Fachtag: „Unsere Klasse is(s)t klasse!“

Heinrich Kreibich, Sabine Uehlein

Unter diesem Titel hatte die Stiftung Lesen und die Nestlé Deutschland AG im Frühjahr die bislang größte Grundschulinitiative im Bereich Ernährung ins Leben gerufen.
Gestern kamen Initiatoren und Teilnehmer auf einem Fachtag im Museum für Kommunikation in Frankfurt zusammen, um Bilanz zu ziehen.

Etwa 100.000 Kinder aus 5.000 Klassen führten im Zeitraum Februar bis April in neun aufeinander folgenden Wochen Projekte zur ausgewogenen Ernährung und regelmäßigen Bewegung durch, über 1.500 Klassen mit 30.000 Schülerinnen und Schülern sandten die Wettbewerbsunterlagen ein.

Heinrich Kreibich, Geschäftsführer Stiftung Lesen, erläuterte, warum sich die Stiftung in diesem Wettbewerb engagierte: „42 Prozent aller Eltern lesen ihren Kindern nicht vor, 25 Prozent aller Kinder gehen ohne Frühstück zu Schule – zwei Zahlen, die alarmieren.“ Der Stiftung und Nestlé ging es darum, ein Netzwerk von Initiativen zu fördern und dabei die richtigen Emotionen auszulösen. Im Mittelpunkt stand dabei weniger das Lernen, sondern gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen der Kinder mit nachhaltiger Wirkung.

Ein wichtiges Ergebnis des Wettbewerbs ist die Erarbeitung eines Indexes als Grundlage für die Aktionen in den nächsten Jahren.

Ähnlich wie bei den Leseförderaktionen erhoben sich zwei Fragen: Wie schaffen wir den Sprung von der Schule ins Elternhaus? Wie erreichen wir die richtigen Eltern? Gerade im Hinblick auf die stärkere Entwicklung der Ganztagsschule sind diese Fragen von essentieller Bedeutung.

Alexander Antonoff, Vice Head Communication Nestlé Deutschland, wies auf einen scheinbaren Widerspruch in der Gesellschaft hin: Einerseits sind bereits im Kindesalter zunehmend Ernährungsstörungen mit entsprechenden Folgen zu konstatieren, andererseits werden so gute Lebensmittel angeboten wie nie zuvor. „Die Ernährung ist ein Spiegel der Gesellschaft“, stellte Alexander Antonoff fest.

Lesen ist eine Grundkompetenz, das Wissen um die richtige Ernährung sollte es ebenfalls sein.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs zeigen, dass die Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hier an der Spitze liegen. Die Grundschulklassen dieser Länder sammelten die meisten Punkte ein. Die Ursachen, warum die östlichen Länder besser abschneiden als die westlichen, sind undeutlich. Liegt es an festeren Verbandsstrukturen? An besserer Integration? An größerem Engagement von Lehrern und Schülern?

Prof. Dr. Ingrid-Ute Leonhäuser, Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen nannte Zahlen, die aufhorchen lassen: 15 Prozent der bis 10-Jährigen und 17 Prozent der bis 17-Jährigen sind übergewichtig. Bewegungsarmut und Übergewicht verursachen Folgekrankheiten, die ein Drittel der Gesamtkosten im Gesundheitswesen ausmachen. Prävention ist also ungeheuer wichtig – je früher, desto besser.

Richtige Ernährung ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, die Teilnehmer des Fachtags forderten deshalb die stärkere Unterstützung dieser Aktion, die weitergeführt wird, durch die Verantwortlichen in Bund und Ländern.

„Wir wünschen uns vom Buchhandel in dieser Frage mehr Entgegenkommen und sehen noch viel Potential. Warum können wir nicht gemeinsam frühstücken und lesen? Hier könnten die Buchhandlungen gut eingebunden werden. Wir als Stiftung Lesen sind gerne bereit, sie dabei zu unterstützen“, unterstrich Heinrich Kreibich den Zusammenhang zwischen dem Engagement der Stiftung bei dieser Aktion und dem Anliegen der Leseförderung.

JF

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