Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Mario Max?

Seit dem 6. Dezember (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2021 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Heute beantwortet der Verlagsverteter Mario Max unseren „anderen“ Fragebogen:

Mario Max: „Durch die Erfahrung, die wir alle gerade durchmachen, wird die System-Relevanz von Kultur offensichtlich. Ich hoffe, dass Kultur in allen ihren Erscheinungsformen endlich ihren angemessenen Platz bekommt: In den kleinen und großen Städten, in den verschiedenen Medien und vor allem in den Budget-Planungen“

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Als meine Zwillingstöchter nach schwierigen Wochen der Prüfungs-Vorbereitung und -Durchführung im Hochsommer ihr Abitur-Zeugnis nicht per Post zugestellt bekamen, sondern auf der Bühne entgegennahmen. Im Rahmen einer kleinen Feierlichkeit, die die engagierte Schule dann doch noch ermöglicht hat.

Worüber haben Sie sich 2020 am meisten geärgert?

Über die Inkonsequenz des Bayerischen Ministerpräsidenten im Frühjahr, zwar Baumärkte und Gartencenter wieder zu öffnen, den Buchhandel aber noch eine weitere Woche warten zu lassen.

Was war 2020 Ihr schönster Erfolg?

Gemeinsam mit meinen sagenhaft kreativen Buchhändler*innen: Die sehr besondere, sehr solidarische Sommer-Reise. Dieses Gefühl von Zusammenhalt in unserer Branche.

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Dass es mir bei mir selbst nicht gelungen ist, diese positive Stimmung, diese Leichtigkeit zu bewahren.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Alle Buchhändler*innen, die sich 2020 getraut haben, trotz allem eine Buchhandlung zu eröffnen. Und alle Verleger*innen die, weiter fordernde Programme verlegen. Überhaupt: Alle Mutigen, die nicht klein beigaben, sondern sich getraut haben. Es lohnt sich!

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im kommenden Jahr nichts mehr lesen?

Groß-Fusionen und Internet-Handel. Denn relevante Inhalte brauchen Vermittlung auf anderen Wegen.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Dass durch die Erfahrung, die wir alle gerade durchmachen, die System-Relevanz von Kultur offensichtlich wird und Kultur in allen ihren Erscheinungsformen endlich ihren angemessenen Platz bekommt: In den kleinen und großen Städten, in den verschiedenen Medien und vor allem in den Budget-Planungen.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Mich von Unwesentlichem ablenken zu lassen.

Und welchen Fehler werden  Sie trotzdem wiederholen?

Mich von Unwesentlichem ablenken zu lassen. Es wird immer herausfordernder, zu differenzieren. Und sich vom Tempo der Ereignisse nicht mitreißen oder überrollen zu lassen.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Christoph Nußbaumeders Prosa-Debüt Die Unverhofften bei Suhrkamp. Familiengeschichte, Industriegeschichte und Aufsteiger-Epos. Süffiger Stoff mit großartig gezeichneten Figuren.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Das bleibt mein weiterhin auf Papier geführter Termin-Kalender. Nur mit Hilfe dessen kann ich die neuen, inspirierenden und spannenden Bücher aus „meinen“ Verlagen zu den bayerischen Buchhändler*innen bringen.

Von wem würden Sie gern auch mal  die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Von Tanja Graf, der Leiterin des Münchener Literaturhauses.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Glauben Sie, dass Verlagsvertreter*innen eine Zukunft haben werden?

Hier können Sie die auch beantworten:

Definitiv: Ja.

Gestern antwortete Frank Schulze, morgen fragen wir Anke Hardt.

 

Kommentare (3)
  1. Wieder so ein Seelenverwandter, dieser Mario Max!
    Als er noch Verlagsrepräsentant von Diogenes für Bayern war, erzählte mir mein Lieblingsbuchhändler Liebtrau in meiner Lieblingsbuchhandlung Anni Fraas in Wolfratshausen (gibt’s schon lange nicht mehr): „Was glauben Sie, wer heute da war? Dieser Mario Max aus Ihrem Lieblingsverlag DIOGENES – was hat der wieder für schöne Bücher dabei!“
    Schön, dass es diesen Mario Max noch gibt und er sich und seinen Grundsätzen (Terminkalender aus Papier, Liebe zu analogen Buchhandlungen …) treu geblieben ist.
    Auf ein gutes Neues Jahr, Mario Max!
    Dieter Klug

    • MIT EINIGEN WÜNSCHEN FÜR DIESES BEGINNENDE JAHR:
      ICH WÜRDE GERN SAGEN: ICH HABE EINEN LIEBLINGSVERLAG; EINE LIEBLINGSBUCHHANDLUNG;
      DAS GEHT NOCH NICHT; DENN DER VERLEGER IST GESTORBEN; EINEN VERLAG FÜR MEIN NEUES BUCH GIBT ES NOCH NICHT: MEIN LIEBSTER TAG WAR; ALS NEWSFLASH MEINE ANZEIGE DRUCKTE (16.12.).MEIN LIEBSTES SACHBUCH WÄRE GERN BEIM LESER:
      ICH WÜNSCHE ALLEN : GESUND BLEIBEN UND HEITER!

  2. Ich wünsche mir, dass die Zeit weniger traurig wäre.
    Das Lachen ist verloren gegangen, die Heiterkeit hat sich irgendwo auf eine Insel zurückgezogen.
    Weiß jemand wo sie ist? DIe digitale Welt ist so erbärmlich, so unberechenbar, es gibt keine Lieblingsorte. Ich kenne Menchen, die nicht gerne leben, jedoch nicht sterben wollen – es sei denn im Gedankengang der Stoiker, nach dem Sterben erfolgreich zu werden – es kommt ein Neues Jahr und neue Hoffung.
    Katharina Beta

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