Dass Klaus Eck seine Tätigkeit bei Random House Deutschland beendet, ist keine Überraschung [mehr…]. Er wird schließlich im September 65 und hat dann das Alter erreicht, mit dem man in Deutschland wie im Hause Bertelsmann traditionell sein Szepter aus der Hand gibt.
Erstaunlich ist eine ganz andere Tatsache, die in der offiziellen Bekanntmachung des Konzerns allerdings elegant umgangen wird, nämlich: Es gibt keinen Nachfolger für Klaus Eck. Seine Position als oberster, persönlich verantwortlicher geschäftsführender Verleger von Random House Deutschland wird nicht neu besetzt. Diese Position wird es einfach nicht mehr geben.
Bei so gänzlich unerwarteten Entscheidungen hat man in Gütersloh früher verdutzt ausgerufen: Das is’n Ding! Jetzt wird, hinter vorgehaltener Hand, es war bereits zu hören, misstrauisch über die Gründe gemutmaßt, die hinter diesem Revirement stecken könnten. Will sich Frank Sambeth – erst seit kurzem, als Nachfolger Joerg Pfuhls, CEO in München – mit einer spürbaren Senkung der Top-Managementkosten zur Verbesserung seines Bilanzgewinns in ein gutes Licht stellen? Ein Oberoberverleger bei Random House kriegt ja bestimmt eine Menge Kies. Oder will Sambeth damit seine Machtstellung ausbauen? Dergleichen Unterstellungen sind meines Erachtens haltlos und gemein.
In der Branche gibt’s aber noch eine weitere böse Munkelei. Sie lautet: Wenn Klaus Eck jetzt nicht ersetzt werde, sei’s nur ein Beweis dafür, dass er zuletzt doch wohl überflüssig gewesen sei. Doch wer so etwas glaubt, versteht gar nicht, warum diese Verlagsgruppe so gut funktioniert und von Erfolg zu Erfolg eilt. Und wer so was sagt, hat überhaupt keine Ahnung von der wirklichen großen Leistung Klaus Ecks als verlegerischem Steuermann. Außerdem: Nur wer davon weiß, mag erkennen, wie klug Frank Sambeth bei seiner jetzigen Neustrukturierung der verlegerischen Belange vorgegangen ist.
Es ist nämlich so, und ich bin überzeugt, dass Frank Sambeth es auch so sieht: Klaus Eck ist unersetzlich. Extern hätte sich m. E. gar keiner für die komplizierten Aufgaben eines Publisher-in-Chief bei Random House finden lassen – jemand, der zudem die Autorität hätte, um sich gegenüber so tüchtigen, erfahrenen und selbstbewussten Herren wie Georg Reuchlein und Ulrich Genzler mit ihrem Goldmann- bzw. Heyne-Imperium in der Gruppe ohne größere Reibungsverluste durchsetzen zu können. Eben darum war es auch kaum empfehlenswert, die Frage der Nachfolge intern zu regeln: Bei allem Respekt, doch wer lange Zeit so ein Teilreich regiert – in Rivalität zu anderen – ist vielleicht
nicht bestens geeignet, plötzlich konkurrenzlos zu handeln, die partiellen Interessen des eigenen Feudums hinter sich zu lassen und ganzheitlich zu denken.
Auf der Linie hat Frank Sambeth wohl gedacht, als er die Geschäftsführung von Random House Deutschland, ohne neuen Publisher-in-Chief, mit Thomas Rathenow um eine zusätzliche verlegerische Stimme erweiterte. Um Rathnows Hausstärke an die Georg Reuchleins und Ulrich Genzlers anzugleichen, hat Frank Sambeth ihm neben der DVA, Manesse, und Pantheon nun auch die Verlage unterstellt – C. Bertelsmann, Carl’s Books, Knaus et al -, die bislang direkt Klaus Eck unterstanden (Sambeth hat also auch Ecks zweite Position, die eines Gruppenchefs, gestrichen, die ihm neben Genzler und Reuchlein direkt Hausmacht verlieh.)
Mit dieser Beförderung sind aber noch weitere positive Aspekte verbunden. Denn erstens sitzt mit Thomas Rathnow nun ein Verleger in der Geschäftsleitung, der in erster Linie für Hardcover-Verlage steht (Genzler und Reuchlein vertreten primär ja die Taschenbuch-Interessen). Zum anderen ist sie auf Verlegerseite verjüngt, und damit zeigt Frank Sambeth sich zukunftsorientiert: Denn Ulrich Genzler ist immerhin schon 56 und Georg Reuchlein bereits 60 Jahre alt. Thomas Rathnow aber hat eben erst seinen 50. Geburtstag gefeiert. Ach ja, die junge Garde ist mit Nicola Bartels schon längst da
Alles in allem muss aber ganz klar gesehen werden: In der RH-Geschäftsführung ist die verlegerische Präsenz nun zwar numerisch stärker, aber konzeptionell schwächer. Anders formuliert: Frank Sambeth hat die Ober-Verleger-Funktion mit seiner CEO-Rolle fusioniert. Das Beispiel von Markus Dohle als CEO von Random House global mag ihn dazu ermutigt haben; denn Dohle hat diesen schwierigen Hochseilakt gemeistert.
Für Sambeth ist’s eine – nicht ungefährliche – Chance. Dass diese Seite der Medaille zur Nachfolge Klaus Ecks nicht offen gezeigt und Klaus Eck nun unter dem großartigen Titel eines „President Content and Publishing Innovation“ außerhalb der Geschäftsführung sozusagen als Chefberater installiert wird, macht deutlich, dass Frank Sambeth sich des Risikos auch für das Außenansehen der deutschen Verlagsgruppe irgendwie bewusst ist. Er hat viel zu beweisen.