Auszeichnungen Ernst-Toller-Preis 2023 geht an Shida Bazyar

Die Ernst-Toller-Gesellschaftmit Sitz in Neuburg an der Donau verleiht den 12. Ernst-Toller-Preis an die deutsche Schriftstellerin Shida Bazyar. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird am 30. September 2023 um 18.00 Uhr im Stadttheater Neuburg an der Donau überreicht.

Aus der Begründung der Jury: „Die Jury sieht in Shida Bazyars Schreiben Ernst Tollers Anspruch an eine politisch engagierte, aber formal und ästhetisch anspruchsvolle Literatur eindrucksvoll umgesetzt. Bazyars Texte zwingen die Leser:innen zu Perspektivenwechseln. Wo sie sich unversöhnlich geben, fordern sie Empathie ein, wo sie provozieren, verlangen sie Anerkennung und Aufmerksamkeit für jene, denen diese meist verwehrt bleibt. Dabei verlässt Bazyar sich nicht auf die Wirkung moralischer Haltungen und die unbestreitbare Relevanz gesellschaftspolitischer Anliegen, sondern auf die Stärke ihrer literarischen Mittel. Sie spielt mit Form, Perspektive und narrativen Strukturen und erzeugt dabei einen Reflexionsraum, in dem die Gewissheiten der Leser:innen auf die Probe gestellt werden.“

Shida Bazyar ist 1988 in Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) geboren, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und zog anschließend nach Berlin, wo sie, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig war. In ihrem 2016 bei Kiepenheuer & Witsch erschienenen Debütroman Nachts ist es leise in Teheran erzählt sie die Geschichte einer iranisch-deutschen Familie, die ihren Anfang 1979 in Teheran nimmt und den Bogen spannt bis in die deutsche Gegenwart. Bazyar betont, dass der Roman zwar autobiografische Züge habe (als politische Aktivisten flohen Bazyars Eltern 1987 aufgrund der Auswirkungen der Islamischen Revolution aus dem Iran), aber keine Familienbiografie sei. Der Roman wurde u. a. mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet.
Bazyars zweiter Roman, Drei Kameradinnen, erschien im Frühjahr 2021 und stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Das Buch über die Kindheitsfreundinnen Hani, Kasih und Saya, die beim Versuch, als Erwachsene an alte Zeiten anzuknüpfen, nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror, wurde von der Kritik als „eindringliches Porträt (post-)migrantischen Lebens in Deutschland“ (der Freitag) und als eine „umfassende Anklage“ (FAZ) gelobt.
Shida Bazyar ist Gründungsmitglied des PEN Berlin.

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