10.04.2008: Adalbert Hepp (65)

Adalbert Hepp

Adalbert Hepp wird heute 65 Jahre alt. Der Verlagsleiter Wissenschaft bei Campus hat den Verlag seit seiner Gründung im Jahr 1975 als Lektor begleitet und das sozialwissenschaftliche Programm der Frankfurter maßgeblich geprägt.

Adalbert Hepp wurde in Pähl am Ammersee geboren und verbrachte seine Kindheit unweit von München. Nach Abitur und Wehrdienst studiert er in München Germanistik und Philosophie und sammelt ab 1971 in Stuttgart erste Erfahrungen mit der Verlagswelt – zunächst durch die Mitarbeit an einem philosophischen Lexikon, dann als Lektor für Kohlhammer, wo er auch als Betriebsrat aktiv ist. 1973 wechselt er als Lektor zu Herder & Herder nach Frankfurt.

Als Frank Schwoerer und seine Ehefrau Elisabeth am 25. März 1975 in Frankfurt am Main den Campus Verlag gründen, wechselt Adalbert Hepp als Lektor von Herder & Herder zu Campus. Campus versteht sich als pluralistischer Wissenschafts-, Sach- und Fachbuchverlag. Den Schwerpunkt bilden die Sozialwissenschaften, deren Programm Adalbert Hepp in den folgenden Jahren kontinuierlich auf- und ausbaut.

Wichtige Publikationen aus dem Gründungsjahr 1975 sind u.a. Daniel Bell, Die nachindustrielle Gesellschaft, Robert A. Dahl, Und nach der Revolution?, Peter L. Berger/Brigitte Berger/Hansfried Kellner, Das Unbehagen in der Modernität, Eike Ballerstedt/Wolfgang Glatzer, Soziologischer Almanach, Hans G. Nutzinger/Elmar Wolfstetter, Die Marxsche Theorie und ihre Kritik, Amartya Sen, Ökonomische Ungleichheit, und Bruce D. Henderson, Die Erfahrungskurve im Unternehmen.

Bereits 1976 erscheint der erste Band der Reihe Campus Forschung, im Jahr darauf beginnt die Zusammenarbeit mit den sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Dortmund, Frankfurt, Göttingen, Köln und München. Der von Hans-G. Krupp und Wolfgang Zapf herausgegebene Band Lebensbedingungen in der Bundesrepublik wird im Wissenschaftszentrum Bonn der Presse vorgestellt, die Tagesschau macht das Ereignis publik, wodurch Campus erstmals einer größeren Öffentlichkeit bekannt wird.

1978 erscheint AG Soziologie, Denkweisen und Grundbegriffe der Soziologie und entwickelt sich zum bis heute lieferbaren Grundlagenwerk. 1978 beginnen die Hauptverhandlungsbände des Deutschen Soziologentags im Zwei-Jahres-Rhythmus bei Campus zu erscheinen. 1981 erregt Benjamin Ferencz’ Lohn des Grauens über die Entschädigung jüdischer Zwangsarbeiter Aufsehen. 1982 wird der wichtige Demokratietheoretiker Claus Offe als Campus-Autor gewonnen.

Auf der Frankfurter Buchmesse 1980 sichtet Adalbert Hepp die englische Ausgabe von Leonardo Benevolos Storia della Città. Nach langen Verhandlungen und mühsamen Vorbereitungen kann die deutsche Übersetzung unter dem Titel Die Geschichte der Stadt im November 1983 endlich erscheinen: 1.649 Abbildungen, 3,369 Kilo schwer, Subskriptionspreis 198 Mark. Eine Minute im Kulturmagazin Aspekte „macht“ das Buch. Nach sechs Wochen ist die erste Auflage vergriffen, zehn Jahre später sind bereits mehr als 50.000 Exemplare verkauft. Aktuell liegt das Werk als Sonderausgabe in der 9. Auflage 2007 vor.

Nicht zuletzt dank dieses herausragenden Erfolgs ging 1983 als Jahr des Durchbruchs in die Verlagsgeschichte ein. Beim Soziologiekongress in Bamberg gibt Campus seinen ersten Verlagsempfang, und mit dem Jahresergebnis sind die Anfangsverluste endlich ausgeglichen.

Auch in den folgenden Jahren wächst das sozialwissenschaftliche Programm unter der Leitung von Adalbert Hepp kontinuierlich weiter und gewinnt zunehmend an Profil. 1985 startet die „Reihe Campus“, 1986 die von Axel Honneth, Hans Joas und Claus Offe herausgegebene Reihe „Theorie und Gesellschaft“, 1990 die Reihe „Historische Studien“.

1992 erreicht Gerhard Schulzes Erlebnisgesellschaft Platz Eins der Bestenliste der Süddeutschen Zeitung und wird – nicht eben selbstverständlich für ein 850 Seiten starkes soziologisches Werk – zum Bestseller. Ins gleiche Jahr fällt der Auftakt der Reihe „Geschichte und Geschlechter“, herausgegeben von Gisela Bock, Karin Hausen und Heide Wunder, 1994 startet die von Eva Kreisky, Birgit Sauer und Uta Ruppert herausgegebene Reihe „Politik der Geschlechterverhältnisse“. Ebenfalls in den 90er Jahren erscheinen Großprojekte wie David Crystal, Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache, John McManners, Geschichte des Christentums, und die von Georges Duby und Michelle Perrot herausgegebene, fünfbändige Geschichte der Frauen.

1995 feiert Verlagsgründer Frank Schwoerer seinen 70. Geburtstag und übergibt die Geschäfte an seinen Sohn Thomas Carl Schwoerer. Bis zu seinem unerwarteten Tod am 12. Juli 1997 arbeitet Frank Schwoerer täglich in seinem Büro und bleibt dem Verlag mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten als Senior-Verleger erhalten.

Unter der Leitung von Thomas Carl Schwoerer, der 1986 in den Verlag eingetretenen war und 1992 Gesellschafter wurde, hat sich neben dem Programm für kritische und empirische Sozialwissenschaft ein äußerst erfolgreiches Wirtschaftsprogramm etabliert. Ab Mitte der 90er Jahre engagiert sich Campus auch im Bereich des aktuellen politischen Sachbuchs, bis Ende der 90er Jahre wird das Programm um eine breite Palette von Sachbüchern zu Geschichte, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erweitert. Das Wirtschaftsprogramm wird durch Karriereratgeber, Börsenbücher und erfolgreiche Titel zu Unternehmensführung und Management ergänzt. Etwa die Hälfte aller Publikationen gehört weiterhin zum sozialwissenschaftlichen Programm, das 1999 besonders mit dem viel beachteten Werk Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik von Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann und Friedrich H. Tenbruck glänzt.

Dank anhaltender Erfolge in anderen Bereichen übersteht Campus den Einbruch der Börsen 2001 und den über mehrere Jahre anhaltenden Zusammenbruch des entsprechenden Segments im Buchhandel. Stattdessen erscheinen Bestseller wie Der Kanzler wohnt im Swimmingpool oder Wie Politik gemacht wird von Doris Schröder-Köpf und Ingke Brodersen und Werner Tiki Küstenmachers simplify your life. Das Buch wird ein internationaler Bestseller mit inzwischen weltweit über zwei Millionen verkauften Exemplaren. Sachbuch- und Ratgeberprogramm werden ausgebaut, Campus etabliert sich zunehmend als Publikumsverlag.

Parallel dazu erscheinen neue Werke im sozialwissenschaftlichen Programm, wie z.B. Hans Joas’ Lehrbuchs der Soziologievon 2001 oder der Theoriebestseller Empire von 2002. Die neue Weltordnung von Michael Hardt und Antonio Negri ist drei Monate nach Erscheinen bereits mehr als 10.000 Mal über den Ladentisch gegangen. 2003 avanciert Eva Illouz’ Der Konsum der Romantik (in der vom Frankfurter Institut für Sozialforschung im Namen von Axel Honneth herausgegebenen Reihe) zum Überraschungserfolg des Jahres und wird von den Feuilletons euphorisch gefeiert. Highlights im Wissenschaftsprogramm 2004 sind Peter Borscheids Kulturgeschichte der Beschleunigung, Das Tempo-Virus sowie die ebenfalls vom Frankfurter Institut für Sozialforschung herausgegebenen Studie des französischen Soziologen Alain Ehrenberg Das erschöpfte Selbst, die einmal mehr die Feuilletons begeistert.

Mit der Einführung je eigener Vorschauen für das Campus Sachbuch und das Campus Wissenschaftsprogramm im Herbst 2004 ist die Ausdifferenzierung in einen publikumsorientierten klassischen Sachbuchverlag, seit 2005 unter der Leitung von Dr. Annette C. Anton, und einen Sozial- und Geisteswissenschaftlichen Verlag unter Leitung von Adalbert Hepp auch äußerlich erkennbar. Zeitgleich erhielt auch das seit seinen Anfängen in den späten neunziger Jahren stetig wachsende Campus Hörbuchprogramm eine eigene Vorschau.

Im Mai 2008 wird das erste von Adalbert Hepp (zusammen mit der Soziologin Martina Löw) selbst herausgegebene Buch erscheinen, der Interview- und Textband Soziologie als Profession mit dem Doyen der deutschen Soziologie, M. Rainer Lepsius, der die Etablierung und Institutionalisierung der Soziologie seit dem Zweiten Weltkrieg in der BRD und nach der Wende in den neuen Bundesländern entscheidend mitgestaltet hat.

Adalbert Hepp wird sich in diesen Tagen aus dem aktiven Verlagsgeschäft zurückziehen.

Kontakt: hepp@campus.de

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