Alexander Elspas über über die neue Büchergilde Gutenberg, das Bücherbus-Revival und die Rolle des Buchhandels „Wir wollen das Netz unserer Partnerbuchhandlungen ausbauen“

Alexander Elspas: „Mein Wunsch ist, dass sich möglichst viele von denjenigen, die im Gespräch mit mir ihre große Begeisterung für die Büchergilde zum Ausdruck bringen, einen Ruck geben und Mitglied der Buchgemeinschaft, und – was mich natürlich noch mehr freuen würde – auch Mitglied in unserer Genossenschaft werden“

 

Die Büchergilde Gutenberg wächst wieder – und sie wird jünger. Das war das Fazit deren diesjähriger Generalversammlung am vorigen Wochenende – und das war Anlass für unser heutiges Sonntagsgespräch mit ihrem Geschäftsführer Alexander Elspas.

Im August besteht die Büchergilde seit 95 Jahren, seit fünf Jahren ist sie auch Genossenschaft. Funktioniert dieses alte Modell noch?

Alexander Elspas: Allerdings. Die Form der Genossenschaft ist richtig und wichtig für uns, denn was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele. Das sagte mal Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Gründer der Raiffeisen-Genossenschaft – und das trifft auch auf uns zu. Unser Motto ,Gemeinsam für die Buchkultur‘ hat sich bewährt. 2018 haben noch mehr Genossen den Weg zu uns gefunden und im Frühjahr gab es auf der Leipziger Buchmesse den New Sales Award dafür. Laut Jury-Begründung sei es uns gelungen, das alte Genossenschaftsmodell gründlich zu entstauben.

Welche Rolle spielte der Buchhandel dabei? 

Eine sehr große. Mit über 90 Partnerbuchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir ein breites Netzwerk – und das wollen wir weiter ausbauen. Zuletzt konnten wir Buchhandlungen wie Decius in Hannover, Never Stop Reading in Zürich oder Ocelot in Berlin gewinnen. Solche Büchergilde-Treffpunkte sind wichtig, weil sie als Veranstaltungsorte dienen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Überall dorthin, wo wir noch nicht sind, fahren wir jetzt wieder mit dem Büchergilde-Bus. So einen Bus gab es schon mal in den 50er-Jahren. Nun feiern wir ein Revival und bringen die schönen Bücher direkt zu den Lesern. Solche Projekte kommen an. Das bestätigen die steigenden Mitgliederzahlen. Besonders erfreulich daran ist, dass viele junge Menschen unsere traditionsreiche Community für sich entdecken.

Wie gelingt der Spagat zwischen Tradition und Moderne? 

Büchergolder-Magazin: Durch Klick auf Cover zum Programm

Über alte Konzepte, die wir neu denken und über neue Projekte. Mit unserem Programm etwa, das wir auf künstlerischer wie herstellerischer Ebene stets mit Blick auf die Gegenwart kuratieren, stoßen wir bei jungen Lesern und Influencern auf Zuspruch. Man denke an die im Juni bei den Eurpoean Design Awards prämierte Ausgabe von Martin Starks kontrastreich-modern illustrierter Frankenstein-Adaption oder an das durch die Stiftung Buchkunst unter die 25 schönsten Bücher des Jahres gewählte Pappbilderbuch Die Lokomotive und der Prellbock. Ein ganz neues Projekt soll im Herbst auf den Weg gebracht werden: die Büchergilde-Abo-Box. Ein mit illustriertem Buch und thematisch passenden Goodies befülltes Überraschungspaket. Auch die Edition Zeitkritik steht in den Startlöchern. Die soll jungen Autoren mit aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen eine Stimme geben. Und wir wollen beim Kinderbuch weiter ausbauen. Die Leseförderung ist mir nach wie vor ein Herzensanliegen.

Die Büchergilde ist die letzte literarische Buchgemeinschaft in Deutschland: Genießt sie damit eine Sonderstellung oder ist die Konkurrenz ebenso groß wie für andere Verlage?

Der Buchmarkt ist hart umkämpft, das bekommen auch wir zu spüren. Aber wir profitieren schon ein bisschen von unseren Alleinstellungsmerkmalen. Durch unseren buchkünstlerischen und buchhandwerklichen Ursprung betrachten wir Bücher bis heute als Gesamtkunstwerk. Wir sind einer der wenigen Verlage, der in jedem Programm mindestens ein illustriertes Buch führt – und das Schöne an unseren schönen Büchern ist, dass sie für jeden erschwinglich sind. Denn ein Titel, den wir als Lizenz einkaufen, erhält eine neue, hochwertigere Optik und wird dennoch preisgünstiger verkauft als das Original. Aber auch wir müssen am Ball bleiben, uns auf dem Markt stetig neu behaupten.

Vor welche Herausforderungen siehst Du Dich dabei gestellt?

Weißt Du, das ist ein bisschen wie bei Dir und dem BuchMarkt: Viele bestätigen Dir die Wichtigkeit des Magazins und wenn es ans Anzeigen buchen geht, sind dann leider keine Budgets mehr da. Mein Wunsch ist, dass sich möglichst viele von denjenigen, die im Gespräch mit mir ihre große Begeisterung für die Büchergilde zum Ausdruck bringen, einen Ruck geben und Mitglied der Buchgemeinschaft, und – was mich natürlich noch mehr freuen würde – auch Mitglied in unserer Genossenschaft werden. Natürlich ist es nicht immer einfach, diejenigen, die die Büchergilde so großartig finden, davon zu überzeugen, das auch in der Form der Zeichnung eines Anteils auszudrücken.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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