Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein ausgezeichneter Erzähler“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Vom Schaffen des Körpers des Künstlers“: Andreas Beyer optiert dafür, sich näher mit der Leiblichkeit von Künstlern zu befassen, und hält sich dafür an solche der Renaissance. „Beyers Buch ist ein Buch über Künstler, und vorsorglich ist darauf hinzuweisen, dass Künstlerinnen darin so gut wie gar nicht vorkommen. Das liegt daran, dass sich die Ausführungen auf die Zeit von etwa 1400 bis 1550 konzentrieren, aus der nur wenige Zeugnisse von Künstlerinnen überliefert sind. Malerinnen wie Lavinia Fontana und Sofonisba Anguissola machten erst später von sich reden.“

  • Andreas Beyer, Künstler – Leib – Eigensinn. Die vergessene Signatur des Lebens in der Kunst (Klaus Wagenbach Verlag)

„Im perfekten Teufelskreis“: Wenn die Form verloren geht: Samantha Harvey berichtet in einem sprunghaften und erfrischenden Memoir über ihre Schlaflosigkeit. „Harveys formaler und inhaltlicher Wankelmut beschert eine erfrischende Lektüre. Sie erprobt, da es wiederholt um den Schreibprozess geht, unterschiedliche Metaphern, formuliert innerhalb eines Gedankens gleich den nächsten und fragt sich, was das von der gleichnamigen indigenen Bevölkerung gesprochene Pirahã wohl für Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung hat, denn diese Sprache kennt keine Nebensätze.“

  • Samantha Harvey, Das Jahr ohne Schlaf (aus dem Englischen von Julia Wolf; Hanser Berlin Verlag)

„Der reifen Liebe unbedingter Grund“: Befestigung für das fragile Subjekt: Dieter Henrich legt einen steilen Satz aus dem ersten Brief des Johannes philosophisch aus. „Abermals gibt sich Henrich als ein Kantianer zu erkennen, der auch im Horizont der Moderne metaphysisch denken zu können beansprucht. Philosophie müsse in die ‚Grenzregion der Vernunft‘ ausgreifen. Seine anspruchsvolle ‚Skizze‘ lässt erkennen, wie Henrich das Verhältnis von Philosophie und Religion bestimmt.“

  • Dieter Henrich, Furcht ist nicht in der Liebe. Philosophische Betrachtungen zu einem Satz des Evangelisten Johannes (Klostermann Verlag)

„Die Dinge verstehn, dass du sie rühmst“: In Berlin wurde der Nachlass des Dichters Rainer Maria Rilke vorgestellt, den das Deutsche Literaturarchiv in Marbach von seinen Erben erworben hat. Es war ein großer Tag für die deutsche Literatur.

„10 000 Seiten“: … und das sind nur die Manuskripte: In Berlin wurde der Rilke-Nachlass vorgestellt, den das Literaturarchiv Marbach soeben angekauft hat.

„Nach dem Ende der Menschen“: Olga Ravns Roman über Liebe und Arbeit in einer transhumanen Zukunft. „Auf den knapp 150 Seiten ihres 2018 auf dänisch erschienenen und von Alexander Sitzmann jetzt souverän ins Deutsche übersetzten Romans entfaltet sie einen dunkel glänzenden Kosmos, in dem nachdenkliche Stimmen, leise Fragen und unheimliche Träume wie Sternschnuppen aufleuchten und wieder verglühen.“

  • Olga Ravn, Die Angestellten. Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert (März Verlag)

 

„Älter werden in Lothringen“: Nicolas Mathieu erzählt in seinem großen Roman Connemara erneut vom sanften oder weniger sanften Verpuffen der Lebensträume. „In immenser Dichte der Stimmungen und Details entfaltet sich in Connemara, dem vierten Roman des französischen Erfolgsautors und Prix-Goncourt-Trägers Nicolas Mathieu, Jahrgang 1978, ein gesellschaftliches Panorama des heutigen Bürgertums in der Provinz – Lothringen, der Heimatregion des Autors – aus der Perspektive seiner eigenen Generation. Die analytische Klarheit des Blicks lässt den studierten Soziologen erkennen. Vor allem aber ist Mathieu ein ausgezeichneter Erzähler, seine Figuren haben einen Zug ins Prototypische, ohne klischeehaft zu wirken.“

  • Nicolas Mathieu, Connemara. Roman. (a. d. Franz. v. Lena Müller und André Hansen; Hanser Berlin)
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