Der „Spiegel“: Besuch bei Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber

„Es geht darum, die Kräfteverhältnisse auf dem Buchmarkt für die digitale Zukunft zu regeln“, lautet der Kernsatz im heutigen Spiegel-Artikel über Amazon: Isabell Hülsen und Claudia Voigt haben den Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber getroffen, um mit ihm über das in die Schlagzeilen geratene Internet-Kaufhaus zu reden.

Natürlich geht es um die digitale Zukunft, aber noch mehr geht es derzeit um Konditionen – ein Streit, der so alt ist wie die Branche selbst. Und da geht es längst nicht mehr allein um Bonnier oder Hachette.

Der Spiegel schreibt nämlich, daß Amazon auch von weiteren Verlagen E-Book-Konditionen bis zu 50 Prozent haben will: Bastei Lübbe, dtv und die Ganske-Gruppe ringen wohl schon seit letztem Herbst mit Amazon. Sind sie die nächsten auf der Liste für Amazons Knebel-Bummel-Taktik?

Die Spiegel-Autoren benennen das Problem deutlich: bei E-Books sind die Margen für Amazon deutlich geringer als bei gedruckten Büchern, der Umsatz mit Gedrucktem ist bei Amazon nach unten gegangen – und ab Januar ist auch Schluß mit den bisherigen Steuertricksereien: da wird die MwSt. dort fällig, wo der Kunde sitzt. Also muß wohl – profan gesagt – die lukrativste Kuh noch ein bißchen kräftiger gemolken werden…

Ganz schuldlos sei die Branche an der derzeitigen Misere trotzdem nicht, schreiben die Spiegel-Autorinnen„Sehenden Auges und Hand in Hand liefen Verlag und Buchhandel in diese Sackgasse. E-Books hielten beide lange für eine Bedrohung, die ihr gutes Geschäft mit den teuren gedruckten Büchern gefährden könnten. Alle Anläufe, eigene Portale für digitale Bücher zu etablieren, sind jämmerlich gescheiter.“ Ergebnis: die Branche habe sich in eine Abhängigkeit von Amazon begeben und versäumt, eigene, tragfähige digitale Erlösmodelle aufzubauen.

Kleber wiederholt, daß die Lieferverzögerungen bei Bonnier daran liegen, daß man die Bücher – weil man sich bei den Konditionen nicht einigen konnte – nicht mehr auf Lager habe. Und hält sich ansonsten bedeckt. Was ja nun nicht wirklich neu ist.

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