Bilder vom Frankfurter Lesefest

Felix von Manteuffel

Gestern ging im Haus am Dom die vierte Auflage von Frankfurt liest ein Buch mit einer musikalisch umrahmten Lesung zu Ende [mehr…]. Etwa 10.000 Bücherfreunde besuchten in den letzten 14 Tagen 72 Veranstaltungen an rund 50 Orten. Im Mittelpunkt des mit über 50 Kooperationspartnern, darunter viele Buchhandlungen, organisierten Lesemarathons stand Siegfried Kracauers Ginster in einer für dieses Lesefest im Suhrkamp Verlag neu erschienen Ausgabe.

Lisa Straßberger, Studienleiterin für Literatur an der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, begrüßte die Gäste, darunter Gesine Dammel vom Suhrkamp Verlag. „Ich bin platt über die Fülle der Veranstaltungen“, gestand Straßberger. Sie beschrieb ihre Erlebnis mit Kracauers Worten: „Ginster hatte den Eindruck, daß die Teile ununterbrochen durcheinander geschüttelt wurden und neue Verbindungen eingingen, die wieder zerfielen. Wie die Vokabeln in einer Schulgrammatik, fiel ihm ein, so stellen sie sich zu lehrreichen Sätzen zusammen.“

Felix von Manteuffel las Passagen aus dem Buch, es handelte sich um den Ausflug mit Elfriede, die in einer Buchhandlung arbeitete, und weiter um den Tod des geschätzten Onkels von Ginster. Von Manteuffels Vortrag zog das Publikum in seinen Bann, er setzte Kracauers Sprache kongenial in Szene.

Philipp Rau und Franz Volhard spielten zwei Sätze aus Jaques Offenbachs Duo für zwei Celli und erinnerten damit an die Verbindung zwischen Siegfried Kracauer und dem Komponisten; Kracauer begann im Exil in Paris die Arbeit an einer Offenbach-Biografie.

„Schöner hätte ich mir den Abschluss des Festes nicht vorstellen können“, sagte der Verleger und Vorsitzende des Vereins Frankfurt liest ein Buch Klaus Schöffling im Anschluss. Kritisch äußerte er sich über die Kampagne Vorsicht Buch!, Plakate mit gefesselten Menschen machten ihn sprachlos.
Auch zum mitunter als „sperrig“ bezeichneten Ginster-Text nahm Schöffling Stellung: „Wenn die Stadt ein Buch liest, darf das auch mal sperrig sein. Und wenn diese Manteuffel-Lesung nicht unterhaltsam war, was dann ist unterhaltsam?“, fragte er.

Auf die Geschichte des Frankfurter Lesefestes eingehend, das 2010 mit Valentin Sengers Kaiserhofstraße 12 begann, bekannte Schöffling: „Wir wurden vom Erfolg ein bisschen überrumpelt.“ Ohne die Unterstützung der Stadt hätte das Festival nicht solche Zugkraft entwickeln können. Die bisher ausgewählten Bücher seien so bunt wie Frankfurt. Man habe es in diesem Jahr geschafft, an einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Autor zu erinnern.
Klaus Schöffling bedankte sich bei allen, die an diesem Lesefest mitwirkten. Es werde im nächsten Jahr fortgesetzt.

Von den Medien wurde der Veranstaltungsreigen nicht nur beachtet, sondern gefeiert. So war in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von Florian Balke folgende Einschätzung zu lesen: „Nichts stellt sich den Mechanismen des von Neuerscheinungen besessenen und vom E-Book bis zu Amazon auf sofortige Verfügbarkeit geeichten Buchmarkts so deutlich entgegen wie dieses Festival.“

JF

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