BuchMarkt-Gewinner Barbara Hoppe-Vennen und Walter Vennen sind zurück: 10.800 Seiten Leseexemplare bewältigt / Das sind ihre Empfehlungen für den Herbst

Den 1. Preis beim BuchMarkt-Gewinnspiel haben Walter Vennen und Barbara Hoppe-Vennen gut genutzt,

Barbara Hoppe-Vennen und Walter Vennen mit Leseex-Berg

wie sie jetzt berichten. Bei unserer Leser-Umfrage im Frühjahr hatten die beiden Eigentümer der Buchhandlung Schmetz in Aachen eine vierzehntägige Reise auf die Insel Krk (Kroatien) gewonnen [mehr…].

Durch insgesamt 10.800 Seiten haben sich Walter Vennen und Barbara Hoppe-Vennen in der Ferienwohnung in Garica geackert. Sie haben ihren Urlaub genutzt, um die Neuerscheinungen für den Herbst zu sichten und Ihre Leseexemplare zu bewältigen. Nun sind sie zurück. Exklusiv für buchmarkt.de-Leser haben beide als Dank je einen Bericht von ihren Leseerfahrungen verfasst. Für die Sortimenter-Kollegen drucken wir ihn im Wortlaut:

Walter Vennen: „In einem Werbemittel unserer Branche stand sinngemäß zu lesen: Ein gutes Buch und ein schöner Sommer haben gemeinsam, dass sie nie zu Ende gehen sollten. Das könnten wir natürlich auch über unseren Urlaub in Garica sagen, wo es uns ausgezeichnet gefallen hat.

Gelesen haben wir jede Menge, meine Frau etwas über 6.000 Seiten, ich bin bei 4.800 Seiten (wohlgemerkt echt gelesen, nicht geblättert). Einige Eindrücke:

Für mich war beeindruckend eine Fahne, die ich von Suhrkamp hatte. Die Autorin heißt Gabriela Avigur Rotem, der Titel der unlektorierten Fahne ist „Loja“. Ein starker Roman über die Suche einer Israelin in den mittleren Jahren nach ihrer Vergangenheit.

Begeistert hat mich Elia Barcelo, von der bei Piper das Buch „Die Stimmen der Vergangenheit“ kommen wird, ein intelligent-verschmitztes Spiel mit literarischer Wahrheit versus „normaler“ Realität.

Bei Knaus kommt ein 800-Seiten-Brocken eines dänischen Autors namens Carsten Jensen mit dem Titel „Wir Ertrunkenen“. Starkes Erzählen, von Ulrich Sonnenberg wunderbar ins Deutsche übersetzt. Segelfans sollten da auf jeden Fall mal reinschauen.

Auf der kroatischen Insel Krk ist natürlich das Leseexemplar des Buches von Norbert Gstrein bei Hanser Pflicht, das sich mit zwei Figuren auseinandersetzt, die aus unterschiedlichen Gründen in dem Moment nach Kroatien zurückgehen, als dieses sich 1991 von Jugoslawien loslöst und der Krieg ausbricht. Klug und einfühlsam erzählt, hat glücklicherweise nichts mit den Texten von Peter Handke zu diesem Thema zu tun.

Zwei ebenfalls noch erwähnenswerte Bücher: Ulla Lenze
bringt im Ammann Verlag den Roman „Archanu“ heraus, in dem es um eine wunderbar unreife 18-jährige Göhre und ihrem Wunsch nach Weltverbesserung geht, und bei Wagenbach kommt der Roman von Daniel Aracon mit dem Titel „Lost City Radio“, eine starke politische Parabel.“

Barbara Hoppe-Vennen: „Ich bin bei uns in der Buchhandlung eher für die leichter verdaulichen Texte zuständig und habe es daher locker auf über 1.000 Seiten mehr als mein Mann gebracht. Geblätterte Seiten sind abgezogen. Trotzdem hat die Buchauswahl nicht für die ganzen zwei Wochen gereicht, so dass ich notgedrungen für meinen Mann gedachte Texte lesen musste, um nicht nach 10 Tagen auf dem Trockenen zu sitzen. Aber so ist das eben mit dem Fluggepäck, mehr ging einfach nicht.

So bin ich denn überraschend am meisten beeindruckt von einer Fahne des Luchterhand Verlags, die uns netterweise die Vertreterin überlassen hat und die eigentlich für Walter bestimmt war. Der Ire mit deutschen Wurzeln Hugo Hamilton hat die lebenslange Suche eines Mannes nach seiner Identität „Legenden“ genannt. Der Plot ist nicht wirklich neu, aber diese Geschichte ist sprachlich dermaßen beindruckend, dass es gut eines meiner Lieblingsbücher im Herbst werden könnte.
Außerdem beeindruckt mich die kraftvolle Sprache des Andrucks aus dem Berlin Verlag „Die Schneiderin von Pernambuco“ von der Amerikanerin Frances de Pontes Peebles. Eine üppige Familiensaga aus dem Brasilien der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts um zwei ungleiche Schwestern. Etwas über 200 Seiten umfasste die Leseprobe, ich bin sehr gespannt auf den Rest.

Anya Ulinich hat mit „Petropolis“ einen großen Wurf bei dtv premium gelandet. Der Untertitel sagt alles: „Die große Reise der Mailorder-Braut Sascha Goldberg“. Eine junge Frau mit jüdischen Wurzeln sitzt im postkommunistischen Russland in einer gottverlassenen Stadt fest und träumt vom großen Glück in Amerika. Wie sie versucht, dieses Glück zu erreichen, ist haarsträubend witzig und todtraurig zugleich. Echt klasse geschrieben.

Und wegen der leichteren Muse noch zwei Krimis, von denen der erste das Zeug zu einem richtigen Bestseller hat, nicht nur wegen der Verkaufszahlen, sondern auch wegen der literarischen Qualität, die diesem Genre ja nicht immer eigen ist. Die Engländerin Sharon Bolton ist eine echte Neuentdeckung für alle, die gerne gute Krimis lesen. „Todesopfer“ (Manhattan) ist ein raffiniert komponierter Roman, der auf den Shetlandinseln vor der schottischen Küste spielt. Im Zentrum des Geschehens steht eine junge Frauenärztin, auf deren Grundstück durch Zufall eine verbuddelte Frauenleiche auftaucht. So etwas Gutes habe ich lange nicht unter den Krimis gefunden. Der zweite Roman von Bolton, diesmal mit einer Tiermedizinerin, ist schon in der Mache und ich bin höchst gespannt darauf.

Der zweite Krimi, den ich sehr lesbar fand, heißt „Die Shakespeare Morde“ der Amerikanerin und Anglistikprofessorin Jennifer Lee Carrell, auch ein Erstling. Menschen der Reihe nach verschiedene Tode entlehnt aus verschiedenen Shakespearestücken sterben zu lassen, wäre zu simpel.
Die Autorin schafft es dank ihres Wissens über Shakespeare, eine spannende Verschwörung mit einer rasanten Krimihandlung und dem nötigen Touch Literaturgeschichte zu verquicken. Nicht ganz so subtil wie Bolton, aber auch sehr gut.

Walter Vennen: „Zum Abschied haben wir bei einem schön kalten Fläschchen Zlahtina aus Vrbnik dem gesamten BuchMarkt-Team zugeprostet und danken für alles.“

Auch BuchMarkt freut sich, eine erste Leseeinschätzung zurückbekommen zu haben. Wenn Sie ähnlich in Ruhe Ihre Leseexemplare durcharbeiten wollen oder einfach einmal in schlichter, aber sehr ruhiger Atmosphäre Urlaub machen möchten: Einige wenige Termine in Garica sind noch frei. Wenden Sie sich bitte an:

Matthias Koeffler, Tel.: 01520 / 511 80 38,
Mail: m.koeffler@googlemail.com

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