GU-Geschäftsführer Dr. Olaf Conrad über Veränderungen auf dem Buchmarkt, neue Zielgruppen und über seine Pläne für 2024: „Der Erfolg ist nicht mehr selbstverständlich“

Dr. Olaf Conrad: „Wir gehen auf unsere Zielgruppen zu und passen uns ihren Bedürfnissen, Lebenswelten und Lifestyles an“

Im Oktober 2023 hat Dr. Olaf Conrad die Geschäftsführung für alle operativen Bereiche des Gräfe und Unzer Verlags, sowohl für das Programm und die Strategie, als auch die Verantwortung für das Marketing und den Vertrieb übernommen. Im aktuellen Januar-BuchMarkt spricht er über Veränderungen auf dem Buchmarkt, neue Zielgruppen und über seine Pläne für 2024, die eine Menge Veränderungen beinhalten:

 

 

 

Der Buchmarkt scheint nach Pan- demie und Kaufzurückhaltung – aufgrund von hoher Inflation und sinkender Leser:innenzahlen – stark gebeutelt. Macht Verlegen in diesen Zeiten noch Spaß?

Dr. Olaf Conrad: Das Verlegen macht noch Spaß, aber der Erfolg ist nicht mehr selbst- verständlich. Glücklicherweise sieht die Momentaufnahme sehr erfreulich aus. Wir haben mit Hundert Klassiker von Steffen Henssler den Topseller im Ratgebermarkt und lagen insgesamt im Weihnachtsge- schäft leicht über Vorjahr. Aber mittel- fristig gilt: Der Buchmarkt und unsere Verlagskalkulationen wurden durch die Pandemie und die anschließenden Krisen sowohl marktseitig, als auch kostensei- tig durcheinandergeschüttelt – ein „new normal“ muss sich erst noch einstellen. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir das Vorkrisenniveau wieder erreichen wer- den und wir werden den Umsatz nur über Preiseffekte konstant halten können.

Das heißt, Sie gehen nicht davon aus, dass die Lage sich 2024 verbessert?

In der Betrachtung der Gesamtlage gehen wir nicht von einem Rückenwind im Jahr 2024 aus; weder aus dem Buchmarkt selbst, noch aus der gesamtwirtschaftlichen Lage, noch aus einer nachlassenden Krisenstim- mung. Wir werden es aus eigener Kraft schaffen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Markt zunehmend polarisiert. Das ist durchaus typisch für die Medienmärkte. Einige wenige Titel er- halten hohe Aufmerksamkeit im Publikum und entsprechend hohe Verkäufe, viele Ti- tel dringen jedoch nicht durch und bleiben bei niedrigen Auflagen stehen. Die Mitte geht uns verloren. Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen. Einige Genres entwickeln sich sehr stabil, beispielsweise die Belletristik, die Lebenshilfe und das Kinderbuch. Und wir sollten uns als ge- samte Branche freuen, dass wir als eine der ganz wenigen Mediengattungen eine hohe Wertschätzung in jungen Zielgruppen, bei der Gen Z, genießen. Diese Altersgruppe ist seit Jahren der stärkste Impulsgeber im Buchhandel. Das zeigt mir, dass unser Produkt und unser Produktversprechen auch in digitalen Zeiten attraktiv ist.

Sie sind seit drei Monaten an Bord bei Gräfe und Unzer in München. Davor haben Sie die Edel Verlagsgruppe angeführt. Was hat Sie an der neuen Aufgabe gereizt?

Gräfe und Unzer ist einer der bekanntesten und größten Buchverlage im deutschspra- chigen Raum – in fast jedem Haushalt steht ein Buch mit dem GU-Logo. Ich kann auf einem sehr erfolgreichen Erbe aufbauen und den Verlag mit seinen Marken in die Zukunft führen. Und das gemeinsam mit einem tollen Team hier im Haus und sehr viel Verbundenheit und Sympathie auf Autor:innen- und Kund:innenseite.

Das komplette Gespräch finden Sie im neuen BuchMarkt ab Seite 20

 

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