Alle wollten dabei sein. Der Andrang der Journalisten und Fotografen war groß, als Thilo Sarrazin (Foto) heute im Haus der Berliner Pressekonferenz in Berlin sein Buch Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen (DVA) vorstellte.
Schon seit Tagen beherrscht das Buch die Feuilletons. Die Debatten hätten den Verlag in ihrem Ausmaß und ihrer Heftigkeit überrascht, sagte Verlagsleiter Thomas Rathnow. „Uns liegt daran die Diskussion zu versachlichen und auf die gesamte Dimension des Buches aufmerksam zu machen.“
Ein verantwortungsvoller Bürger habe bittere Wahrheiten drastisch ausgesprochen“, sagte die türkischstämmige Sozialwissenschaftlerin und Autorin Necla Kelek, die das Buch vorstellte. Sarrazin habe sich einen Kopf um Deutschland gemacht und um diesen Kopf solle er nun kürzer gemacht werden. Kelek forderte zu einer inhaltlichen Debatte auf. Keiner der Kritiker habe Sarrazins Thesen bisher widerlegt.
Das Buch sei in den letzten beiden Jahren entstanden, aber auch das Ergebnis jahrzehnte-langen Nachdenkens, sagte Sarrazin, der seine Thesen verteidigte und seinen Kritikern empfahl die 460 Seiten erst einmal zu lesen. „Ich lade alle ein, Unstimmigkeiten oder blinde Stellen in meiner Analyse zu finden.“ Er glaube an den öffentlichen Diskurs: „Wäre es anders, dann hätte ich dieses Buch nicht geschrieben.“
Der Verlag und auch der Buchhandel haben wohl die Nachfrage nach dem Buch unterschätzt. Die Startauflage von 25.000 Exemplaren war im Nu vergriffen und der Verlag druckt nach eigenen Angaben laufend nach. Aktuell dürfte die Auflage bei 100.000 Exemplaren liegen. Und die Debatte um Sarrazin geht weiter.
ML
