Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein papiergewordenes Schriftmahnmal gegen das Vergessen“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Die Lotterie knackte er auch“: Wenn ein Autor einem Jahrhundert den Namen gab, muss man ihn zweifellos vor Vereinfachungen retten: Volker Reinhardt versucht, Voltaire in seiner Zeit gerecht zu werden. „Volker Reinhardt nähert sich Voltaires Leben strikt chronologisch. Das ergibt für die frühen Jahre eine flüssige Darstellung, führt jedoch mit der zunehmenden Vervielfältigung von Voltaires Aktivitäten dazu, dass für einzelne Jahre oder Abschnitte die unterschiedlichsten Themen aufgezählt werden müssen, zwischen denen sich nur noch schwer Verbindungen herstellen lassen.“
Volker Reinhardt, Voltaire. Die Abenteuer der Freiheit (C. H. Beck)

„Gesellschaftskritik auf gut Frankfurterisch“: Mit Hegel gegen Hegel und wieder zurück: Aus Theodor W. Adornos nachgelassenen Schriften liegen nun die Vorlesungen über Fragen der Dialektik vor. „Die negative Dialektik bleibt gerade im mündlichen Vortrag auf eine essayhafte Darstellungsweise bezogen – und kann darin dann immer auch scheitern. Wer das im Nachvollzug der vorzüglich edierten Vorlesung erfahren hat, der mag mit frischer Aufmerksamkeit dann vielleicht irgendwann auch wieder zu den Hauptwerken greifen.“
Theodor W. Adorno, Nachgelassene Schriften. Band 11: Fragen der Dialektik (1963/64) (hrsg. von Ch. Ziermann; Suhrkamp Verlag)

„Ein Monument des Gedenkens“: Zeugnisse der Täter wie der Opfer: Die unlängst abgeschlossene Quellensammlung zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden in der NS-Zeit erscheint in einer günstigen Gesamtausgabe. „Einen Eindruck von der Fülle der so entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlieferten Quellen vermittelt die sechzehnbändige Edition Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (VEJ), die auf annähernd 13 000 Druckseiten mehr als 5500 Quellen umfasst. Mit dem Erscheinen des fünfzehnten Bands zur Judenverfolgung in Ungarn 1944–1945 wurde eines der aufwendigsten und größten Editionsprojekte der neuesten Geschichte – beteiligt waren neben dem Münchner Institut für Zeitgeschichte und dem Bundesarchiv auch namhafte Experten wie Ulrich Herbert und Götz Aly – voriges Jahr abgeschlossen. (…) Ihre Edition ist ein papiergewordenes Schriftmahnmal gegen das Vergessen.“
„Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“ (hrsg. von Bundesarchiv, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg; Oldenbourg Verlag)

„Sein Spiegelbild“: Er war Knausgårds Lehrer und ist Norwegens größter literarischer Avantgardist: Eine Begegnung mit Jon Fosse in Oslo anlässlich der deutschen Übersetzung von Ich ist ein anderer. „Mit seiner introvertierten, kontem­plativen Prosa, deren Lektüre ein intensives Erlebnis ist, erschafft Jon Fosse einen schwebenden Ort der Stille, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinanderfließen und Asles Leben wie ein einziger der Zeit ent­hobener Augenblick erscheint.“
Jon Fosse, Ich ist ein anderer (Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel; Rowohlt)

„‚Warum bin ich plötzlich der Böse?’“: Der Linguist John McWhorter wirft der neuen Linken selbstgerechten Moralismus vor. Ein Gespräch über Rassismus, Rechtschaffenheit und den Unterschied von Gesten und Handlungen. „Sein neues Buch Die Erwählten: Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet ist eine beißende Kritik an dem seiner Ansicht nach selbstgerechten Moralismus der neuen jungen Linken. Im Original trägt es den heftigen Titel Woke Racism, was sich ungefähr mit progressiver Rassismus übersetzen lässt.“
John McWhorter, Die Erwählten – Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet (Hoffmann und Campe)

 

„Das Ende aller Bürgerrechte“: Hanya Yanagihara betreibt in Zum Paradies einigen Aufwand, um auch in der Zukunft zuweilen bei vertrauten Verschwörungstheorien zu landen. „Der Konstruktionsaufwand, den Hanya Yanagihara (…) betrieben hat, ermüdet. Immer neue schreckliche Erkenntnisse machen die Handlung wenig überraschend, die Nähe zu einigen Verschwörungsideen nervt.“
Hanya Yanagihara, Zum Paradies (a. d. Engl. v. Stephan Kleiner; Claassen)

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