"Heimat erlesen": Regionalbuchtage vom 15. bis 30. September Herr Kron, wieso sollten Buchhändler sich unbedingt beteiligen?

Vom 15. bis zum 30. September finden deutschlandweit zum inzwischen dritten Mal die Regionalbuchtage statt und bieten erneut eine große Palette an lustigen, aufschlussreichen und anregenden Veranstaltungen – das war Anlass für Fragen an Jürgen Kron, den Sprecher der IG Regionalia:

BuchMarkt: Herr Kron, was haben wir von den Regionalbuchtagen zu erwarten?

Jürgen Kron – Freizeitführer mit der Maus: Welches Kind will nicht sofort in eine Buchhandlung, wenn es dort dem Helden seiner Fernsehwelt begegnet? Durch Klick aufs Foto geht’s zu Droste-Titeln mit der Maus

Jürgen Kron: Dabei handelt es sich um eine Aktion, die von allen wesentlichen Regionalverlagen in Deutschland unterstützt und getragen wird. Zusätzlich wird sie vom Börsenverein intensiv beworben und mit Werbematerial ausgestattet.

Das bedeutet?

Insgesamt sind rund 75 Verlage und einige Buchhändler und Buchhändlerinnen in der IG Regionalia versammelt, die u.a. durch diese zwei Wochen im September auf ihre Bücher aufmerksam machen möchten.

Welche Idee steckt dahinter?

Die Regionalbuchtage bieten auch in diesem Jahr dem Buchhandel eine hervorragende Möglichkeit, einen seiner stärksten Umsatzbringer in den Fokus seiner Kundschaft zu bringen.

Und warum sollten Buchhändler, die ja ohnehin jeden Tag Regionalia in ihrem Geschäft verkaufen, sich daran beteiligen und dafür Sonderaktionen machen?

Es gibt in den Innenstädten seit Langem eine Tendenz, die man unter dem Oberbegriff „Verödung“ zusammenfasst. Immer die gleichen Geschäfte der gleichen Ketten reihen sich aneinander, der Kunde weiß nicht, ob er in Bremen oder Offenbach ist. Diese Gefahr gibt es auch in den Buchhandlungen, man kann bei nicht wenigen einen schleichenden Prozess der Verlangweiligung sehen. Hier wollen wir den örtlichen Buchhandel motivieren, sich durch die Auswahl der Titel unverwechselbar zu machen und ein eigenes Profil zu entwickeln.

Ist das nötig?

Ja, das finde ich schon. Es gibt natürlich sehr viele Buchhändler und Buchhändlerinnen, die sich hochgradig engagieren und ein tolles Sortiment führen. Aber bei all der Arbeit, die in einer Buchhandlung anfällt, besteht natürlich die Versuchung, das Sortiment immer mehr und bedenkenloser an den Mainstream-Geschmack anzupassen. Dann werden nur noch die Titel aus Bestseller-Listen hingestellt, das Ganze mit ein paar beliebigen Non-Books garniert, die etwas Atmosphäre schaffen sollen, und darauf gehofft, dass der Kunde kauft, statt Fragen zu stellen.

Und warum soll ihm dabei gerade die Besinnung auf regionale Produkte helfen?

Auf die Probleme der Innenstädte reagieren die Kommunen allmählich. Es gibt etwa Überlegungen, einen Teil der dort vorhandenen Geschäftsräume zu ermäßigten Preisen an Läden zu vermieten, die von regionalen Einzelhändlern betrieben werden oder in denen regionale Produkte angeboten werden. Dahinter steht nämlich der kluge Gedanke, dass der Kunde das Unverwechselbare sucht, das, was einer Stadt oder ihr Umfeld seine Individualität und seinen Charakter gibt und was man nicht mit nur einem Mausklick im weltweiten Netz findet.

Was heißt das für die Buchhandlungen?

Die Kommunen haben spät genug reagiert, der Buchhandel sollte nicht so lange warten und sich frühzeitig überlegen, wie er die Lebendigkeit seines Sortiments erhalten und vor allem steigern kann. Regionalia-Bücher können dabei ein zentrales Element seiner Überlegungen sein.

Warum?

Sie bieten dreierlei: Unverwechselbarkeit, denn in München findet man kaum die wirklich spannenden Bücher zu Hamburg; die Lizenz zur Kompetenz, denn die buchhändlerische Expertise zeigt sich nicht durch Kenntnis des neuen Grisham, sondern des neuen Regionalkrimis, und schließlich eine lebendige Kultur, denn zusammen mit den Verlagen und Autoren aus der Region lassen sich maßgeschneiderte Aktionen veranstalten – ein Gespräch mit dem Regionalia-Verleger seines Vertrauens wird jeden Buchhändler überzeugen!

Meinen Sie das ernst?Stehen Sie für ein Gespräch zur Verfügung?

Ja, natürlich…Alle Verleger und Verlegerinnen, die sich in der IG-Regionalia engagieren, sind zu Gesprächen bereit und kommen bestimmt auch gerne persönlich in die Buchhandlungen.

Haben Sie noch ein Abschlussstatement?

Es gibt sicherlich noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um der Verödung und Verlangweiligung des Buchhandels entgegen zu wirken. Aber die Regionalbuchtage sind eine gute Gelegenheit, um eine besonders attraktive Möglichkeit zu testen.

In der vergangenen Woche sprachen wir mit Philipp Ortmaier darüber, warum readfy mit eigenen Inhalten startet

 

 

 

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