Der Auftakt der Leipziger Buchmesse 2024 zeigte einmal mehr, dass die Messe weiterhin auch ein Ort der politischen Auseinandersetzung ist. Er wurde unter anderem von pro-palästinensischen Aktivist:innen unterbrochen.
Die Schlange vor dem Leipziger Gewandhaus am Abend war durchaus beeindruckend, bewegte sich jedoch schnell auf den Eingang zu. Am Platz hatten die Veranstalter:innen Plakate positioniert und noch vor den eigentlichen Reden riefen Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff und Messedirektorin Astrid Böhmisch dazu auf, diese für ein Statement und Schaubild hochzuhalten. Die Message „Demokratie wählen. Jetzt“ entfaltete dann bereits im Laufe des Abends Wirkung und soll sich auch die kommenden Tagen in einem Diskussionsforum auf der Messe widerspiegeln.
Nach einer stimmungsvollen Begrüßung durch das Gewandhausorchester Leipzig und den Bürgermeister der Stadt Burkhard Jung, erinnerte Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs an Leipzigs Geschichte voller Umbrüche zur Wendezeit. Der auf sie folgende Bundeskanzler Deutschlands Olaf Scholz hingegen kam zunächst kaum über die grüßende Anrede der Anwesenden hinaus, wurde er doch nacheinander von drei sich erhebenden Aktivist:innen unterbrochen, die sich mit pro-palästinensischen Schreien bemerkbar machten. Diese wurden aufgrund ihres Störcharakters nach einer Weile durch das Publikum durch Klatschen und Buhrufe übertönt und abgeführt.
Der anschließende „politische Dialog“ zwischen den Ministerpräsidenten der Niederlande Mark Rutte, Flanderns Jan Jambon und Sachsens Michael Kretschmer mutete hingegen harmlos an und reichte von den liebsten Leseorten bis zum Konsens, dass es europäischen Austausch brauche.
Die Soziologin Eva Illouz hielt dann eine ausführliche und durchaus komplexe Laudatio in englischer Sprache auf den diesjährigen Preisträger des Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung Omri Boehm, der wiederrum in seiner Dankesrede Bezug auf die Protestierenden nahm. Es gehe eben genau darum, den Dialog nicht in dieser Weise zu stören, sondern darum, ins Gespräch zu kommen. Boehm verurteilte die Taten Israels und Palästinas auf beiden Seiten und sagte am Ende seiner philosophischen Abhandlung zum „radikalen Universalismus“, er glaube weiterhin an die Möglichkeit einer israelisch-palistinänsischen Freundschaft.