Hans-Gerd Koch über 100 Jahre Karl Rauch Verlag: „Optimismus und Glück gehören ebenfalls dazu“

Der Karl Rauch Verlag feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Bekannt ist der Verlag vor allem als Verlag des Kleinen Prinzen, die Titel von Antoine de Saint-Exupéry sind nach wie vor die Verkaufsschlager des unabhängigen Verlages, selbst nachdem die Rechte frei sind. Aber auch mit besonderer (meist) europäischer Literatur und spannenden Familienbüchern hat sich das Haus einen Namen gemacht und Fans gefunden. Wir sprachen mit Verleger Dr. Hans-Gerd Koch über das Jubiläumsprogramm, spannende Aktionen und die ungebrochene Leidenschaft, gute Bücher zu machen:

Hans-Gerd Koch: „Leserinnen und Leser für Bücher zu begeistern, von den wir glauben, dass sie unbedingt gelesen werden sollten, gehört zwar zu den schwierigen Aufgaben, aber auch zu den reizvollsten“

BuchMarkt: Sie blicken auf ein wechselhaftes Jahrhundert zurück – was ist das Geheimnis für ein so langes Bestehen?

Hans-Gerd Koch: Die Leidenschaft für Literatur und dafür, Bücher herauszubringen, von denen man überzeugt ist, dass sie viele Leser verdienen, ist sicherlich eine Voraussetzung dafür, alle Probleme zu überwinden, die sich einem in den Weg stellen. Unser Verlagsgründer hat sie zweifellos besessen, und seine Nachfolger haben den Verlag mit ähnlicher Unbeirrbarkeit weitergeführt. Optimismus und Glück gehören ebenfalls dazu. Für uns war natürlich Der kleine Prinz ein Glücksfall, da er seit nunmehr 73 Jahren einen verlässlichen Beitrag zum Umsatz leistet.

Wie feiern Sie das Jubiläum?

Karl Rauch stammt aus Markkleeberg, dort, in Dessau und in Leipzig war der Verlag bis 1948 ansässig, bis er ins Rheinland umsiedelte. Für uns war es deshalb klar, dass wir unser Jubiläum mit einer Veranstaltung während der Leipziger Buchmesse begehen wollen. Im Frühjahrsprogramm haben wir den Band Der Prinz und die Rose, die deutsche Ausgabe des Briefwechsels zwischen Antoine de Saint-Exupéry und seiner Frau Consuelo herausgebracht. Ein berührendes Dokument einer großen Liebe zwischen zwei starken und sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Daraus werden am 26. April in der Schaubühne Lindenfels Sophie Rois und Martin Wuttke lesen, und Jürgen und Romy Ritte werden von ihrer Übersetzungsarbeit berichten. Natürlich werden wir in dem Rahmen und im Herbst auch auf der Frankfurter Buchmesse auf unser Jubiläum anstoßen.

Gibt es besondere Aktionen für den Handel?

Die Partnerschaft mit dem Handel steht für uns auch im Jubiläumsjahr im Mittelpunkt. Für Aktionen geben wir diesmal keine festen Konditionen vor, sondern räumen die Möglichkeit ein, zusammen mit unseren Vertreterinnen und Vertretern individuell zugeschnittene Aktionspakete zu sehr günstigen Konditionen zu schnüren.

Welche Titel dürfen wir in diesem Jubiläumsjahr erwarten?

Erwähnt habe ich bereits den Band Der Prinz und die Rose. Im Frühjahr kommt der wunderbare, mit dem Robert Gernhardt-Preis ausgezeichnete Erzählzyklus Lebenszeichen von Andreas Lehmann hinzu. Außerdem erscheint in unserer Reihe mit illustrierten Sachbüchern für kleine und große Leser der Band Wie rettet man Kunst?, in dem zwei Restauratorinnen und eine Illustratorin ebenso informativ wie humorvoll von der Arbeit in den Tiefen unserer Museen berichten. Und im Herbst dürfen wir uns auf einen umwerfenden deutschen Debütroman freuen.

Ein Sparte des Programms ist die europäische zeitgenössische Literatur, teils von noch eher unbekannten Autor*innen. Ist das nicht die schwierigste Sparte überhaupt?

Leserinnen und Leser für Bücher zu begeistern, von den wir glauben, dass sie unbedingt gelesen werden sollten, gehört zwar zu den schwierigen Aufgaben, aber auch zu den reizvollsten. Natürlich freut es uns im Verlag, wenn die Bücher von der professionellen Kritik positiv aufgenommen werden. Aber eine besondere Freude und auch Bestätigung ist es, wenn sich auf Social Media-Plattformen begeistere Leserinnen und Leser austauschen und geradezu Fankreise bilden wie etwa im Fall von Hanne Ørstavik oder Mattia Insolia.

Im Karl Rauch Verlag erscheint seit 2016 auch ein kleines und sehr ambitioniertes Kinder- bzw. Familienbuchprogramm, warum haben Sie sich für diese Sparte entschieden?

Das für unser Geschäft notwendige Quentchen Glück habe ich bereits erwähnt. Ich habe auf einer Veranstaltung den tschechischen Autor Ondřej Buddeus kennengelernt, der mir von dem Buch Kopf im Kopf erzählte, das er gerade gemeinsam mit dem Illustrator David Böhm herausgebracht hatte. Ich habe mir die tschechische Ausgabe angesehen und war sofort von der Art und Weise überzeugt, wie die beiden hier auf verständliche Weise wissenschaftlich fundiertes Wissen sehr unterhaltsam für Kinder und Eltern präsentierten. Dass dieser Band dann gleich auf die Shortlist für den Deutschen Jugendliteraturpreis kam, war natürlich eine schöne Bestätigung.

Was war bislang Ihr schönster Erfolg?

Da fallen mir einige ein. Aber der Deutsche Jugendliteraturpreis für David Böhms zweites Buch bei uns steht sicherlich an erster Stelle. David hatte mir erzählt, dass er gerne ein Buch über die Antarktis machen wolle. Ich fand sein Konzept dazu überzeugend und habe ihm mit seinen beiden damals 9- und 12-jährigen Söhnen eine dreiwöchige Segeltour in der Antarktis ermöglicht. Daraus ging sein großartiges Buch A wie Antarktis hervor. Und im Bereich der Literatur habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Clemens Bruno Gatzmaga nach Erscheinen seines Debütromans Jacob träumt nicht mehr gleich zum Klagenfurter Ingeborg Bachmann-Wettbewerb eingeladen wurde.

Franziska Altepost

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