammen liegen können.“
    Michael Hammerschmid, wer als erster (mit Illustrationen von María José de Tellería; Jungbrunnen)
  • „Kleines Weibsbild!“: Gulraiz Sharif erzählt eine Transgender-Geschichte von einer pakistanischen Einwandererfamilie in Oslo. „Einfacher Satzbau, englische Worthülsen, drastische Ausdrücke. Einigen Älteren dürfte das aus Feridun Zaimoğlus legendärem Buch Kanak Sprak – 24 Misstöne vom Rande der Gesellschaft bekannt vorkommen. Aber im Kinder- und Jugendgenre hat man es so direkt bisher nur selten zu lesen bekommen.“

    Gulraiz Sharif, Ey hör mal! (aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim und Sarah Onkels; Arctis)

  • „Die Acht im Schubkarren“: Wildes Spektakel um Zahlen. „Man kann mit Zahlen eine Ordnung herstellen. Aber auch Unfug treiben mit ihnen. Chaos stiften. Jonglieren, tricksen und täuschen. Ein Zahlenspektakel veranstalten, wie es Sabine Kranz in ihrem gleichnamigen Buch tut. Die Illustratorin wendet sich damit an Kinder ab dem Alter von fünf Jahren, die noch nicht wirklich rechnen und lesen können und gerade dabei sind, sich einen Begriff von Zahlen zu machen.“

    Sabine Kranz, Zahlenspektakel. Von null bis unendlich (Beltz & Gelberg)

  • „Schwarzer Kater auf dem Besen“: Hexenabenteuer mit Bruchlandungen. „Wie sie es schafft, ihn zu finden, welche Abenteuer die beiden erleben bis zur gefürchteten Prüfung, erzählt und zeichnet die Autorin in einem atemberaubenden, übermütigen Tempo, bei dem die Bilder die Stimmung des Hexenmädchens und seines Freundes – auch die Bruchlandungen und Fehlversuche der beiden auf dem Zauberbesen – in kräftigen Farben wiedergibt.“

    Barbara Cantini, Oskar & Ophelia. Flugstunden mit Kater (aus dem Italienischen von Knut Krüger; dtv)

  • „Ohrenschmalz aus Silikon“: Das Robotermädchen soll sich als Mensch beweisen. „Die besondere Geschichte, die im Grunde der großen Frage nachgeht, was es bedeutet, Mensch zu sein, hat zwei Schöpfer: David Edmonds ist Philosoph, Autor, KI-Fachmann und Betreiber von ‚Philosophy Bites‘, einem Podcast, dessen Folgen bereits mehr als 35 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Bertie Fraser ist Journalist und Gründer von ‚Storynory‘, und betreibt mit rund einer Million Downloads pro Monat eine der erfolgreichsten Podcast- und Audio-Websites für Kinder.“

    Bertie Fraser und David Edmonds, Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch (aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane; Ars Edition)

  • „Von Glasgow nach München“: Sally Jones haut wieder in die Tasten: Neue Abenteuer der Gorilladame. „Mit jeder Zeile kitzeln Jakob Wegelius und Übersetzerin Gabriele Haefs die Leselust auf illustrierte klassische Abenteuerromane hervor, wie sie Leseratten seit den Geschichten von Herman Melville und Jules Verne, von Jack London, Mark Twain oder Robert Louis Stevenson lieben.“

    Jakob Wegelius, Sally Jones und die Schmugglerkönigin (aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs; Gerstenberg)

 

  • „Wobei der Mensch dann den letzten Schliff erwirbt“: Der Debütroman Davenport 160 x 90 von Sybille Ruge präsentiert im Thriller-Gewand eine Nihilistin und Heiner-Müller-Leserin. „Sie setzt ihre Worte mit Härte und Präzision, ohne bremsenden Zierrat, vor allem aber mit einer Lakonie, die beißt und brennt.“
    Sybille Ruge, Davenport 160 x 90 (Suhrkamp)
  • „Handwerk und Nachdenklichkeit“: Hinter das Lyrische Tagebuch des Sängers Christian Gerhaher will man nicht mehr zurück. „Der hochinteressante Einblick in die Handwerksstube eines Sängers, dem seine Kunst nicht einfach unter der Dusche geschenkt wurde, geht Hand in Hand mit dem intellektuellen Nachdenken über die Werke, eine Durchdringung, die immer wieder beschämend genau und eigenständig ist (…)“
    Christian Gerhaher, Lyrisches Tagebuch. Lieder von Franz Schubert bis Wolfgang Rihm (C.H. Beck)
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