Tag 3: Pop-Up-Interview erfunden Der MESSE-MAYER Leipzig 2023 3 von 5

 

Tag 3: Wünsche und Sehnsüchte

 

Liebe Redaktion,

 

der hansanord-Verlag braucht dringend weitere Exemplare der kleinen, gelben Broschüre der Unabhängigen Verlage! So dringend, dass dieser Ruf bis in den Messe-Mayer reicht!  Halle 5, Stand E 406!

 

Ich dachte ja zuerst: Jetzt werde ich zusammengeschlagen.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

ich will ehrlich zu Ihnen sein: Meine Leipzigmesse 2023 ist von vorherein so geplant, dass den Wochenendberichten geringerer Aufwand zukommen wird als sonst. Ich muss ein wenig strecken und einteilen, damit ich meine fünf Tagesberichte hinkriege; bitte meckern und jammern Sie nicht, wenn es also etwas kürzer wird.

Dafür habe ich absolut alles Menschenmögliche getan, um doch noch Interviews aus dem Boden zu stampfen, wie fadenscheinig und durchschaubar sie auch sein mögen! Ich habe das Pop-Up-Interview erfunden – ein völlig vorbereitungsloses Spontan-Interview, das den Lesern und auch dem Autoren rein gar nichts schuldet!

Aus gleichem Grunde ermutige ich Sie zu Fotoeinsendungen: Ich habe etwas Platz zur Verfügung und brauche Füll. Wenn Sie schon immer mal einen Auftritt im Messe-Mayer haben wollten, dann schicken Sie mir ein Foto von sich, Ihrem Stand oder Ihrer Oma. Wenn Sie etwas Skurriles, Albernes oder Entsetzliches fotografiert haben, dann her damit! Samstag und Sonntag gibt es hier Galerie für Sie.

 

Und liebe Messe,

bitte immer nur eine Frage auf einmal.

 

Brauchen wir nicht, und meine erkennt man immer daran, dass sie von mir sind.

 

 

Menschen, die ich traf

Das Motto Sehnsüchte und Wünsche sei diesem Tag eingeschrieben, weil „die Menschen sich treffen wollen“, so Messedirektor Oliver Zille. Mein täglicher Parkourlauf zwischen frechen Sprüchen und stellvertretendem Foto-Album ist Ausdruck dieses Messeseins.

Hier sehen Sie Heinrich Riethmüller, sozusagen unsere Karin Schmidt-Friderichs der Zwanzigzehnerjahre, zusammen mit Markus Fertig / MVB. Herr Fertig und ich haben wie zwei Heulsusen die Espressoschlange beweint, anstatt uns anzustellen.

Und Riethmüller war halt auch keine Hilfe.

 

Am Stand von Kiepenheuer & Witsch wollte ich eigentlich nur mein tägliches Mustonenfoto einholen, aber Mirjam Mustonen saß schon wieder mit so vielen fröhlichen Leuten am Tisch, dass ich kaum durchdrang.

Und sie hat nach ihrem letzten Einsatz vergessen, ihr Hemd zuzuknöpfen!

 

Und ich will ja nicht neugierg sein, aber warum treffe ich eigentlich Toni Neugierg bei jedem Verlag an, an dem ich stehen bleibe?

 

Endlich treffe ich mal persönlich den Admin der Facebook-Gruppe Buchhandelstreff, Klaus Kowalke!

Und wir wollen beide wieder auf Facebook zurück.

 

Ich bin ein großer Fan von Ben Aaronovitch!

Und jetzt habe ich ihn endlich mal gesehen und sprechen gehört (rechts).

 

Sein neuester Zauberband liegt schon parat und wartet darauf, dass diese Messe endet.

 

Ebenfalls ein Fanboy bin ich von Thomas Gsella, und bei Kunstmann konnte ich ihn kurz selfen:

Da müssen ein Aschaffenburger und ein Selbolder bis Leipzig fahren, um sich zu treffen

 

Dass die Zeiten hart sind, ist bekannt, und ich kann es spezifisch daran ablesen, wieviele Verlage nur noch Filterkaffee anbieten. Bitte verstehen Sie mich nicht miss – ich mag Filterkaffee, und ich halte diese moderne Cappuccinoverwöhntheit der Deutschen für ein Zeichen der Schwäche.

Dass ich an diesem Mittag dringend einen richtig guten Espresso brauchte, muss also strikt getrennt hiervon betrachtet werden. Und Danke, Droemer Knaur, dass Ihr die gute Kaffeemaschine zur Messe mitgebracht habt.

 

In meiner Fantasie duftet er jetzt noch.

 

Ich zeige mich gerne erkenntlich mit diesem schönen Autogrammduofoto von Michael Tsokos und Florian Schwiecker!

Tsokos macht mir die Fingerpistole!

 

Und nochmal Danke, Katharina Illgen, für den richtig, richtig guten Espresso.

 

Instinktiv schlage ich die Richtung ein zum Gemeinschaftsstand der Schweizer, denn ich denke mir, dass die Schweizer auf gar keinen Fall Filterkaffee anbieten. Und nicht nur habe ich recht, sondern ich treffe auch Oliver Lange von Diogenes, der mir einen anbietet.

„Gerne, bei Droemer Knaur hatten sie ja nur Filterkaffee“ ulke ich.

 

Zufällig mit im Bild: Maren Ongsiek und Schweizer Schokolade.

 

Frau Ongsiek und ich sind beide Mick-Herron-Fans (oder Jackson-Lamb-Fans, falls Sie sich rein über den Protagonisten definieren) und pressen aus Herrn Lange die Information heraus, dass der nächste Band im Herbst endlich erscheint.

Na, geht doch!

 

Und nochmals Danke für den wirklich, wirklich guten Kaffee.

 

Heute habe ich endlich den Oetinger-Verlag kennengelernt. Also wirklich den ganzen Verlag. Normalerweise begnüge ich mich ja mit einer einzelnen Kontaktperson, meistens ist das jemand aus dem Vertrieb oder vom Marketing, der für den Messe-Mayer zuständig ist, aber bei Oetinger sind allesamt die ganze Zeit kandidel.

Das hier ist nur das Foto, das zur Begrüßung gemacht wurde:

Und danach haben sie mich mit einer Plane mehrmals in die Luft geschleudert wie ein Greenhorn

 

Aber sie haben einen tollen Stand:

…der auf einem so winzigen Foto bestimmt super rüberkommt

 

Hier eine Nahaufnahme des Wildgans-Logos auf dem Kordelvorhang:

Ich hab mir gleich eine davon abgeschnitten, als Souvenir.

 

Interaktive Schwarmkunst:

Von dieser Rolle kann man sich einen Punkt ablösen…

 

…und auf dieser Tafel ankleben…

 

 

…und so einen Kobold entstehen lassen!

 

Danke, Oetinger, dass ich Euch endlich kennenlernen durfte. Danke für Saft und Schokolade, das war genau nötig; und Euren Kaffee teste ich dann in Frankfurt.

 

Und dann habe ich noch diese beiden Fangirls getroffen, die meine Kolumne gelobt haben und sogar die Textstellen korrekt aufsagen konnten!

Vor Dankbarkeit habe ich ihnen den Krampus gemacht.

 

 

Erstes Pop-Up-Interview: Marc Elsberg

Wünsche und Sehnsüchte bedeutet auch: Ich wünsche mir so sehr Interviews! Und ich kriege tatsächlich welche. Marc Elsberg ist ein österreichischer Autor von Science-Faction-Thrillern, der das Genre mit Blackout 2012 neu definiert hat. Da ich bei Penguin Random House Marillenknödel zu Mittag speise, arrangiert man sofort ein kleines Gespräch!

 

Und was sollte anderes das Thema sein, als das österreichische Menü beim Verlag?

 

Jan Weiler ist auch da!

Aber er spielt kulinarisch nicht in unserer Liga, deshalb halten wir ihn heraus.

 

BuchMarkt: Wir müssen ein gänzlich unvorbereitetes Interview führen, denn mir sind alle Termine abgesprungen, und ich muss jetzt nehmen, was ich kriegen kann.

Elsberg: Das tut mir unendlich leid, dass Sie nichts anderes als mich bekommen haben.

Aber dass Sie Österreicher sind, passt ja beim diesjährigen Gastland gut ins Konzept. Haben Sie das Essen bei Penguin Random House schon gekostet?

Ja, ich habe auch gerade die Marillenknödel bekommen.

Und, was sagt der Österreicher?

Was soll ich da sagen – es ist meine Verlagsgruppe, die hier das Catering stellt.

Wenn Sie schon so anfangen, dann reicht das ja auch als Antwort.

Ich muss gestehen, ich war überrascht, warum da Vanillesauce mitkam.

Gehört die nicht dazu?

Ich würde sie zum Topfenstrudel nehmen, zur Not zum Germknödel, das muss aber auch nicht sein, aber ich glaube, ich habe noch nie Marillenknödel mit Vanillesauce gegessen. Die Topfenmasse war mir vielleicht einen Tick zu gatschig. Und wenn wir schon dabei sind: Da ist keine richtige Marille drin, sondern Marillenmarmelade, und noch dazu so eine cremige.

Dann müssen wir über den Kaiserschmarrn ja gar nicht erst reden?

Den habe ich gestern nicht gekriegt.

Und darüber sind hier wahrscheinlich alle froh.

Ich bin da gesessen oder gestanden, und plötzlich läuft hier dieser Kaiserschmarrn durch, und ich wollte wissen, wo der herkommt. Und so bin ich heute zu den Marillenknödeln gekommen, weil ich dann erklärt bekam, dass es das nur für Gäste und Autoren gibt. Aber offensichtlich kommen sie gut an.

Jan Weiler (mampfend): Mir ist das egal, solange ich nicht verhungere.

Elsberg: Ich habe sie auch aufgegessen.

Haben Sie die deftige Brotzeit mit dem Tiroler Speck kosten können?

So weit bin ich nicht gekommen.

Wie gefällt Ihnen Österreichs Messestand?

Ich muss gestehen, ich hatte bisher kaum eine Chance, mir das anzusehen, so durchgetaktet, wie ich bin. Gestern war ich kurz da, fünf Minuten vor der Eröffnung, habe schnell Hände geschüttelt und bin dann wieder weg zum nächsten Termin.

Aber die ganze Messe atmet so einen Österreichgeist!

Na gut, es laufen natürlich überall die Kolleginnen und Kollegen herum, und man kommt gar nicht dazu, zu allen Hallo zu sagen. Muss man aber auch nicht, weil man lauft sich eh in Wien über den Weg.

Aber Sie liegen nun auf Thementischen aus, weil Sie „Literatur aus Österreich“ sind.

Ich weiß nicht, bin ich das? Ich habe ja sogar im Gegenteil bewusst versucht, mit meinen Thrillern eben nicht das typisch Österreichische, das Humoristische zu bedienen – obwohl man natürlich fairerweise sagen muss, dass das viele Verlage auch wollen von österreichischen Autorinnen und Autoren. Da kommst Du ja gar nicht so leicht heraus. Aber ich wollte das nie so, einer der vielen Söhne von Kottan zu sein.

Das Motto „meaoiswiamia“ will ja weg vom Österreichklischee.

Ich fand das grundsätzlich eine sehr lustige Idee. Ich finde generell, dass der gesamte Auftritt sehr schön kuratiert ist, weil er eben die Vielfalt der österreichischen Literatur und Stimmen zeigt und dadurch jenen Öffentlichkeit verschafft, die sonst vielleicht nicht so zur Geltung kommen. Insofern finde ich das alles sehr gelungen – aber wie gesagt: Ich muss noch irgendwie die Chance ergreifen, in den verbleibenden Nachmittagslücken ein wenig mehr davon zu sehen.

Vielen Dank für dieses Pop-Up-Interview!

 

Marc Elsberg guckt sogar wie ein Fachmann für Schreckensszenarien

 

Marc Elsbergs Buch, über das wir nicht gesprochen haben, sieht übrigens so aus:

 

Sie sprechen mit mir; ich zeige Ihr Buch. So ist der Deal.

 

Mir ist wichtig zu betonen, dass ich ein großer Fan von Vanillesauce bin. Ich würde sie sogar über Sachertorte gießen.

 

Intermezzo: Der kürzeste Gang der ganzen Messe

Der kürzeste Gang der ganzen Messe ist Gang B in Halle 5. Wirklich. Nur neun oder zehn Stände, nur wenige Meter lang. Der ist so kurz, dass er komplett auf dieses Foto passt. Das müssen Sie sich ansehen.

 

Wenn Sie ihn überhaupt finden. Das ist der ganze Gang B in Halle 5.

 

 

Die „geheime Whiskyrunde“

Einmal auf jeder Messe, meistens Samstag oder Freitag, trifft sich ein fester Kern zu einem kleinen Ausklang auf einen Whisky. Das ist gar nicht geheim, zumindest nicht für die, die davon wissen, und ein paar von Ihnen sind immer mit dabei, und andere wiederum können wenigstens von sich sagen: Ach, bei dieser Whiskyrunde habe ich auch einmal mitgetrunken.

Ihren Anfang nahm die Whiskyrunde, als wir eines Abends etwas Whisky tranken. In meinem Kopf fühlt sich das besser an, als es sich anhört, das gebe ich zu.

Weil wir uns nie einen richtig gemütlichen Ort suchen können, sondern da trinken müssen, wo es grad geht, können wir das auch eine Pop-Up-Whisky-Runde nennen.

Diesmal war es die letzte und vorletzte Reihe einer Veranstaltungsbühne des Börsenvereins

 

 

Gemütlich sind wir selber

 

Moment, da ist ja schon wieder dieser Dings!

 

Manchmal ist die Runde sehr groß, und jeder hat irgendeine Angeberflasche dabei; aber heute war die Runde sehr klein und familiär, und zwei Whiskys haben uns genügt:

 

Einer aus dem Schwarzwald, der mit Kastanienfass und Sherry-Finish auftrumpfen will

 

Der Bunburry’s hat gar nicht schlecht geschmeckt, aber er war schnell wieder im Mund verschwunden. Schwacher, kurzer Abgang. Einer unserer Gäste, der als Justiziar für einen ungenannten Buchhandelsverein arbeitet, nannte ihn ein „parfümiertes Nichts“.

 

Der andere war ein japanischer Toki aus dem Hause Suntory:

 

Mit Suntory macht man nichts falsch.

 

Und der war gleich eine ganz andere Liga: Bourbonfass und guter Abgang, da hatte man was im Mund. Außerdem eine schöne Verneigung vor dem Suntory Hibiki, der diese Runde 2015 eröffnete.

 

Als ich die Whiskyflasche unwillkürlich vor meiner aktiven Kamera abstellte, zeigte der Sucher den Veranstaltungsraum whiskygefiltert an!

Wahrscheinlich trifft das auch auf den Fotoauswahlteil meines Gehirns zu.

 

Wir mussten feststellen, dass Esspressobecher aus Pappe zwar einem Espresso standhalten, aber sich in Whisky entlang ihrer Naht langsam auflösen:

Das brachte dem Whisky, obschon sehr lecker, den Spitznamen „Becherlöser“ ein.

 

So wie in „Ach, ich nehme noch einen letzten Becherlöser“. Am Ende haben wir übrigens in der Catering-Ecke der Bühne jede Menge Gläser gefunden. Auch das läuft gut unter „Wünsche und Sehnsüchte“.

 

Zum Geleit

Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Messefreitag. Weil das KiWi-Gruppenfoto vom Anfang nicht zählt, schulde ich der Welt noch das tägliche Mustonenfoto; und wie je oszilliere ich zwischen dem Wunsch, Mirjam Mustonen gerecht zu werden, und dem Drang, doofe Fotos zu posten.

 

Da werde ich mir wieder was anhören können.

 

Apropos Fotos: Ich erwähnte es eingangs schon. Ich freue mich, wenn Sie mir für Samstag und Sonntag Fotos senden, entweder etwas Originelles, oder gerne auch ein stinklangweiliges Foto von Ihrem stinklangweiligen Stand.

 

Schlimmer als das hier wird es schon nicht sein.

 

Einen schönen Samstag wünscht Ihnen

Ihr und Euer

Messe-Mayer

 

Warum wir keine Angst vor K.I. haben müssen, Teil 3 von 5

Dass Ihr keinen dieser drei Titel anbieten könnt, ist wirklich eine schwache Leistung, dtv.

 

 

herrmayer@hotmail.com

 

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