Bilanzpressekonferenz: KarstadtQuelle wieder in der Gewinnzone

Unter diesem Titel fasst die KarstadtQuelle AG (Essen) die Ergebnisse ihrer gestrigen Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf zusammen. Demnach will sie Jahr 2006 alle Ergebnisziele erreicht haben.

Thomas Middelhoff, (c) Karstadt

„Das Jahr 2006 war geprägt von der Konzentration auf die Verbesserung der operativen Geschäfte über alle Konzernbereiche hinweg. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Vorbereitung des Turnarounds im Versandhandel“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Middelhoff, bei der Vorstellung der Geschäftsergebnisse des Konzerns. „Wir steuern heute die Geschäfte in drei unterschiedlichen Entwicklungen: Die Touristik, die als erste erfolgreich aus der Sanierung kam, wird bereits konsequent ausgebaut. Das Warenhaus ist nach der Konzentration auf die großen Häuser in erstklassigen Innenstadtlagen erfolgreich neu ausgerichtet worden und der Versandhandel, der als letzter Bereich den Turnaround begann, wird ihn Ende dieses Jahres erfolgreich abschließen.“

Podium: v.l.n.r.: Dr. Matthias Bellmann, Marc Sommer, Dr. Peter Diersch, Jörg Howe,
Dr. Thomas Middelhoff, Manny Fontenla-Novoa, Peter Wolf, Prof. Dr. Helmut Merkel

Unter anderem schreibt das Unternehmen weiter: „Die Warenhäuser zeigten mit einem von 65 Millionen Euro auf 146 Millionen Euro mehr als verdoppelten EBITDA, dass sie den Turnaround erfolgreich vorangetrieben haben. Karstadt zeigte in 2006 in allen Quartalen eine positive Umsatzentwicklung. Der bereinigte Umsatz stieg um 3,5 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Damit liegt Karstadt deutlich über der Entwicklung des Einzelhandels in Deutschland (2,1 Prozent) sowie der Kauf- und Warenhäuser (minus 1,2 Prozent) und konnte so Marktanteile gegenüber den Wettbewerbern hinzugewinnen. Insbesondere im umsatz- und margenstarken Segment Fashion, das sich um 1,8 Prozentpunkte besser als der Wettbewerb entwickelte, konnte der Marktanteil ausgebaut werden. „Karstadt wird vom Warenhaus zum Kunden- und Ideenhaus mit einem ausgewählten und hochwertigen Warenangebot“, sagte Vorstandschef Middelhoff. „Wir haben unsere Zielvorgaben in der Mehrheit unserer Häuser – insbesondere bei der Premium Group – erreicht. Es gibt aber auch einzelne kleinere und mittlere Warenhäuser, die die Vorgaben noch nicht erfüllen. Hier werden in diesem Jahr die Chancen ausgelotet, ob und wie sie die Vorgaben erreichen“. Ziel sei es, das Ergebnis der Warenhäuser in diesem Jahr gegenüber 2006 noch weiter deutlich zu steigern.

Der Versandhandel mit der Kernmarke Quelle und den 17 Spezialversendern wird unter der Dachmarke Primondo zusammengefasst. Der Spezialversand wies eine stabile Entwicklung auf. Der Universalversand in Deutschland war deutlich rückläufig, konnte jedoch im vierten Quartal 2006 den Abwärtstrend erheblich verlangsamen. Der Umsatz im Versandhandel belief sich auf 4,2 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang um 6,6 Prozent. Das bereinigte EBITDA lag bei minus 32 Millionen Euro (4 Millionen Euro im Vorjahr). Damit konnte der größte Teil des umsatzbedingten Rohertragsrückgangs durch Kosten- und Systemoptimierung kompensiert werden.

Die zweite große Versandmarke neckermann.de wird an die Börse gebracht. Die Service-Group sowie fünf kleinere Spezialversender werden veräußert. Die Vorbereitungen hierzu laufen planmäßig. „2006 war eines der schwersten Jahre für Mitarbeiter und Management im Versandhandel. Aber nach harter Arbeit steht das Zukunftskonzept und noch in diesem Jahr wird der Turnaround von Primondo erreicht“, so Middelhoff weiter. Große Chancen habe der Bereich insbesondere im E-Commerce. „Wir haben ein Nachfragevolumen von 3 Milliarden Euro und sind mit quelle.de bereits der drittgrößte E-Commerce-Anbieter in Deutschland – vor Otto und vor Tchibo. Diese Position gilt es konsequent weiter auszubauen.“ Weitere Aufgaben in diesem Jahr lägen im Aufbau und in der zügigen Entwicklung neuer Märkte wie in Russland, wo mittelfristig ein Umsatz von einer Milliarde anvisiert wird, und im Ausbau der Kooperation mit dem französischen Partner Redcats (La Redoute/Vertbaudet).

Ein wichtiger Schritt bei der Konzernentwicklung 2006 bestand in der strategischen Neuausrichtung von Einkauf und Beschaffung. Hierzu wurde die unternehmenseigene Organisation KarstadtQuelle International Services (KQIS) an das weltweit führende Beschaffungsunternehmen Li & Fung in Hongkong verkauft. Die über 1 000 Mitarbeiter der KQIS haben neue Arbeitsverträge von Li & Fung erhalten, mehr als 90 Prozent der Lieferanten haben bereits die neuen Zahlungsziele akzeptiert.

Die erfolgreich angelaufene Partnerschaft hat eine Reduktion des Working Capital um 500 Millionen Euro, bessere Einkaufspreise, längere Zahlungsziele und strategische Vorteile durch schnellere Kollektionszyklen sowie eine Stärkung von Eigenmarken zur Folge. Das Importvolumen von derzeit rund 1,2 Milliarden Euro soll nahezu verdoppelt werden.

In einem ersten Ausblick für 2007 sagte der Vorstandsvorsitzende, die ersten Wochen seien zunächst von den Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung gekennzeichnet gewesen. Doch seit Mitte Februar gehe es spürbar wieder aufwärts und seither lägen alle drei operativen Bereiche auf oder über Vorjahr. Middelhoff kündigte an, dass mit dem Ziel einer verbesserten Planungssicherheit das Geschäftsjahr künftig am 30. September ende und dementsprechend 2007 ein Rumpfgeschäftsjahr zu bilanzieren sei.

„Wir schalten nunmehr um auf gesundes und ertragreiches Wachstum“, resümierte Middelhoff. Bei den Warenhäusern sollen Umsatz und Ergebnis in 2007 deutlich gesteigert werden. Bei Primondo rechne er mit einem leichten Umsatzwachstum und einer Steigerung des EBITDA auf break-even-Niveau. Durch die geplante Veräußerung des 49-Prozent-Anteils an der Immobiliengesellschaft Highstreet werde in 2007 zudem erneut ein hoher außerordentlicher Ertrag erzielt.

Im Geschäftsjahr 2008/2009 soll der Konzernumsatz auf 23 Milliarden Euro und das EBITDA auf mehr als 1,3 Milliarden Euro steigen. Das Unternehmen soll weiterhin frei von Nettofinanzverbindlichkeiten geführt werden.“

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