1969 gründete sie ihre legendäre Buchhandlung Am Wall 168 in Bremen Bettina Wassmann

Bettina Wassmann an ihrem letzten Arbeitstag in ihrem Buchladen Am Wall 168 in Bremen (Foto: Holger Mertins)

Große Trauer herrscht in Bremen unter den Literatur- und Kulturliebhabern: Die Bremer Buchhändlerin Bettina Wassmann entschlief am Nachmittag des 4. Januar friedlich im Alter von 81 Jahren in ihrer Heimatstadt. Es war der gleiche Tag im Kalender, an dem vor 125 Jahren der Sozialphilosoph und Nationalökonom Alfred Sohn-Rethel geboren worden war, den Bettina 1984 geheiratet hatte.
Neben ihrem Buchladen war sie als begeisterte Verlegerin tätig, mit einem Programm, das sich ausschließlich über ihre persönlichen Vorlieben und Neigungen definierte. In ihrem feinen, exklusiven Imprint publizierte und gestaltete sie Schriftsteller, Philosophen und Künstler, unter anderen Djuna Barnes, Detlev Claussen, Herman Melville, Oskar Negt und vor allem diverse Schriften von Alfred Sohn-Rethel. Alles editorische Juwelen.
Am 31. März des vergangenen Jahres hatte sie sich noch von ihren Kunden und Freunden in ihrer legendären Buchhandlung Am Wall 168, den sie 1969 gegründet hatte, und nach guten sechzig leidenschaftlichen Jahren verabschiedet, die sie in ihrem geliebten Beruf gelebt hat. Eine Epoche ging damit zu Ende.
1985 hatte sie in einem Interview der Schriftsteller und Journalist Klaus Johannes Thies gefragt: „Wann hörst du auf, Bettina, hast du darüber schon mal nachgedacht?“ – „Ich mache weiter, bis mir das Kapital, Band eins von Marx auf den Kopf fällt“, antwortete sie.
Es kam dann anders, weniger spektakulär. Es war ihre freie eigene Entscheidung, das Datum der Schließung in vollem Bewusstsein und mit ihrem starken Charakter selbstständig zu bestimmen. Es war der 31. März 2023.
Es scheint, dass sie dann doch ohne ihren geliebten Buchladen Am Wall 168 nicht leben konnte oder weiterleben wollte, nur 279 Tage nachdem sie ihren Laden das letzte Mal hinter sich abschloss, ist sie ihrem geliebten Alfred gefolgt.
Sie wird uns, sie wird Bremen, sie wird der Bücherwelt fehlen.

Günter G. Rodewald

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