Auf der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Jahr wurde ein neuer Trend deutlich, meint die selbstständige PR-Beraterin Deborah Klein: Zunehmend mehr Klein- und Selbstverleger:innen nutzten einen eigenen Messestand für sich, um die Bekanntheit für das eigene Profil zu steigern. Vor allem in der Vorbereitung entstünden viele Fragen, die es zu klären gilt, damit der Auftritt für Selfpublisher:innen und Kleinverlage vor Ort gelingen kann – für die Gespräche mit den Medien und auch zur Vernetzung mit der Branche, sagt Klein.
Die freie PR-Expertin ist seit vielen Jahren in der Verlagsbranche tätig und stellt im Sonntagsgespräch aus ihrer Sicht die neuesten Trends der kommenden Buchmessen 2024 vor.
Neue Konzepte, neue Messearchitektur: Wie ändert sich das Konzept der Buchmessen in diesem Jahr?
Aus meiner Beobachtung heraus steht die Buchmesse sowohl in Frankfurt als auch in Leipzig einem steten Wandel gegenüber. Neue Formate, innovative Themenbereiche und auch das Leseverhalten verändern die Buchbranche bereits seit Jahren nachhaltig, zugunsten der Besucher:innen als auch der Aussteller:innen. Besonders nach der Pandemie haben viele Branchenkolleg:innen ihre bisherigen Konzepte hinterfragt und überdacht. Auf der letzten Frankfurter Buchmesse wurde dies visuell wie auch inhaltlich deutlich: Die Messepräsenzen verändern sich, die Ausstellerprofile werden vielfältiger und das Programm am Stand und auf den Bühnen erhalten mehr Event-Charakter. Das Stichwort lautet: Eventisierung. Ob kleine oder große Bühnen auf dem Messestand, der gesamte Auftritt soll eine hohe Kommunikationsfunktion zwischen den Aussteller:innen und Gästen erfüllen und dabei als Erlebnisort fungieren. Hier zählt auch eine hohe Begegnungsqualität als Erfolgsfaktor, die analog oder digital als auch »hybrid« stattfinden kann, also live vor Ort und virtuell.
Die Frankfurter Buchmesse 2023 war überschattet vom Krieg im Nahen Osten. Sind politische Themen für den Wandel ebenso verantwortlich?
Ja, das ist richtig: Die weltweit größte Buchmesse trägt enorm viel Relevanz für die Gesellschaft, über die reine Fachbranche hinaus. Ein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse ist in meinen Augen für jeden Menschen relevant, der sich für das aktuelle Zeitgeschehen interessiert, da es ein internationaler Schmelztiegel der Kulturen ist. Fakt ist: Die Menschen kommen aus aller Welt hierher, das gilt sowohl für die Branche als auch das Lesepublikum. Hinzu kommt die zunehmende politische Bedeutung der Frankfurter Buchmesse in Krisenzeiten, in denen die Freiheit der Meinung und des geschriebenen Wortes umso wichtiger werden. Für Selfpublisher:innen und kleine Verlage bietet die Buchmesse zudem die Chance, ihr Portfolio mit einem eigenen Messestand dem breiten Publikum vorzustellen. Aber auch Leipzig ist als älteste Buchmesse über die letzten Jahre fortlaufend beliebter und erfolgreicher geworden, sowohl bei den Verlagen als auch in der breiten Öffentlichkeit. Dennoch bleibt die Leipziger Buchmesse in erster Linie eine Messe fürs Publikum.
Sie sprechen von neuen Ausstellungskonzepten und vermehrten Einzelaussteller:innen. Was hat es mit diesem Trend auf sich?
Für Autor:innen im Eigenverlag ist es bei der Vielzahl an Neuerscheinungen sinnvoll, die Bekanntmachung der eigenen Werke auch mit einem Messeauftritt zu verstärken. Selfpublisher:innen sind in der Regel sehr autonome Menschen, die kreativ sind und stets neue Möglichkeiten prüfen, dazu zählt auch ein eigener Messestand oder die Teilnahme an einem Gemeinschaftsstand. Hier werden neben Autor:innen auch Startups der Buchbranche bzw. neue, innovative Unternehmen mit produkt- und verfahrensmäßigen Neuentwicklungen in einem vom Veranstalter organisierten Bereich präsentiert, der wiederum in einzelne kleinere Messestände unterteilt ist. Diesen Bedarf haben bereits diverse Anbieter für sich erkannt, besonders mit Zielgruppe der Klein- und Selbstverleger. Ein Gemeinschaftsstand wird oftmals auch im Rahmen eines Förderprojektes von Bund oder Ländern angeboten, hier gilt es, sich rechtzeitig zu informieren.
Wie kann ein eigener Messestand für Klein- und Selbstverleger auf der Leipziger oder Frankfurter Buchmesse gelingen? Was gilt es zu beachten?
Fest steht: Erstmalige Aussteller:innen jeglicher Größe und Bekanntheit stehen vor der Aufgabe, ihren Messeauftritt selbstständig den Besucher:innen vor Ort anzukündigen. Der Messeauftritt beginnt allerdings nicht mit dem ersten Messetag, sondern mit einer guten Vorbereitung, ideal bereits Monate vor Messestart. Die Ansprache sollte dabei nicht nur die Fachbranche und die Leserschaft erreichen, sondern vor allem auch die Medien vor Ort.
Wie sieht eine professionelle PR-Arbeit für die eigene Messepräsenz aus? Gelingt dies in Eigenregie oder nur mit externer Unterstützung?
Grundsätzlich kann die Pressearbeit selbstständig als auch mit einer professionellen Begleitung durchgeführt werden. Hier sind Faktoren wie Erfahrung, Budget und auch Verfügbarkeit entscheidend. Bei den unzähligen Aufgaben der Messevorbereitung geht die Pressearbeit schnell unter oder wird erst kurz vor Messebeginn gestartet. Hier ist es wichtig, rechtzeitig eine Entscheidung für sich zu treffen. In der Regel ist eine externe Betreuung vor der Messe und auch bei Bedarf vor Ort ein professionelles Aushängeschild, da PR-Expert:innen wissen, wie eine effektive Medienansprache gelingen kann. Um unter der Vielzahl an Aussteller:innen herauszustechen, ist die Presse- und Medienarbeit zur Messe ein ebenso wichtiger Bestandteil wie die Auswahl der Bücher am Stand.