Bei der Auftaktveranstaltung am Mittwoch zur inzwischen 20. Ausgabe des Münchner Krimifestivals wurde Friedrich Ani im ausverkauften großen Saal des Literaturhauses mit dem ersten Andreas Hoh Krimifestival-Preis ausgezeichnet.
Hoh gründete Anfang der Nullerjahre gemeinsam mit Sabine Thomas das Festival, eines der ersten im deutschsprachigen Raum überhaupt. Thriller-Stars wie Simon Beckett, John Grisham, Stephen King oder Jussi Adler Olson waren seither Gäste in der Landeshauptstadt. The Guardian nannte das Münchner Event „eines der zehn besten Krimifestivals weltweit“. Andreas Hoh verunglückte 2018 tödlich. Gestern hat die Co-Gründerin Sabine Thomas den nach Hoh benannten Preis erstmals verliehen.
„Friedrich Ani war von der allerersten Stunde an Teil des Krimifestivals“, so Sabine Thomas, die Ani eine Plexiglas-Skulptur überreichte, die „auch als Mordwaffe“ gebraucht werden könne. Aber Ani ist weniger für Totschlag, eher für Vermisste bekannt. Sein neuer Roman „Lichtjahre im Dunkel“ (Suhrkamp) bietet den altbekannten Ermittler Tabor Süden wieder auf, der auch im Hochsommer seine Lederjacke nicht auszieht, Friseure meidet, sich gerne mit Bier erfrischt und schweigt – so lange und irritierend, bis sich Angehörige und Zeugen gezwungen sehen, für einen kurzen Moment das Innerste nach außen zu kehren.
Um diese Augenblicke verdrängter Wahrheiten geht es auch in „Lichtjahre im Dunkel“: Ein Schreibwarenhändler ist verschwunden. Moderatorin Christiane Lutz (Süddeutsche Zeitung) setzte Schwerpunkte auf die Fragen nach Oberflächenspannung im Gegensatz zu meditativem Lesen, nach Stille und Pausen im Gegensatz zu Kreuzverhören. Sie bezog auch Anis neuen Gedichtband „Stift“ (Suhrkamp) mit ein, worin wortwörtlich oft Stille herrscht. Dadurch konnte Ani viel von seiner Recherche- und Schreibarbeit berichten. Und er las so fesselnd aus seinem neuen Kriminalroman, dass die Frage auftauchte, warum er nicht selbst sein eigener Hörbuchsprecher ist. nb
