Michael Cheng von Egmont Manga über den Manga-Day am 16. September „Der Manga-Markt ist von der Größe her vergleichbar mit Reiseführern“

Am nächsten Samstag, 16. September, findet der zweite Manga-Day statt. An diesem Tag gibt es in allen teilnehmenden Comic- und Buchhandlungen sowie Bibliotheken kostenlose umfangreiche Leseproben ausgewählter Manga. Wir haben mit Michael Cheng über das Trendthema gesprochen. Cheng ist der Cheflektor Manga („Editorial Director Manga“) bei Egmont Manga.

Vielleicht steigen wir mal mit dem Offensichtlichen ein: Manga gehört seit einiger Zeit zu den großen, stark wachsenden Themen auf dem Buchmarkt. Können Sie mal ins Verhältnis setzen, wie sich die Warengruppe in den letzten ein, zwei Jahren entwickelt hat – von welcher Größenordnung sprechen wir hier?

Michael Cheng (Foto: Nadine Stenzel Photography)

Der Manga-Markt hat von 2020 bis 2022 um 120 Prozent an Umsatz zugelegt. Die Warengruppe ist damit an Science Fiction/Fantasy vorbeigezogen und von der Größe her vergleichbar mit den Reiseführern.

Besteht nicht die Gefahr, dass es dennoch bei einem „Hype“ bleibt? Wie nachhaltig schätzen Sie das Interesse an Manga ein?

Der Manga-Markt ist jetzt mehrere Jahre in Folge zweistellig gewachsen, ich habe aber auch seit 2010 ohnehin nur ein Jahr erlebt, in dem der Markt rückläufig war. Gleichzeitig wachsen Märkte, die mit Manga zusammenhängen, wie Anime und Gaming. Zu guter Letzt hat Manga seine Popularität meiner Meinung nach auch seinem visuellen Charme zu verdanken, ist daher als Content auf visuellen Social Media-Plattformen wie TikTok und Instagram sehr beliebt. Es sprechen also viele Faktoren dafür, dass das Interesse an Manga nachhaltig und mehr als nur ein „Hype“ ist.

Wie sieht die typische Käuferschaft bei Manga aus, sind das wirklich nur die Jugendlichen?

Nein, Manga spricht viele Altersklassen an, unter denen sich Teens und Twens zwar hervortun, aber auf Manga-Messen lässt sich wunderbar beobachten, dass es mittlerweile auch viele ältere Leser:innen gibt, die mit Manga aufgewachsen sind.

Woher kommt denn die Begeisterung für das Thema? Gab es da einen konkreten Auslöser?

Manga haben schon immer begeistert, immerhin gibt es einen erfolgreichen Manga-Markt seit den 90ern in Deutschland. Aber: Pandemie und damit der Wunsch nach Entertainment, das man zu Hause genießen kann, gekoppelt mit einem erhöhten Interesse an Anime und Gaming, haben Manga tauglich für den Mainstream gemacht. Und seitdem hat sich gezeigt, dass sich Manga auch mit der erhöhten Aufmerksamkeit wohl fühlt.

Auf welchen Wegen werden Manga hauptsächlich gekauft? Man könnte ja annehmen, dass die Zielleserschaft durchaus „online-affin“ ist und insofern für den stationären Buchhandel eher schwer zu erreichen …?

Könnte man annehmen, aber wir stellen fest, dass Manga auch in Buchhandlungen gut verkauft werden. Eine gut sortierte Buchhandlung ist für Fans nicht nur der Laden, in dem sie ihre Manga kaufen, sondern auch ein Ort, um andere Jugendliche mit ähnlichen Interessen zu treffen. Manga-Fans tauschen sich sehr gerne zu ihrem Hobby aus.

Wie kann die Buchhandlung vor Ort also am besten mit dieser Kund:innengruppe kommunizieren?

Eben so: Sich für Titel und Geschichten interessieren, dann Gespräche mit Käufer:innen annehmen und vielleicht mit dem ein oder anderen Event (Signierstunden, Zeichenworkshops o.ä.) auch mal eine Plattform für die Käufer:innen anbieten, um sich gegenseitig kennenzulernen.

Welche Rolle spielt der Manga Day dabei bzw. mit welcher Intention ist der gestartet worden?

Mit dem Manga-Day wollten wir einerseits die Stärke des Manga-Marktes und andererseits seine Vielfältigkeit demonstrieren. Gleichzeitig war natürlich das Ziel, noch mehr Leute auf unsere Geschichten aufmerksam machen. Bisher haben viele Händler:innen den Manga-Day auch dafür genutzt, lokale Events rund um die Warengruppe ins Leben zu rufen.

Wer steckt hinter dem Manga-Day?

Ins Leben gerufen wurde der Manga-Day von acht Manga-Labels: altraverse, Carlsen Manga, Egmont Manga, Hayabusa, Crunchyroll, Manga Cult, Reprodukt und Tokyopop. Wir haben aber natürlich auch große Unterstützung aus dem Handel, von den japanischen Lizenzgebern und vielen anderen erhalten, ohne die wir den Tag nicht hätten umsetzen können.

Was ist für den Tag konkret geplant?

Wir beliefern mit 27 unterschiedlichen, extra langen Leseproben und diversem Merchandise alle teilnehmenden Händler:innen. Wir unterstützen teilweise auch, indem wir Kontakt mit Zeichner:innen herstellen etc. Der Handel selbst plant dazu einige Events: Cosplay-Contests, Manga-Quizze u.a.

Falls es nun noch „Kurzentschlossene“ unter unseren Leser:innen gibt: Können sich Buchhandlungen jetzt noch am Manga-Day beteiligen?

So kurzentschlossen leider nicht, dafür ist die Vorlaufzeit für Produktion und Auslieferung zu groß. Dieses Jahr lief die Anmeldung bis Ende April. Aber wer Interesse an dem Thema hat: Wir wollen den Manga-Day auch nächstes Jahr wiederholen.

Und für jetzt neugierig gewordene Einsteiger:innen: Auf welchem Wege lässt sich der Einstieg in die Manga-Welt am besten finden? Gibt es Informationsquellen, die sie empfehlen können?

Tatsächlich sind die Leseproben des Manga-Days ein guter Start. Da sind sowohl Klassiker, als auch Neustarts vertreten und die ganze Bandbreite der Genres wird abgebildet.

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