Die Verleger-Blicke in den Editorials der aktuellen Vorschauen wollen wir weiter mit Ihnen teilen, die Serie „Aus der Werkstatt der Verlage“ geht deshalb in loser Folge weiter. Heute das Editorial von Christian Döring (Die Andere Bibliothek):
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler, liebe Kritikerinnen und Kritiker,
eine Pandemie geht in die Verlängerung. Die erwartete Normalität ist nicht wiederhergestellt. Aber das Lesen ist weitergegangen.
Wir haben im Frühjahr in den Schatz aus 450 Titeln unserer Bibliothek gegriffen und eine Auswahl an Empfehlungen ausgesprochen – Vorschläge zu Entdeckungen »in diesen Zeiten«. Sie wurden aufgegriffen und, ein Wunder, Montaigne, Buzzati, Verne, Rolf Vollmann, dazu Grimmelshausen und Humboldt, unsere Bücher haben durch geschlossene Ladentüren gefunden. Der erfindungsreiche Buchhandel hat es ermöglicht, unsere genauso listigen Vertreterinnen und Vertreter waren unermüdlich unterwegs. Dafür müssen wir Ihnen allen danken.
Eine weitere Vorschau auf die sechs neuen Originalausgaben des nächsten Programms ist wieder im sogenannten »Homeoffice« entstanden: Literarische und kulturhistorische Bücher sollen Ihre Lektüren im mit Hoffnung erwarteten neuen Jahr bereichern.
Wir eröffnen den Frühling in der Anderen Bibliothek mit einer »Münchhausiade «, einem vergessenen großen Werk der deutschen Literatur in Zeiten, in denen wir von »Lügenbaronen« umstellt sind. Wir bereiten uns, fasziniert von einer so eleganten wie präzisen Sprache, auf eine Reise ins Venedig des achtzehnten Jahrhunderts vor, und die Ahnung vom Glück eines verzaubert-leichten Lebens erfasst uns.
Dann erwartet uns die erfolgreichste illustrierte Naturgeschichte aller Zeiten, die ebenfalls im achtzehnten Jahrhundert, in England, erschien, aber bis heute nicht auf Deutsch veröffentlicht wurde. Von der Natur geht es zurück in die Stadt, wo die meisten von uns leben. Aber was ist die Stadt, wie nehmen wir sie wahr? Gregor Hens, den wir als Romancier und Übersetzer kennen, legt seine Erkundungen vor – Die Stadt und der Erdkreis – und wir werden nie wieder wie vorher durch Städte und Straßen der Welt laufen.
Der Witz ist, wie wir wissen, die einzige Waffe der Wehrlosen. Was der jüdische Witz ist, dessen große Kunst von den Antisemiten entwendet wurde, fragt eine originelle und faszinierende Studie, die wir aus dem Amerikanischen übersetzen. Und wir beschließen die neue Serie unserer buchkünstlerisch gestalteten Originalausgaben mit einer neuen Lektüre der zentralen Denkmotive von Jean-Jacques Rousseau, dem bahnbrechenden Vordenker unserer Verlustgeschichte des Fortschritts.
Noch einmal: Danke für Ihre Unterstützung und Zusammenarbeit. »Lesen Sie wohl!« und bleiben Sie dabei weiterhin gesund
Ihr Christian Döring
Zuletzt brachten wir das Editorial von Sven Murmann