Die zehn besten Krimis im März / Richard Stark neu auf Platz 1

Zur Buchmesse in Leipzig serviert die KrimiWelt-Bestenliste März fünf neue Titel und ein Phänomen.

Das Phänomen ist Richard Stark. Nachdem Fragen sie den Papagei den Deutschen Krimipreis erhalten und von der KrimiWelt-Jury zum besten Krimi des Jahres 2008 gewählt wurde, hat nun der Vorgängerroman Keiner rennt für immer den Platz 1 der Krimi-Bestenliste erklommen. Eine beachtliche Leistung für einen Protagonisten wie den Berufsverbrecher Parker, der 1962 das literarische Lebenslicht erblickt hat.

Im Winter des Löwen von Jan Costin Wagner finden Sie auf Platz 2: Ein ruhiger, melancholischer Roman, der im finnischen Turku spielt. Der leichtfertige Umgang des Fernsehns mit dem Tod provoziert eine traumatisierte Frau zu Messerattacken gegen zwei Talkgäste und den Moderator.

Eishauch von John Farrow (Platz 5) ist ein meisterhafter Krimi. Im Unterschied zu vielen anderen Romanciers ist es dem hinter dem Pseudonym Farrow verborgenen Kanadier Trevor Ferguson perfekt gelungen, ins Genre zu wechseln. Montreal wird mit diesem Polizei- und Spionageroman zu einer Metropole der Kriminalliteratur.

Kap der Finsternis von Roger Smith ist ein schneller schmutziger Roman um einen Amerikaner, der sich mit seiner Familie vor den US-Behörden in Kapstadt versteckt. Der Überfall zweier Junkies löst einen Katastrophenwirbel aus. Die soziale Erfahrung, die Smith als erster Filmemacher mit einem „gemischtrassigen“ Team in Südafrika gemacht hat, pointiert den harten Realismus dieser Entdeckung (Platz 7).

Sorry ist der lakonische Titel eines bedenkenswerten, fesselnden, vertrackt erzählten Romans aus der Feder des Multitalents Zoran Drvenkar. Drvenkar ist als Kinder- und Jugendbuch-, auch als Drehbuchautor („Knallhart“ von Detlev Buck) hervorgetreten. Sein erster Kriminalroman dringt verstörend tief in die Gewaltmaschinerie des Kindesmissbrauchs ein (Platz 9).

Das letzte Experiment ist der fünfte Roman Philip Kerrs um den deutschen Ex-Kommissar und Privatdetektiv Bernie Gunther. Gunther hat seine literarische Karriere 1936 begonnen, jetzt betritt er mit Eichmann 1950 argentinischen Boden und muss njur allzu bald sein Leben gegen alte Nazis und peronistische Geheimpolizisten verteidigen( Platz 9).

Wenn Sie mögen, können Sie einige Mitglieder der KrimiWelt-Jury sowie die Autoren Arne Dahl und Oliver Bottini am Stand von ARTE auf der Leipziger Buchmesse treffen. Und zwar am Freitag, den 13.3. um 12.00 Uhr. Lore Kleinert von Radio Bremen stellt die Autoren und die KrimiWelt-Bestenliste vor. (Jurysprecher Tobias Gohlis)

Hier die komplette KrimiWelt-Liste für März:

1. (9) Richard Stark: Keiner rennt für immer. Zsolnay
Massachusetts: Parker tötet einen Spitzel, das ist der Anfang. Beim Versuch, das Geld einer Bank zu rauben, verheddern sich Parker und Kumpel in den Ambitionen der beteiligten Amateure. So wird man nicht reich. Zum Schluss sind hunderttausend Dollar auf seinen Kopf gesetzt. Doch Parker kann man nicht schlagen.

2. (-) Jan Costin Wagner: Im Winter des Löwen. Eichborn
Turku/Helsinki: Über den Tod scherzt man nicht. Wer das tut, ist schnell tot. Ein Gerichtsmediziner, ein Puppenbauer, ein Fernsehmoderator – niedergestochen. Wenn der Himmel einstürzt, treiben die Überlebenden aus der Welt. Kimmo Joentaa kennt sich dort aus und ermittelt zum dritten Mal im Trauerreich.

3. (5) Stefan Kiesbye: Nebenan ein Mädchen. Jens Seeling
Wedersen, Niedersachsen: „Sollten sie jemals die Leiche finden, wird es zu spät für Fingerabdrücke sein. Wahrscheinlich wird sie ungestört ruhen, während wir anderen erwachsen werden.“ So endet der letzte Sommer einer Jungenbande. Phänomenales Debüt, starker Text.

4. (8) Åsa Larsson: Bis dein Zorn sich legt. C. Bertelsmann
Kiruna, Lappland: „Ich erinnere mich, wie wir gestorben sind“. Wilma, 17, wurde beim Tauchen ertränkt. Und sitzt bei Staatsanwältin Martinsson am Bett. Ihren toten Freund soll sie finden, das Geheimnis des Flugzeugs am Seegrund klären. Geister, Kriegsschuld, Männerschwäche, starke Frauen. Larssons Norden – einmalig.

5. (-) John Farrow: Eishauch. Knaur
Montreal: Der Informant hängt am Fleischerhaken. Die Studentin gelangt ins Machtzentrum der Hells Angels. Emile Cinq-Mars ermittelt fast auf sich gestellt. Wer ist korrupt? Wer übernimmt die Macht? Wer manipuliert ihn? Bombenterror, Folter, Supermachtspielchen. Montreal als Tatort neu entdeckt. Überwältigend gut.

6. (10) Tom Rob Smith: Kolyma. DuMont
Moskau/Kolyma/Budapest 1956: Sowjet-Grauen Teil II. Ex-Geheimpolizist Leo muss einen Sträfling aus dem Lager Kolyma befreien. Sonst wird seine Tochter umgebracht. Chrustschows Rede über Stalins Verbrechen wirkt als Katalysator der Auflösung. Hass, Vergeltung, Intrigen – so verenden Imperien.

7. (-) Roger Smith: Kap der Finsternis. Tropen
Kapstadt: Überfall, Entführung, Erpressung, Mord. Immer rasender dreht sich das Karussell der Gewalt. Die Welt fliegt ihnen um die Ohren: dem Ex-Knacki und Nachtwächter, dem flüchtigen Ami und seiner Familie, dem frömmelnden Killerbullen. Harte Schnitte. Scharfer Blick auf Südafrikas Metropole des Verbrechens.

8. (7) Christine Lehmann: Nachtkrater. Ariadne im Argument-Verlag
BaWü/Mond: Schwabenreporterin Lisa Nerz ist auf dem Mond gelandet. Wie, weiß sie nicht. War der Tod des Astronauten Thorsten Veith Unfall oder Mord? Lisa bringt die Mondstation Artemis komplett durcheinander und an den Rand des Abgrunds. Science-fantastisch, bestialisch stinkend, witzig. Fulminant. Ultralunar.

9. (-) Zoran Drvenkar: Sorry. Ullstein
Berlin: Frauke, Wolf, Kris und Tamara, Ende 20, Generation der Unentschiedenen, landen den Coup: eine Agentur für Entschuldigungen. Doch dann sollen sie die Opfer im Namen des Mörders um Verzeihung bitten. Entsetzenstrocken bis zum Ende: Schuld ist untilgbar. Ein Buch, das nicht loslässt.

9. (-) Philip Kerr: Das letzte Experiment. Wunderlich
Buenos Aires 1950/Berlin 1932: SS und sowjetische Gefangenschaft hat Bernie Gunther hinter sich, als er argentinischen Boden betritt. Doch ist das Fluchtland von Eichmann und Mengele auch nicht traumhaft. Verschwundene Teenager, aufgeschlitzte Mädels, Nazimilliarden – Bernie hat’s schwer.

Die März-Ausgabe der KrimiWelt-Bestenliste wird auch im NordwestRadio (heute live, ca. 8:35 Uhr, und am Sonntag in der Literaturzeit zwischen 15:00 und 16:00 Uhr) sowie in der Literarischen Welt vorgestellt.

Buchhändler können einen dreifarbigen Flyer mit der aktuellen KrimiWelt-Bestenliste bestellen. Kontakt: KrimiWelt, c/o asv vertriebs GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, E-Mail: krimiwelt@axelspringer.de, Fax: 040/34 72 76 68.

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