Stefanie Gregg über ihr Buch Koffer voller Briefe „Eine große Liebe, ein Tod und ein Neuanfang“

Stefanie Gregg (Foto: Angelika Bardehle)
Stefanie Gregg (Foto: Angelika Bardehle)

Stefanie Greggs Nebelkinder-Reihe erscheint bei Aufbau. Im Kleinverlag Federleicht hat sie jetzt einen davon unabhängigen Roman veröffentlicht. Im Gespräch erzählt sie, wovon Koffer voller Briefe handelt.

Worum geht es in Ihrem neuen Buch?

Koffer voller Briefe haben sie gefunden, erklären zwei Polizisten dem erstaunten Elias. Alle an ihn gerichtet, geschrieben jeden Tag seit dreißig Jahren von einer Frau, die ihn liebte. Und die gestorben ist, ohne ihn je wiedergesehen zu haben, nachdem er sie als Achtzehnjähriger nach einer kurzen Beziehung verlassen hatte.
Elias begibt sich auf die Suche nach dem Leben dieser Frau, und damit auch auf die Suche nach sich selbst.

Wie entstand die Idee, über dieses Thema überhaupt ein Buch zu schreiben?

Unter Autor:innen gibt es die berühmten #TenThingsNotToSayToAnAuthor . Allen voran gehört dazu jener Satz, den man als Autorin entsetzlich oft hört: „Über meine Lebensgeschichte musst du mal schreiben. Das wäre eine Geschichte wert!“
Oh nein, Autorinnen sind nicht auf der Suche nach vermeintlich großartigen Lebensgeschichten, sie haben so viele Geschichten in ihrem Kopf. Und Lebensgeschichten sind leider nahezu nie Geschichten für einen Roman, denn Geschichten verfolgen einen Plot, mit Unwägbarkeiten, Spannungsverläufen und vielen anderen Kriterien.
In diesem Fall aber war es anders. Ein Facebook-Bekannter half mir viel bei der Recherche über Bulgarien, als ich über den sogenannten „Regenschirmmord“ am bulgarischen Schriftsteller auf der Waterloo Bridge in London, durchgeführt vom KGB, schrieb. Das Buch heißt „Duft nach Weiß“ und wurde mein erster Bestseller.
Später erst, nebenbei, erzählte er mir, dass eines Tages zwei Polizisten vor seiner Tür standen und ihm vom Tod einer Frau erzählten, neben deren Bett Koffer voller Briefe standen. Alle gerichtet an ihn, frankiert, jedoch nie abgeschickt, tägliche Erzählungen aus Ihrem Leben sowie ein fingiertes Leben mit ihm, den sie still und heimlich, soweit sie das konnte, über seine unterschiedlichen Wohnorte und Berufe verfolgt haben musste.
Erst nach längerem Nachdenken wurde ihm klar, dass diese Frau ein Mädchen war, das er mit achtzehn Jahren nach einer halbjährigen Freundschaft, wohl mit unschönen Worten, verlassen hatte.
Ihr Tod, für den er anfangs sogar verdächtigt wurde, der sich jedoch als Selbstmord herausstellte, erschütterte ihn zutiefst und warf ihn in eine Lebenskrise, aus der er nur langsam und mit einer neuen Lebensweise herausfand.
Die Geschichte berührte mich sofort zutiefst. „Diese Geschichte möchte ich schreiben“, sagte ich ihm, der darüber höchst verwundert war.
Natürlich entstand aus dieser, seiner Lebensgeschichte in meiner Fiktion dann etwas anderes. Aber der Kern der Geschichte ist seiner.

Welche Wörter schreiben sich leichter: Die ersten oder die letzten?

Die in der Mitte.

An wen richtet sich das Buch?

Nur an jene, die schon einmal einen Fehler begangen haben.

Mit welchem Argument kann der Buchhandel das Buch ideal verkaufen?

Das Buch ist berührend. Es trifft einen.

Welche drei Wörter beschreiben es aus Ihrer Sicht perfekt?

Eine große Liebe, ein Tod und ein Neuanfang.

Wie sähe ein Schaufenster zum Buch aus?

In diesem Schaufenster sollte ein möglichst alter Koffer liegen, braun, abgenutzt, ein Koffer, der selbst schon viele Geschichten erzählt. Darin sieht man Briefe, gebündelt, sortiert. Ein Bündel ist herausgenommen und verstreut sich über den Koffer und den Boden davor. Die Handschrift darauf beginnt, dem Schaufenster-Betrachter eine Geschichte zu erzählen….

Wird es eine Fortsetzung geben?

Nein, es ist als Einzelroman gedacht. Das hatte ich jedoch bereits bei meinen Nebelkindern schon einmal gedacht – nun sind sie eine wundervolle Trilogie.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?
Hier können Sie dies tun:

Schreiben Sie selbst noch Briefe?

Tatsächlich ja. An meine Studienfreundin Henrike. Wir schreiben uns seit damals bis heute echte Briefe auf Papier. Manchmal suchen wir dabei sogar noch schönes Briefpapier – das es nur noch selten gibt, oder legen Lesezeichen, getrocknete Blumen oder Erinnerungsstücke hinzu.
Briefe schreibt man anders als Mails. Besonders handgeschriebene. Es fließt mehr des eigenen Selbst hinein. Ich liebe diese altertümliche, wunderbare Brieffreundschaft.

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