Das Sonntagsgespräch Joachim Groh über seine Edition GROH Design

Zur Buchmesse präsentierte Joachim Groh seine erste Edition von GROH Design. Die Edition legt besonderen Wert auf die Inszenierung von Texten. Sie umfasst drei Themenwelten: „Wallspirations“ mit exklusiven Wandbildern, Notizbücher und die „World of Nothing“.

Wir haben mit ihm gesprochen und ihn zu den Hintergründen befragt.

Joachim Groh

Was war die erste Idee zu GROH Design und in welche Richtung hat sie sich in der Zeit entwickelt?

Joachim GrohWir wollten einen Kontrapunkt gegen die Reizüberflutung und die Informationsschwemme setzen.

Was meinen Sie damit?

Es wird heutzutage getwittert, gebloggt, gefacebooked, geinstagramt, gesmst, gepostet und gemailt was der Wort- und Zeichenschwall hergibt. Kommunikation wird dabei immer mehr zu einem sinnentleerten Selbstzweck. Wir wollten dem geistig anregenden Wort und Text wieder eine Chance geben.

Und wie wollen Sie das machen?

Indem wir das Wort wieder still stehen lassen und ihm Raum geben, um zu wirken. Es geht uns in erster Linie um den Inhalt. Inhalte, die zum Weiterdenken anregen, die inspirieren, motivieren und provozieren. Wir spielen mit den Texten inhaltlich als auch optisch. Das Design folgt dabei der Funktion, es pointiert und akzentuiert den Inhalt.

Gibt es denn einen Text, der Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?

Ja. Inhaltlich ist mir der Text von Snowden ein persönliches Anliegen, wohl auch weil ich Informatik studiert habe. Jede technologische Errungenschaft erfordert den Schutz des jeweils Schwächeren.Hier muss gehandelt werden, um den Bürger vor der Bespitzelung des Staates oder übermächtigen Unternehmen zu schützen. Um es mit Edward Snowden zu sagen: „Leadership is about being the first to act“.

Und wie haben Sie das in der Praxis umgesetzt?

Umgesetzt haben wir das beispielsweise in den Wallspirations. Sie setzen ein Statement undregen jedes Mal neu dazu an, über die Texte nachzudenken. Das Design ist immer individuell auf die Aussage und das Material des jeweiligen Produktes abgestimmt. So entstehen einzigartige Designobjekte zum Aufhängen. Von den limitierten WallspirationsPoly und Aluminium-Dibond bis hin zu den unlimitierten Wallspirations Paper.

Gerade die limitierten Wandbilder sind ja sehr aufwendig gestaltet. Haben Sie darum zwei Jahre Vorbereitungszeit gebraucht?

Ja. Wir haben nach dem Motto „Explore. Dream. Discover“ auf der Art Basel, im MOMA New York, auf zahllosen Ausstellungen, in Design-Centern und Galerien nach geeigneten Materialien gesucht. Dann wurden die ersten Objekte entworfen und eine Pop-up-Ausstellung in den Goldberg-Studios organisiert, um dann mit Endkunden und Experten zu diskutieren. Es wurden Text-Ideen, Materialien, Design-Entwürfe verworfen und neue kreiert. Dann hat Prof. Felten und sein Team das ganze querdenkerisch-kreativ gestaltet.

Also sind die Wallspirations im Prinzip Kunst?

Es sind kunstvolle Designobjekte. Die Resonanz auf der Buchmesse dazu war sehr positiv. Kai Dieckmann war bei uns am Stand und bekundete, dass er GROH Design cool findet. Der Einkäufer vom Shop des Museum of Modern Art, New York, war da und hat Muster von allen Produkten angefordert. Bis hin zum Feedback aus dem Buchhandel, wie Herr Westermann aus Detmold, der sich dafür interessiert und unbedingt eine Ausstellung mit uns machen will. Übrigens die ersten vier Ausstellungen sind bereits eröffnet. Obwohl die limitierten Wandbilder sicher nicht für jede Buchhandlung geeignet sind.

Wie sieht es bei den Notizbüchern aus?

Die sind, genau wie die „World of Nothing“, im Buchhandel gut aufgehoben. Notizbücher sind tägliche Begleiter. Auch hier steht der Text im Vordergrund und jedes Buch hat sein eigenes Motto, das überrascht und Widersprüche zulässt.

Inwiefern?

Nehmen wir mein persönliches Lieblings-Notizbuch: Auf der Vorderseite steht „Ich habe keine besondere Begabung“ und auf der Rückseite ist der zweite Teil zu lesen „Ich bin nur leidenschaftlich neugierig“. Und in ganz dünner feiner Schrift ist dann zu erfahren, dass dieses Zitat von Albert Einstein stammt. Die Notizbücher sollen anregen, eine Sache von zwei Seiten zu betrachten.Dazwischen sind 96 leere Seiten, die Freiraum für Gedanken, Ideen, Skizzen oder originelle Geistesblitze lassen. Dazu haben wir natürlich auch hier viel Wert auf die Gestaltung gelegt. Die Grundfarben sind weiß oder schwarz, die Texte teilweise in der gleichen Farbe oder in Neon abgesetzt – als Eyecatcher sozusagen – und dazu haben wir alle Notizbücher mit Lesebändchen, Gummiband und Froschtasche ausgestattet.

Der dritte Zweig der Edition ist ja die „World of Nothing“. Wie verkauft man denn „Nichts“? Und warum überhaupt?

Kennen Sie das nicht? Man fragt: „Was wünschst Du Dir zum Geburtstag oder zu Weihnachten?“ und die Antwort ist: „Nichts!“ Bisher war es da schwierig, dem Wunsch zu entsprechen. Wir haben jetzt die nihilistische Geschenkelücke gefüllt.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Zum einen haben wir Notizbücher mit Nichts drin und „Nichts“ auf dem Umschlag. Wer möchte, kann das dann auch noch in eine passende Geschenkdose tun. Somit passt erstmals „Nichts“ ins „Nichts“. Dabei passt in „Nichts“ so viel hinein. Wir haben auch Beutel und Gutscheine „Für rein gar Nichts“. Frei nach dem Motto: wer sich Nichts wünscht, bekommt auch Nichts. Und wer möchte, kann dem ganzen dann auch noch den persönlichen Stempel aufdrücken: „There is nothing left to say!“

Die Fragen stellte Friederike v. Raison

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