Gloria Gray über ihren Roman „Zurück nach Übertreibling“ (dtv) „Wer sich im Roman erkennt, ist selbst schuld“

In unserem Autor*innen-Special sprechen wir in dieser Woche von Montag bis Freitag mit Autorinnen und Autoren zum neuen Buch. Heute: Gloria Gray

Kürzlich ist bei dtv der erste Roman der Sängerin, Schauspielerin und Entertainerin Gloria Gray erschienen: „Zurück nach Übertreibling“ ein Regio-Krimi, in dem erstmals eine Transgender-Frau ermittelt. Mit geballtem Wortwitz  bewältigt Vikki Victoria selbst die haarsträubendsten Herausforderungen in diesem temporeichen Erstling. Anlass für Fragen:

BuchMarkt: Mit Vikki Victoria haben Sie eine mehr als außergewöhnliche Krimiheldin geschaffen. Wieviel ist da Dichtung, wieviel Wahrheit?

Gloria Gray: „Zentrale Botschaft des Romans? Das Leben samt seinen Verstrickungen ergibt vielleicht nicht den geringsten Sinn, aber das ist am Ende fast beruhigend“

Gloria Gray: Sobald der Mensch zu lügen aufhört, bleibt nichts von ihm übrig. Man hat noch nie jemanden um „mehr Wahrheit, mehr Wahrheit“ flehen hören. Da will ich mich nicht schuldig machen. Aber von einer gewissen Lebenswirklichkeit findet man schon einiges bei Vikki Victoria.

Eine kleine Feldforschung der Redaktion hat ergeben, dass Sie sehr konkret an echten Schauplätzen entlang erzählen, die nicht immer schmeichelhaft wegkommen. Keine Angst vor juristischen Konsequenzen?

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Und wie! Schlaflose Nächte, Marathonpuls! Ich überlege, ob ich nicht eine Unterlassungserklärung gegen mich selbst zu erwirken versuche.

Also ein Schlüsselroman? Wer sollte sich warm anziehen, weil er entlarvt wird?

Warm anziehen ist nie falsch, aber persönliche Bloßstellung ist meine Sache nicht. Das fände ich zu eitel. Und wer gibt denn literarisch schon so viel her, dass er einer konkreten Ein-zu-eins-Personifizierung wert wäre? Entweder man überhöht und überspitzt jede seiner Figuren, um sie attraktiv und relevant zu machen, oder – wenn man denn so scharf auf Authentizität ist – man fährt U-Bahn. Kurzum: Wer sich im Roman wiedererkennt, ist selbst schuld.

Was zunächst daherkommt wie ein weiterer Schenkelklopfer unter den Regionalkrimis entpuppt sich schon nach kürzester Lektüre als ziemlich tiefsinnige Beschreibung unserer Gesellschaft. Gibt es eine zentrale Botschaft, die Sie mit Ihrem Roman verknüpfen?

Was für ein S-c-h-e-n-k-e-l-k-l-o-p-f-e-r, in aller Welt? Ich verklage Sie!

Zentrale Botschaft des Romans? Das Leben samt seinen Verstrickungen ergibt vielleicht nicht den geringsten Sinn, aber das ist am Ende fast beruhigend.

Der Verlag hat keinen Aufwand gescheut, um Ihr Buch zu promoten. Vom „Bling-Bling-Aufsteller“ über eigens angefertigte Champagner-Krügerl bis hin zu „Vikki Victoria“-Bussen im öffentlichen Personennahverkehr mehrerer Großstädte. Wieviel Show ist „Zurück nach Übertreibling“?

Immer wenn ich einen Vikki-Viktoria-Bus sehe, krieg ich Schluckauf. Der Aufwand ist wirklich schmeichelhaft. Die eigentliche Show wird die Insolvenzabwicklung des Verlags werden. Sie sind herzlich eingeladen.

Und wieviel Heimatliebe steckt in einer solchen Geschichte?

In diesen Fällen sehr viel Heimatliebe – sowohl für München, als auch für den Bayerischen Wald. Oder umgekehrt.

Im Herbst passiert schon der nächste „Zwischenfall“. Ist Vikki Victoria ein Glückskind oder ein Unglückswurm?

‚Unglückswurm‘ hab ich noch nie gehört. Moment, mal googeln … Tatsächlich, das Wort gibt’s. Vikki ist eher eine Nervennudel. Ihr widerfahren Dinge und sie zieht durch, was ansteht. Den Begriff ‚Nervennudel‘ finden Sie vermutlich bereits im nächsten Update des Duden.

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