Jedes Wochenende unterhalten wir uns hier über Branchenfragen – heute im Sonntagsgespräch mit Angelika Siebrands, Vorstandsmitglied der eBuch eG. Wir haben sie gefragt:
Auf der Messe war auf der Agora der Außenstand genialokal unübersehbar, aber ansonsten ist es ziemlich ruhig geworden um die eBuch. Was ist los, ist was los?
Angelika Siebrands: Oh, ist das der Eindruck? Ich wäre froh, wenn es zeitweise etwas ruhiger würde, wir ersticken derzeit in Arbeit.
Warum denn?
Das waren so unerfreulichen Themen wie DSGVO und GDBO, die ja wohl alle in Atem gehalten haben. Aber wir haben Strukturen in Verwaltung und IT nachgezogen und neu aufgebaut, um uns in Zukunft noch besser aufgestellt zu wissen. Dazu gehört die Umstellung unser kompletten EDV auf ein neues System, wo wir nun Zugriff auf alle unsere Daten haben und somit neue und deutlich bessere Services für unsere Buchhandlungen anbieten können. Außerdem haben wir ein neues CRM eingeführt, was echte Fleißarbeit war, uns aber jetzt im Alltagsgeschäft mit unseren Mitgliedern nur Vorteile bringt.
Wie ist denn da der Stand?
Wir können für 2018 wieder ein erfreuliches Mitgliederwachstum vermelden und nähern uns der Mitgliederzahl von 900. Auch genialokal entwickelt sich weiter gut, an der Messe hatten wir auch in diesem Jahr einen Außenstand auf der Agora, der wieder große Beachtung fand.
Sie sind also weiter gut beschäftigt?
Tatsächlich ist es so, dass es in den letzten zehn Monaten so vielzusätzlich zu tun gab, dass wir uns zwischendurch gefragt haben, ob wir unsere Zeitpläne einhalten können. Zum Glück haben alle beteiligten Personen großartige Arbeit geleistet und wir freuen uns, jetzt endlich wieder an neuen Ideen und deren Umsetzung arbeiten zu können. Es gibt viel zu tun, zumal Hugendubel, Thalia und Co. im stationären Bereich nachrüsten.
Ärgert es Sie, dass die großen Filialisten anfangen, die Konzepte der Unabhängigen zu kopieren?
Es bestätigt eher auch unsere Arbeit. Das zeigt doch, dass die unabhängigen Sortimenter doch einiges richtig gemacht haben. Das kann man auch an Zahlen ablesen: Die Metis-Zahlen von media control zeigen ja im Gegensatz zu den Ketten ein Plus bei den kleinen Händlern.
Worauf führen Sie das denn zurück?
Viele unserer Kollegen haben ja schon früh erkannt, dass das Buch eine alle Sinne umfassende Bühne braucht. Dass jetzt sowohl in der Warenpräsentation und Ladengestaltung, aber auch bei Veranstaltungskonzepten kopiert wird, finde ich überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, je mehr die Branche tut, um das Buch attraktiv zu vermarkten und zu verbreiten, umso besser. Allerdings ist es für viele Unabhängige natürlich ärgerlich, wenn dann dank größerer Marketingpower das Thema als neu und „frisch ersonnen“ verkauft wird.
Da sehen Sie die Rolle der eBuch?
Ja, wir tun alles um die Händler auch künftig weiter zu stärken.
Und wie?
Das Thema Einkauf ist für unsere eBuch-Kolleginnen und Kollegen durch das bewährte und lohnende Einkaufsmodell Anabel bereits optimal abgedeckt.
Auch online unterstützen wir mit genialokal interessierte Buchhandlungen optimal und erfolgreich. Aber wir entwickeln weitere Dienstleistungen und Konzepte, die die wirtschaftliche Situation unserer Händler stärken wird und so größeren Freiraum für Kundenbindung und Sortimentsgestaltung schaffen kann.
Das hört sich gut an …
… und das ist es auch: Der Buchhändler soll diese Services dauerhaft oder auch nach Bedarf abrufen können. So kann er sich auf die Dinge konzentrieren, die nur vor Ort passieren können: Ein schönes, passendes Ambiente schaffen, ein kuratiertes, auf die eigene Zielgruppe abgestimmtes, immer neues Sortiment zusammenstellen, Veranstaltungen durchführen, seine lokalen Kompetenzen ausspielen und das tun, was er sehr gut kann: Gastgeber für seine Kunden sein. Somit werden die Unabhängigen mit der eBuch auch den Angriffen der Onlinekonkurrenz bestens Paroli bieten können.
Die Fragen stellte Christian von Zittwitz