Anne Chaplet heute im Freitags-Gespräch über ihren Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs ... … „Brennende Cevennen“ und darüber, wie eine Landschaft die Menschen prägt und umgekehrt

Anne Chaplet: „Ich stelle mir gerne glückliche Menschen vor, die in einer der wunderbaren Gites, die es dort gibt, entspannt im Liegestuhl sitzen, meine Cevennenkrimis lesen (dies ist ja bereits der zweite) und beschließen, am nächsten Tag den Wegen meiner Heldin zu folgen“

 

Anne Chaplet ist das Pseudonym von Dr. Cora Stephan, unter dem sie ihre mehrfach preisgekrönten Kriminalromane veröffentlicht hat. Ihr erster Chevennen-Kriminalroman In tiefen Schluchten erschien 2017 bei Kiepenheuer & Witsch. Gestern erschien der zweite Teil Brennende Cevennen bei KiWi – und das war Anlass für Fragen an die Autorin:

BuchMarkt: Worum geht es in dem neuen Buch?

Anne Chaplet: Das ist die Frage, die ja wohl jeden Krimiautor schreckt. Es geht – äh. Um Mord und Totschlag? Um alle Ungerechtigkeiten dieser Welt? Um Schuld und Sühne? Um die Unterdrückung der Frau? Um bestialisches Blutvergießen?

Das ist nicht Dein Ding, wie ich weiß.

Genau, vor allem mit letzterem habe ich es nicht so. Auch nicht mit Gut gegen Böse – es gibt so viele Grautöne im Leben. Ich beschäftige mich mit – Verstrickung. Mit dem Ausgreifen der Geschichte auf die Gegenwart. Mit dem Leben der Verwurzelten – und dem der Aussteiger. Mit dem Eigenen und dem Fremden. Mit – reicht Dir das erstmal?

Wen stellst Du Dir denn dann als Zielgruppe vor und mit welchem Argument wäre Brennende Cevennen am besten zu verkaufen?

Ich stelle mir beim Schreiben eigentlich keine Zielgruppe vor, ich glaube auch nicht, dass ich vor allem für Frauen oder für Menschen nur eines gewissen Alters schreibe. Oder für Radfahrer und Weintrinker, Wanderer und Frankreichfans. Wenn ich mein Buch verkaufen müsste, würde ich sagen: Hier erfahren Sie mehr über die Menschen und den Landstrich, in dem das Buch spielt, als im Reiseführer steht. Sie gehen auf eine Reise, ohne sich auf den beschwerlichen Weg machen zu müssen. Sie erfahren, wie eine Landschaft die Menschen prägt und umgekehrt. Wie nah Glück und Absturz liegen. Wie das Zusammenleben von verwurzelten Menschen und Aussteigern funktioniert. Und nicht zuletzt: Wie in heißen Sommern verheerende Brände entstehen…

Das ist ein geniales Verkaufsargument für „Urlaubs“Krimis… aber gibt es nicht schon genug Krimis auch von deutschen Autoren, die in Frankreich spielen?

„Hier erfahren Sie mehr über die Menschen und den Landstrich, in dem das Buch spielt, als im Reiseführer steht“ (Durch Klick auf Cover zur Webseite von Anne Chaplet)

Jetzt bitte nicht lachen, lieber Christian: Aber ich wusste nicht, wieviel es von der Sorte bereits gibt, sonst hätte ich womöglich gezögert. Andererseits: die Ardèche ist meines Wissens nach noch nicht verewigt worden. Ich kenne die Gegend dank meiner Familie brüderlicherseits seit 48 Jahren, sie hat mich immer fasziniert: mächtige Flüsse, die die Berge durchteilen wie eine Löwentatze. Vulkane und Höhlen, Garrigue und Wald – und die Geschichte des alten Vivarais, die Stoff für unendlich viele Krimis bietet. Das Vivarais und die Cevennen sind geprägt von den Hugenotten und den Kamisardenkriegen, vom kurzen Glück der weltweit besten Seidenproduktion, von Katastrophen in Gestalt von Feuer und Wasser… und dann habe ich dort vor vielen Jahren ein altes Haus gekauft, das zum Teil aus dem 12. Jahrhundert stammt und entsprechend viele Geheimnisse birgt. Wer kann da widerstehen?

Regionalkrimi? Urlaubskrimi? Leichte Kost?

Mich haben dörfliche Milieus schon immer beschäftigt und ich habe darüber geschrieben, bevor noch die Schublade „Regionalkrimi“ gähnend offen stand. Urlaubskrimi? Warum nicht? Ich stelle mir gerne glückliche Menschen vor, die in einer der wunderbaren Gites, die es dort gibt, entspannt im Liegestuhl sitzen, meine Cevennenkrimis lesen (dies ist ja bereits der zweite) und beschließen, am nächsten Tag den Wegen meiner Heldin zu folgen. Zum Beispiel in das großartige Museum neben der weltberühmten Grotte Chauvet mit ihren Höhlenmalereien.

Da will ich hin!

Na dann, mach mit: Es gibt ein Gewinnspiel! Der Preis: Eine Woche Urlaub in einem der schönsten Örtchen dort unten.

Na ja, wenn ich das gewinnen würde, glaubt uns das kein Mensch … aber Themawechsel: Du magst keine Schubladen?

Stimmt. Ich mag dieses ewige Verschubladisieren überhaupt nicht, weder politisch noch literarisch. Und ich verstehe auch nicht, warum ein Krimi kein „richtiger“ Krimi sein soll, nur weil er in Frankreich spielt. Das kann ich per Lesung jedem Buchhändler und seinen Kunden klarmachen. Man muss mich nur lassen. Ich freue mich über Besuch auf https://www.facebook.com/AnneChaplet.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

 

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