Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Erzählen ist Voraussetzung für Veränderung“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Wie die Kunst des Seiltanzes“: Vor dem Hintergrund gescheiterter Friedensanstrengungen: Meron Mendel sondiert deutsche Debatten über Israel. „Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebt Mendel nun in Deutschland; er verfolgt die Diskussionen über das Verhältnis der Deutschen zu Israel ebenso wie die antisemitischen Strömungen und Aufwallungen hierzulande. Ein langes Kapitel widmet er den Spaltungen und Verwerfungen, die es bei diesem Thema unter deutschen Linken gibt.“
  • Meron Mendel, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte (Kiepenheuer & Witsch)

„Im Lapidarium“: Da pocht das Lithische: Jeffrey J. Cohen mischt mittelalterliche Texte über Steine mit rezenten Theorien über nichtmenschliche Akteure auf. „In den mittelalterlichen Chroniken, Ritterromanen und Lapidarien, die der amerikanische Mediävist Jeffrey Jerome Cohen mit großer Kennerschaft und Begeisterung vor seinen Lesern ausbreitet, wimmelt es nur so von Steinen, die über eine Vielzahl magischer und therapeutischer Kräfte verfügen: Sie heilen Abszesse, schützen vor Hexerei und bösen Geistern, machen eloquent, beschleunigen die Geburt, prüfen Treue oder Jungfräulichkeit.“

  • Jeffrey Jerome Cohen, Stein. Ökologie des Nichthumanen. (aus dem Englischen von Till Bardoux und Nikola Basler; August Verlag)

„Patrick Bahners: Die Wiederkehr“: „Patrick Bahners, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat ein Buch über die Rückkehr des Nationalismus in die deutsche Politik geschrieben.“

  • Patrick Bahners, Die Wiederkehr. Die AfD und der neue deutsche Nationalismus. (Verlag Klett-Cotta)

„Der große Boss“: Der Verleger Vito von Eichborn ist im Alter von 79 Jahren gestorben. „Die schöneren Geister rümpften selbstverständlich die Nase über den ‚Verlag mit der Fliege‘, der die beste Mischung aus dem hippiesken Programm von Zweitausendeins und der Sponti-Zweithauptstadt Frankfurt bot. Wie Helmut Kohl bezeichnete sich Eichborn als ‚Generalist‘ (und ergänzte kokett: ‚Das heißt, ich habe von nix richtig Ahnung‘), deshalb ahnte er, dass es ein Publikum für die auf Uni-Toiletten eingesammelten Sprüche gab, für einen Bildband über die Hamburger Edelhure Domenica, für eine vom ‚Großen Boss‘ höchstpersönlich nacherzählte Bibel.“

„Allein mit dem Mammut“: In Die dunkle Stunde des Jägers erzählt Davide Morosinotto vom Leben eines Jungen in der Steinzeit. „Es ist die Frühzeit des Holozäns, in die uns Davide Morosinotto hier führt, der sich mit seiner unerschöpflichen Erzähl-Energie schon in diversen Welten und Epochen durchschlug. Sein neues Buch spielt etwa vor zehntausend Jahren, in jenem Teil Amerikas, der später Florida sein wird. In einer Zeit also, von der es keine Aufzeichnungen und Erinnerungen gibt, und in der das Handeln von wenigen primitiven, elementaren Bedürfnissen bestimmt wird.“

  • Davide Morosinotto, Die dunkle Stunde des Jägers. (aus dem Italienischen von Cornelia Panzacchi; mit Bildern von Fabio Visintin; Thienemann)

„Gerne drastisch“: Zur neuen Astrid-Lindgren-Preisträgerin Laurie Halse Anderson. „Mit der Wahl einer vehementen Fürsprecherin derer, denen es die Sprache verschlagen hat, wird die Kraft der Literatur ausgezeichnet: Erzählen ist Voraussetzung für Veränderung. Auch das mag Astrid Lindgren gemeint haben.“

„Praxistest mit Fünfjähriger“: Wie kommt ein neu aufgelegtes Buch des „Jumanji“-Schöpfers heute an? „Als älterer Betrachter genießt man, wie viel Humor und Fantasie zwischen den Zeilen und in den Schattierungen liegen – und das überträgt sich dann natürlich auch auf den jüngeren Betrachter nebendran.“

  • Chris Van Allsburg, Der Garten des Abdul Gasazi (Kraus-Verlag)

„‚Wo man beschützt werden muss, ist man nicht daheim’“: Zum 150. Geburtstag des Schriftstellers, Bestsellerautors und verfemten Juden Jakob Wassermann.

„Der Unverdrossene“: „Geboren wurde Vito von Eichborn 1943 in Magdeburg, lange lebte er in Frankfurt, ging zurück in den Norden (wir müssen hier manches auslassen, er war immer rege und unverdrossen, nie larmoyant), kaufte den Europa Verlag, gab Noam Chomsky heraus, war noch einmal selbstständig, gründete ‚Vitolibro‘, musste sich zuletzt tragischerweise via Anzeige als Lektor anbieten. Am Montag, wie jetzt bekannt wurde, ist er im Alter von 79 Jahren in Malente gestorben.“

 

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