

Vom Paul Zsolnay Verlag nahm Michael Winroither an der Veranstaltung teil, außerdem waren sechs Mitglieder der weitverzweigten und umfangreichen Familie Von Zur Mühlen anwesend – der Historiker Patrik von Zur Mühlen hatte die Werksausgabe von Hermynia Zur Mühlen mit unterstützt.
Philip Kurz, Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung, erläuterte, warum sein Haus das Projekt der Reihe Bibliothek Wüstenroth Stiftung. Autorinnen des 20. Jahrhunderts förderte: „Solche Ausgaben sind ohne Hilfe von einem Verlag allein gar nicht machbar.“ Auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung trug zum Erscheinen der von Ulrich Weinzierl herausgegebenen und mit einem Essay von Felicitas Hoppe eingeleiteten Werkausgabe bei. Bisher sind in der Reihe 2017 bereits die Werke von Annette Kolb und Irmgard Keun erschienen.

Mit ihren Erzählungen wollte sie aufklären über die gesellschaftlichen Verhältnisse und zur Solidarität aufrufen. Als „rote Gräfin“ bezeichnet wurde sie eine der bekanntesten kommunistischen Autorinnen der Weimarer Republik. Unter Pseudonym wie beispielsweise Lawrence H. Desberry veröffentlichte sie Kriminalromane, übersetzte insgesamt über 150 Romane und Erzählungen aus dem Französischen, Russischen und Englischen ins Deutsche.

Anna Thalbach trug aus Zur Mühlens autobiografischem Roman Ende und Anfang. Ein Lebensbuch, 1929 im S. Fischer Verlag erschienen, vor. Außerdem las Thalbach gestenreich das Märchen Der Rosenstock, 1922 verfasst.
Der Politologe und Rechtswissenschaftler Wolfgang Abendroth erzählte in einem Interview, dass er, damals 14 Jahre alt, Hermynia Zur Mühlen in Frankfurt erlebt habe – und nach der Veranstaltung abgeführt worden sei. Zur Mühlen habe ihm später als Erstem ihre Märchen vorgelesen.
Diese Märchen und auch Erzählungen wurden viele Jahre danach in der DDR erneut veröffentlicht.

Felicitas Hoppe beschäftigte sich mit der Frage, was in politisch schwierigen Zeiten möglich sei und welche Auswirkungen das auf die Literatur habe – eine Frage, die gerade eine ganz neue Aktualität erhalte.
1934 erschien in der saarländischen Zeitung Deutsche Freiheit Zur Mühlens Roman Unsere Töchter, die Nazinen, den sie in nur drei Wochen geschrieben hatte. Sie wandte sich in dieser Zeit von der kommunistischen Linie ab.
1938 floh Hermynia zur Mühlen nach Bratislava und heiratet ihren Lebensgefährten Stefan Isidor Klein. 1939 emigrierten beide nach England. Hermynia Zur Mühlen starb schwer krank und verarmt 1951 im britischen Radlett.
Der Abend in der Deutschen Nationalbibliothek war ein unterhaltsames und nachdenkliches Angebot, sich mit einer zu Unrecht vergessenen ungewöhnlichen Autorin zu beschäftigen.
JF