Boris Meyn im Autorengespräch über "Fememord" und der Verflechtung von Fiktion und historischer Realität „Meine Bücher bieten vielleicht nicht ganz so viel Action und James-Bond-Showdown, aber nacktes Fleisch, Koks und Sex hab ich auch“

Boris Meyn (c)Grischa Meyn

Am kommenden Dienstag erscheint der achte Band seiner großen Historienserie mit dem Titel Fememord bei Rowohlt: 

Seit fast zwanzig Jahren schreibt Boris Meyn  Romane. Sein Debüt, Der Tote im Fleet, avancierte in kürzester Zeit zum Bestseller („spannende Krimi- und Hamburglektüre“, so die taz) und steht in der 16. Auflage.

Über den bisher letzten Roman der Serie urteilte die Welt: „Man weiß nicht so recht, ob man Elbtöter als kriminalistischen Reißer oder einfach nur als glänzend recherchierten historischen Roman über Hamburg nach dem Ersten Weltkrieg lesen soll.“

Anlass für Fragen an den Autor:

BuchMarkt: Herr Meyn, worum geht es in dem Buch?

Boris Meyn: Um kriminelle Machenschaften und Verflechtungen zwischen Wirtschaftsinteressen und Politik, Waffenhandel, Lügen und Machtmissbrauch, eine tief gespaltene Gesellschaft in Republikaner und reaktionäre Nationalisten, wobei immer mehr Bürger zu den radikalen Randparteien abwandern. Das Buch spielt aber nicht in der Gegenwart, sondern 1925 in der Weimarer Republik. Wir wissen also, worauf das ganze hinausläuft, auch wenn viele so tun, als hätten sie es vergessen.

Wie entstand die Idee dazu?

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Das Buch ist der achte Band einer Reihe, mit der ich im Jahr 2000 begonnen habe, bedeutende Eck-und Wegepunkte für die Entwicklung der Stadt Hamburg in den Mittelpunkt einer kriminalistischen Rahmenhandlung zu stellen. Fiktion und historische Realität werden sehr stark miteinander verwoben. Die Reihe ist chronologisch aufgebaut, und inzwischen ermittelt die dritte Generation der Familie Bischop.

Muss der Leser geschichtliche Kenntnis mitbringen?

Nicht unbedingt geschichtliche Kenntnis, aber ein grundsätzliches Interesse an Historie. Meine Bücher folgen nicht dem klassischen Aufbau eines Krimis. Ich spiele vielmehr mit den Möglichkeiten eines ’so könnte es auch gewesen sein.‘

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Ich denke, da kommt mir derzeit der Zufall zu Hilfe, denn die Weimarer Republik ist ja gerade durch die Verfilmung der Kutscher-Romane en Vogue, wenn man den Quoten Glauben schenken darf. Meine Bücher bieten vielleicht nicht ganz so viel Action und James-Bond-Showdown, aber nacktes Fleisch, Koks, und Sex hab ich auch zu bieten. Dazu ist meine Hauptperson nun erstmals eine Frau.

Wo würden Sie es im Buchhandel platziert sehen?

Im Bestsellerregal? Bei vielen Hamburger Buchhändlern habe ich zeitweise in einen eigenen kleinen Tisch, denn auch die älteren der inzwischen 14 Titel verkaufen sich noch immer. Vor allem, wenn ein neues Buch von mir erscheint.

Wie sieht denn so ein Schreib-Tag bei Ihnen aus? Haben Sie spezielle Angewohnheiten?

Ich arbeite sehr diszipliniert. Ich versuche so wenig wie möglich Nachrecherche während, also parallel zum Schreiben zu betreiben.  Recherche und Schreiben  müssen bei mir getrennt sein, sonst verzettel ich mich in den ganzen historischen Details, komme vom Hundertsten zum Tausendsten. Es soll ja alles stimmen und muss deshalb überprüft werden. Das fängt beim Wetter an und hört bei verwendeten Begrifflichkeiten auf.  Wenn ich einen guten Tag habe, schaffe ich ein bis zwei Seiten vom Vortrag in Reinschrift zu setzen und schreibe drei bis fünf Seiten als Kladde vor. Die meisten Ideen kommen mir beim Schreiben. Wenn ich anfange, weiß ich oft noch nicht, wie das Buch endet.

Was lesen Sie privat in Ihrer Freizeit?

Fast ausschließlich Romane. Das Lesen der meisten Sach-und Fachbücher ist für mich ja beruflich bedingt und keine Freizeit.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Ist Ihnen Ihr Unterbewusstsein unheimlich?

Hier können Sie das tun:

Die bei mir häufige Parallelität der Geschehnisse zur Gegenwart ist mir nicht unheimlich. Ich finde sie vielmehr spannend und interessant. Unheimlich hingegen ist mir manchmal mein Unterbewusstsein, ja. Da fällt mir erst nach zwölf Jahren durch Zufall auf, dass ich einen fiktiven (!) Familiennamen in meinem vorletzten Roman Elbtöter bereits im Buch Der blaue Tod verwendet habe. Ebenfalls für eine fiktive, hoch angesehene Familie.

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